Marburg-Fieber breitet sich in Äquatorialguinea aus
Ein Ausbruch des tödlichen Marburgvirus im zentralafrikanischen Äquatorialguinea weitet sich aus. Fälle, die in rund 150 Kilometer Entfernung voneinander nachgewiesen wurden, deuten auf eine größere Verbreitung des mit dem Ebola-Erreger verwandten Virus in dem kleinen Küstenstaat hin, wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Donnerstag mitteilte. Von neun laborbestätigten Erkrankten starben demnach sieben. 20 weitere Tote waren wahrscheinlich ebenfalls infiziert.
Das mit dem Ebola-Erreger verwandte Marburgvirus löst Symptome wie Fieber, Krämpfe, blutiges Erbrechen und Durchfall aus. Je nach Behandlungsmöglichkeiten sterben bis zu 88 Prozent der Erkrankten.
Noch seien keine Impfstoffe oder Therapeutika zugelassen, aber es gebe Impfstoffkandidaten und Medikamente, die im Kampf gegen den Ausbruch helfen könnten, sagte WHO-Direktor Tedros Adhanom Ghebreyesus in Genf. Nach dem Ausbruch in Tansania stehen Experten bereit, um dort vielversprechende Impfstoffe zu testen. „Die Entwickler sind an Bord, die Protokolle für die klinischen Versuche sind fertig, die Experten und Spender sind bereit, sobald die nationale Regierung und die Forscher grünes Licht geben“, sagte Tedros. Auch in Äquatorialguinea hatte die WHO dies angeboten.
In Äquatorialguinea deuteten Fälle, die in bis zu 150 Kilometer Entfernung voneinander nachgewiesen wurden, auf eine größere Verbreitung des Virus hin, teilte die WHO am Donnerstag mit. Von neun seit Februar laborbestätigten Erkrankten starben demnach sieben. 20 weitere Tote waren wahrscheinlich ebenfalls infiziert. Wegen der Nähe zu den Nachbarländern Kamerun und Gabun sieht die WHO ein mittelhohes Risiko für die Region sowie ein hohes Risiko für das Land selbst, dessen Einwohner laut UNO zu den ärmsten Menschen der Welt gehören.
Reisebeschränkungen und Kontaktnachverfolgung
Die Übertragungskette müsse schnell unterbrochen werden, um „einen möglichen großflächigen Ausbruch und den Verlust von Menschenleben zu verhindern“, sagte der WHO-Regionaldirektor für Afrika, Matshidiso Moeti. „Marburg ist hochvirulent, kann aber durch den sofortigen Einsatz eines breiten Spektrums von Maßnahmen zur Bekämpfung des Ausbruchs wirksam kontrolliert und gestoppt werden.“
Der Ausbruch in Tansania wurde am Dienstag bekannt. Acht Infektionen wurden dort laut Gesundheitsministerium nachgewiesen, fünf Menschen starben. Der Ausbruch sei unter Kontrolle und konnte auf die Region Kagera im Nordwesten des Landes beschränkt werden, hieß es. Tansanias Regierung verkündete am Donnerstag Reisebeschränkungen und Maßnahmen zur Kontaktnachverfolgung für die betroffene Region. Die Inkubationszeit beträgt der WHO zufolge zwischen zwei und 21 Tagen.
Die WHO hat die Virus-Familie, die das Marburg-Fieber und die ebenso lebensgefährliche Krankheit Ebola auslöst, auf einer Prioritätenliste für mehr Forschung und die Vorbereitung auf größere Ausbrüche. Bei der Liste gehe es um Bakterien und Viren, die Ausbrüche verursachen, sich ausbreiten und zu einer Pandemie werden könnten, sagte Ana Mario Restrepo von der WHO-Pogramm für gesundheitliche Notfälle.
Ausbrüche seit 1975
Marburg-Fieber ist eine sogenannte Zoonose, sie überträgt sich zunächst vom Tier auf den Mensch. Die Krankheit ist unter Menschen hochansteckend durch Kontakt mit Körperflüssigkeiten. Kranke haben zunächst hohes Fieber, Hals-, Muskel-, Bauch- und Kopfschmerzen sowie Durchfall. Dazu kommen bei schwerem Verlauf starke Blutungen und ein Befall des zentralen Nervensystems. Das Virus heißt Marburg, weil sich in der hessischen Stadt 1967 Laborangestellte mit dem bis dahin nicht bekannten Virus bei Versuchsaffen infizierten.
Auch ohne Impfstoffe und Medikamente könne schon viel gegen die Ausbreitung von Marburg-Fieber getan werden, sagte Tedros: „Die sorgfältige Ermittlung von Kontaktpersonen, ihre Isolierung und die Pflege (Kranker) sind wirksame Instrumente, um die Übertragung von Marburg zu verhindern und Leben zu retten.“
Zuletzt waren im vergangenen Jahr drei Menschen im westafrikanischen Ghana gestorben. Ausbrüche des Marburg-Fiebers gab es davor laut WHO in Guinea (2021), Uganda (2017, 2014, 2012, 2007), Angola (2004-2005), der Demokratischen Republik Kongo (1998 und 2000), Kenia (1990, 1987, 1980) und Südafrika (1975).