Verbesserte Therapie durch DNA-Reparatur-Hemmer
Neue Arzneimittel, welche die Behandlungsmöglichkeiten bei Brustkrebs nach erblicher Vorbelastung verbessern, dürften bald auch bei bestimmten Prostatakrebsformen eingesetzt werden. Eine dieser Substanzen, welche DNA-Reparaturmechanismen in Tumorzellen lahmlegen, Rucaparib, erhöht offenbar deutlich die Überlebenswahrscheinlichkeit von Betroffenen. Das zeigt eine jetzt im New England Journal of Medicine erschienene Studie.
Sogenannte PARP-Inhibitoren werden seit einigen Jahren relativ erfolgreich bei Patientinnen mit fortgeschrittenem Eierstock- oder Brustkrebs eingesetzt. Sie wirken durch Blockade von Polyribose-Polymerasen. Das sind Enzyme, welche die Reparatur von DNA-Einzelstrangbrüchen vermitteln. In Krebszellen führt das zur Anhäufung von Erbsubstanzschäden und zum programmierten Zelltod. Diese Medikamente wirken besonders bei Tumoren mit Mutationen in den sogenannten Brustkrebsgenen (BRCA1/BRCA2). Das sind oft Ovarial- oder Mammakarzinome. BRCA-Mutationen werden häufig vererbt.
Das Wirkprinzip der PARP-Inhibitoren ist aber nicht nur auf Eierstock- und Brustkrebs beschränkt. Diese Substanzen können auch bei fortgeschrittener Prostatakarzinomerkrankung eingesetzt werden, die nicht mehr auf Anti-Androgentherapien ansprechen. Im New England Journal of Medicine ist am Donnerstag eine internationale Studie publiziert worden, die gute Erfolge mit dem PARP-Inhibitor Rucaparib belegt. Einer der Autoren war Axel Heidenreich, Uro-Onkologe aus Köln, der sich auch an der MedUni Wien engagiert.
In der wissenschaftlichen Untersuchung wurden nach dem Zufallsprinzip 270 Patienten mit metastasiertem und nicht mehr auf Androgen-Entzug reagierenden Prostatakarzinom jener Gruppe zugeteilt, welche zweimal täglich je 600 Milligramm Rucaparib einnahm. 135 weitere Probanden bekamen entweder eine Chemotherapie oder ein Medikament, welches die körpereigene Produktion von Testosteron und anderen Androgenen verhindert. Die Beobachtungszeit betrug 62 Monate.
Risikoreduktion um 39 Prozent
Insgesamt betrug das mittlere Überleben ohne Fortschreiten der Erkrankung mit dem neuen Medikament 10,2 Monate, in der Vergleichsgruppe mit herkömmlicher Therapie nur 6,4 Monate. Das entsprach einer Risikoreduktion um 39 Prozent und war statistisch hoch signifikant. In einer Unterauswertung von Patienten, welche eine BRCA-Genmutation aufwiesen, wurde die Häufigkeit eines Fortschreitens der Karzinomerkrankung sogar halbiert. Die Wirkung wurde mit Magnetresonanz als bildgebendes Verfahren dokumentiert.
Das Prostatakarzinom ist die häufigste Krebserkrankung und die dritthäufigste Krebstodesursache bei Männern. Jährlich werden in Österreich rund 6.000 neue Prostatakarzinomdiagnosen gestellt. Am wichtigsten ist die Früherkennung. Männer ab 45 sollten regelmäßig eine Prostatakrebs-Vorsorge-Untersuchung durchführen lassen.
Die Früherkennungsuntersuchung umfasst laut Österreichischer Krebshilfe die Tastuntersuchung der Prostata (digital rektale Untersuchung), die Blutabnahme zur PSA-Bestimmung und eine Ultraschalluntersuchung der Nieren sowie des Unterbauches zur Beurteilung der Prostatagröße und der Blasen-Entleerungsfähigkeit. Im Frühstadium sind fast alle dieser Erkrankungen heilbar.