Pionier der Angiologie
Pionier der Angiologie

MedUni Wien trauert um Herbert Ehringer

„Wir trauern um Univ. Prof. Dr. Herbert Ehringer, der am 26. März 2023 nach langem schweren Leiden im 91. Lebensjahr verstorben ist. Als Doyen der Angiologie in Österreich hat er dieses Fach vor mehr als fünf Jahrzehnten in Wien universitär etabliert und später die erste Klinische Abteilung für Angiologie in Österreich an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien (später Medizinische Universität Wien) aufgebaut und geleitet“, so die MedUni Wien in einer Aussendung.

red

Herbert Ehringer wurde 1932 in Bregenz geboren, absolvierte sein Medizinstudium in Innsbruck und Wien und promovierte 1957 sub auspiciis praesidentis rei publicae.

Seine wissenschaftliche Karriere startete an der Universität Wien am Institut für Pathologie sowie am Institut für Pharmakologie. Das Ergebnis seiner wissenschaftlichen Tätigkeit aus dieser Zeit war die bahnbrechende Arbeit zum Mangel an Dopamin im Neostriatum bei Patient:innen mit Morbus Parkinson, die die Grundlage für das Verständnis der Pathophysiologie und die Entwicklung der heutigen Therapiemethoden darstellt (H. Ehringer und O. Hornykiewicz Klin. Wschr. 38; 1236-1239;1960). Die Entwicklung eines automatischen Venenverschluss-Plethysmographen und die daraus resultierende in „Nature“ publizierte Arbeit: Analysis of the Vasodilator Action of Adrenalin in Skeletal Muscle Blood Vessels in Man (H. Ehringer und H. Konzett, Nature, 194: 1184; 1962) markierten den Einstieg in die Pathophysiologie der peripheren Zirkulation. Auf Grund dieser Arbeit wurde er im Jahre 1964 eingeladen, an der damaligen 1. Medizinischen Universitätsklinik in Wien die erste internistische Abteilung für Angiologie in Österreich aufzubauen.

Ehringer prägte die heimische Angiologie

In den nächsten Jahrzehnten entwickelte Herbert Ehringer die Klinische Abteilung für Angiologie zu einem der größten Zentren Europas weiter und prägte die Angiologie in Österreich nachhaltig: Sein unermüdlicher Einsatz für das Fach führte zur frühen Anerkennung der Angiologie als Zusatzfach, was die Voraussetzung für die spätere Etablierung des Sonderfaches Innere Medizin und Angiologie war. Herbert Ehringer war Co-Gründer der Österreichischen Gesellschaft für Angiologie und später Gründer der Österreichischen Gesellschaft für Internistische Angiologie.

Nach seiner Emeritierung im Jahr 1998 war sein soziales Engagement ein wesentlicher Schwerpunkt seines Lebens: Anlässlich der Vergrößerung der Europäischen Union im Mai 2004 initiierte er das Programm „Medizinstudenten ohne Grenzen”: in den folgenden 12 Jahren hatten mehr als1.500 Medizinstudenten von 28 Universitäten Mittel-, Ost- und Südost-Europas die Möglichkeit, ein 4-wöchiges Sommer-Praktikum in einem Österreichischen Krankenhaus zu absolvieren und gleichzeitig an einem Kulturprogramm teilzunehmen. Einige dieser ehemaligen Studierenden sind heute als Mediziner in Österreich tätig, auch an der Medizinischen Universität Wien.

Herbert Ehringers Lebenswerk wurde mehrfach geehrt: 2008 erhielt er das Ehrendoktorat der Medizinischen Fakultät der Universität Prag. Im Jahr  2014 wurde ihm das Ehrendoktorat der Semmelweis Universität in Budapest sowie das Bundes-Ehrenzeichen Österreichs verliehen. „Wir verlieren mit Herbert Ehringer einen brillanten Mann und begeisterten Universitätslehrer, der visionär die Bedeutung der klinischen Angiologie früh erkannt hat und zu seinem Lebensinhalt gemacht hat. Nicht zuletzt verlieren viele von uns einen geschätzten, lieben Freund“, heißt es weiter in der Aussendung der MedUni Wien.

 
© medinlive | 02.10.2024 | Link: https://www.medinlive.at/gesellschaft/meduni-wien-trauert-um-herbert-ehringer