Erneuerbare Energie: Verbände wollen Tempo in der Politik sehen
Erneuerbare Energie ist in Österreich auf dem Vormarsch, 2022 wurden erstmals mehr erneuerbare als fossile Heizsysteme installiert. Damit das so weitergeht und die Klimaneutralität 2040 erreicht wird, müsse die Politik aktiv werden und Gesetze beschließen. Das forderten der Verbandspräsident Wärmepumpe Austria, Richard Freimüller sowie die Geschäftsführer Christian Rakos (proPellets Austria) und Roger Hackstock (Austria Solar) im Vorfeld der Energiesparmesse in Wels.
2022 wurden erstmals mehr erneuerbare als fossile Heizsysteme installiert, mehr als 50.000 Wärmepumpen und 30.000 Biomassekessel, über 11.000 Brauchwasser-Wärmepumpen und mehr als 50.000 Quadratmeter Solarthermie. Zurzeit komme der Druck zur Energiewende von außen, durch den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine und die damit verbundenen Engpässe. Damit sie sich weiterhin fortsetze, „brauchen unsere Branchen die fehlenden Gesetze wie einen Bissen Brot“, appellierte Hackstock am Mittwoch einmal mehr im Namen aller an die Politik, das Erneuerbare-Wärme-Gesetz, Klimaschutz- und Energieeffizienzgesetz rasch zu beschließen. „Die Branchen arbeiten schon am Anschlag, wenn wir so weitermachen, wären wir am Pfad zur Klimaneutralität 2040.“
Die Marktsteigerung bei Wärmepumpen von 59 Prozent gegenüber dem Vorjahr hatte Freimüller - noch - nicht erwartet. Natürlich könne man nicht genug Fachkräfte haben, die Installateure müssten geschult werden, vor allem in Wien wo es noch viele Gasthermen gebe. Freimüller hofft dabei auf Unterstützung von der Politik. Es bedürfe Verbesserungen im Förderwesen und Klarheit bei Genehmigungen, die erlaubte Vorlauftemperatur von 40 Grad Celsius solle auf 55 angehoben werden. Man sei bereits einen großen Schritt weitergekommen und warte nun, dass ein Beschluss der Ländervertreter mit dem Bund noch juristisch umgesetzt wird.
Aus einem Gespräch mit Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) schloss Freimüller, dass es „eine Förderung die nächsten 20 Jahre geben wird“, da es eine solche brauche, wenn man Öl und Gas verbiete. Die jetzige Förderung sei aber auf zwei Jahre begrenzt.
Pelletwirtschaft: Lachendes und weinendes Auge
Rakos, der auch Präsident des Welt-Biomasseverbandes ist, sah 2022 mit einem lachenden und einem weinenden Auge für die Pelletwirtschaft. Der Absatz in Österreich wurde verdoppelt, auch in Deutschland und ganz Europa gab es enorme Zahlen. Österreichische Unternehmen seien ganz vorn dabei. „Wir hatten doppelt so viele Neukunden wie im Jahr zuvor.“ Es habe aber auch Lieferengpässe, dramatische Preissteigerungen und Unverständnis gegeben. Das sei an einer Zuspitzung des Einkaufsverhaltens der Kunden gelegen. Hier würde eine verpflichtende Bevorratung bei Produzenten und Importeuren Abhilfe schaffen. Je 5 Prozent des Vorjahresbedarfs bzw. der im Vorjahr verkauften Ware dachte Rakos an, er rechnet mit einem Beschluss der Politik dafür noch heuer.
Im Solarbereich würden zu bisher dominierenden Kleinanlagen größere für Fern- und Prozesswärme kommen, erklärte Hackstock. „Die Betreiber haben die Sonne als preisstabile Wärmequelle erkannt.“ Da Solar auf der Fläche dreimal soviel bringe wie Photovoltaik, würden sich die Dächer wohl auf ein Viertel Solar und Dreiviertel PV aufteilen. Hier installierte Solaranlagen würden zu 95 Prozent in Österreich produziert, 300.000 seien derzeit in Betrieb, die mit 2.100 GWh den Jahresbedarf von St. Pölten erzeugen würden.