Die schwierige Kommunikation im Kampf gegen den Klimawandel
„Ressourcen im Wandel“ heißt das Motto am 23. Klimatag, der noch bis Donnerstag auf der Montanuniversität Leoben stattfindet. Die Veranstaltung mauserte sich im Laufe der Jahre von einer Tagung von Meteorologen zu einem interdisziplinären Event, das den Austausch mit den Kolleg:innen aus anderen Fachgebieten in der Klimaforschung in den Fokus rückt – auch wenn das durchaus Kommunikationsprobleme zwischen den verschiedenen wissenschaftlichen Sphären mit sich brachte.
Nachdem es inzwischen nicht mehr „nur“ die Klimaforschenden bzw. Meteorologen zum Klimatag zieht, kam erst die Interdisziplinarität und auch die Transdisziplinarität hinzu, erklärt Claudia Michl, Leiterin der Geschäftsstelle des Climate Change Centre Austria (CCCA) . Hier zeigten sich unterschiedliche Sichtweisen, aber ebenso zeige es sich, dass zwar Haltungen von Teilnehmenden ähnlich seien, wenn etwa Forschende aus der Technik auf jene aus den Sozialwissenschaften und diese auf NGO-Vertretern treffen. Und dann entstünden sie, die Kommunikationsprobleme.
Klima-Kommunikation schwierig
Kommunikation ist inzwischen ein essenzielles Thema, stellt Michl fest, denn zwar könnten sich gegenwärtig alle darauf einigen, dass der Klimawandel da und vom Menschen gemacht ist, aber es brauche auch die Lösungen, die mit der Bevölkerung, der Wirtschaft und der Politik angegangen werden müssten. „Dann kann sich der Wissenschafter nicht verstecken, und auf seine 'Papers' zeigen: Wir müssen auch in den Austausch kommen, um dieses Wissen nutzbar zu machen“, so Michl. Zwar sei das kein genereller Anspruch an alle in diesem Bereich tätigen Personen, aber „es muss auch Übersetzende geben“. Vorarbeit sei schon geleistet worden, „wie etwa in diesem Kongress, der aufgrund der Interdisziplinarität dazu zwingt, die Sprache anzupassen. Ich als Naturwissenschafter muss dies beim Austausch tun“.
Wenn die Bevölkerung mit dem Wissen versorgt werden soll, dann werde Sprache wichtig, „daher auch die Transdisziplinarität, die auch am Klimatag immer Thema ist, obwohl dieser eine wissenschaftliche Veranstaltung ist“. Auch in der Forschungsförderung sei der gleiche Vorgang inzwischen zunehmend wichtig. „Wir müssen das Wissenschaftssystem an sich aber auch kritisieren, denn auch hier ist eine Transformation notwendig, damit wir die Erkenntnisse auch ins Wirken umwandeln können.“
Übersetzen der Fachsprache
„Das Publizieren in der Fachsprache ist Grundlage wissenschaftlichen Arbeitens“, stellt Ingeborg Schwarzl von der CCCA-Geschäftsstelle und Boku Wien fest. „Aber das Übersetzen nach außen sollte ebenfalls Teil einer wissenschaftlichen Karriere sein, und dieser Teil fehlt in diesem System noch“. Diese „Third Mission“ sollte Dialog und Lehre noch ergänzen, denn es sei mit ein Auftrag der Forschung einen Beitrag an die Gesellschaft zu leisten. „Der Umstand, dass eine wissenschaftliche Karriere momentan nach den Publikationen bewertet wird“, sei zwar gut, aber auf Ebenen, wie Erkenntnisse, im Klimabereich oft angewandte Forschung, zu den Bürgern gebracht werden können - hier herrsche Nachholbedarf.
Es lege auch stark an den Medien, ihre Rolle in der Klimaproblematik wahrzunehmen, so Michl. Das Kommunizieren der wissenschaftlich erarbeiteten Fakten sei damit gemeint, denn vielleicht sind Wissenschafter nicht immer die geeigneten Kommentatoren, doch dafür gebe es eben andere Felder, die hier agieren können. Die Frage, ob Medienarbeitende zu diesem Zweck nicht auch mit den Grundsätzen des wissenschaftlichen Arbeitens vertraut sein sollten, beantwortet Michl lachend mit: „Das wäre wünschenswert.“ „Der Austausch wie Medien und wie Wissenschaft arbeitet, der ist essenziell, und auch wie Politik funktioniert“, ergänzt Schwarzl. Es gelte zu wissen, wie das gegenüberliegende System funktioniert: „Denn es geht ja schließlich nicht darum, diese abzuschaffen.“
Damit Wissenschaft und nicht-wissenschaftliche Gruppen etwas in einem gemeinsamem Prozess entwickeln können, müsse ein Dialog gefördert werden. Es brauche ein Kommunizieren darüber, warum diese transformative Forschung wichtig ist. Und am Beispiel „Klimarat“ habe sich eines gezeigt, schloss Schwarzl: „Die Leute wollen ja etwas beitragen mit ihren Möglichkeiten - es gilt diese Möglichkeiten sichtbar zu machen“.