Aids-Hilfe forderte kostenfreien Zugang zu HIV-Prophylaxe
Die Aids-Hilfe hat am Mittwoch einen kostenfreien Zugang zur HIV-Prä-Expositionsprophylaxe (HIV-PrEP) gefordert. Dabei handelt es sich um ein Medikament, das vor dem Sex vorbeugend eingenommen wird, um sich vor Ansteckung mit dem HI-Virus zu schützen. „HIV-Prävention darf keine Frage des Geldbörsels sein“, sagte Andrea Brunner, Geschäftsführerin der Aids-Hilfe Wien auf einer Pressekonferenz mit der HOSI und der Österreichischen Aids-Gesellschaft in Wien.
Laut der Österreichischen Aids-Gesellschaft gibt es pro Jahr 300 bis 400 neue Diagnosen. „Wir müssen den Tatsachen ins Augen sehen. Nur das Kondom allein hat es nicht geschafft, die HIV-Pandemie zu beenden“, so Alexander Zoufaly, Präsident der Österreichischen Aids-Gesellschaft. „Schätzungen gehen davon aus, dass die PrEP zu 99 Prozent vor einer Ansteckung mit HIV schützt“, hieß es.
Im Zusammenhang mit der Forderung nach einem kostenfreien und niederschwelligen Zugang dazu wurde auf der Pressekonferenz auch auf eine vergangene Woche veröffentliche Studie des Gesundheitsministeriums verwiesen. Darin wird ein einfacher und kostenloser Zugang zur PrEP für bestimmte Personengruppen empfohlen. „Es wurde auch gezeigt, dass ein kostenfreier Zugang zur PrEP langfristig kostensparender für das Gesundheitssystem ist“, sagte Zoufaly.
Bei korrekter Einnahme wirken PrEP-Medikamente ebenso zuverlässig wie das Kondom. In Österreich kosten diese jedoch mindestens 59 Euro pro Packung, inklusive der dafür nötigen Untersuchungen bei einem spezialisierten Arzt. „Damit ist dieses wirkungsvolle präventive Medikament für viele besonders vulnerable Gruppen nicht oder schwer leistbar“, so Brunner.
Ebenfalls verwiesen Brunner und Zoufaly auf internationale Vorzeigebeispiele wie Deutschland, Spanien aber auch die Ukraine. Dort folge man bereits der Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur Implementierung der HIV-PrEP. „Österreich hinkt hier dagegen hinterher“, sagte Ann-Sophie Otte, Obfrau der HOSI Wien.
Kurzzusammenfassung der Forderungen
- Erstattung des Medikaments wird empfohlen, aber bei der Implementierung müssen mehrere Aspekte berücksichtigt werden.
- Die Medikation als Teil eines umfassenden Test-, Präventions- und Behandlungsangebots und anhand der Leitlinien soll ermöglicht werden.
- Das Setting sollte leicht zugänglich sein und von verschiedenen Bevölkerungsgruppen akzeptiert werden.
- Es gilt regionale Ungleichheiten abzubauen.
- Die Aus- und Weiterbildung des Gesundheitspersonals ist für eine gute Umsetzung nötig.
- Es braucht Maßnahmen, um bestimmte Zielgruppen zu informieren und sensibilisieren (z.B. MSM (Männer, die Sex haben mit Männern) mit Migrationshintergrund, MSM mit geringem Einkommen, Frauen und heterosexuelle Männer mit erhöhtem Risiko z.B. Sexarbeiter*innen).
- Es braucht ein Monitoring System, um die Implementierung zu begleiten.
- Bevor eine Entscheidung über Kostenerstattung getroffen wird, muss vorab die Zuständigkeit der Kostenübernahme geklärt werden.