Britische Corona-Untersuchung mit öffentlichen Anhörungen begonnen
Die offizielle Untersuchung zur Reaktion britischer Behörden in der Corona-Pandemie hat am Dienstag mit einer ersten Phase öffentlicher Anhörungen begonnen. Die Vorsitzende des Komitees, die frühere Richterin Heather Hallett, kündigte an, es werde eine „gründliche Ermittlung geben, wie sie die Menschen des Vereinigten Königreichs verdienen“.
Im Fokus der Untersuchung in London steht Hallett zufolge, ob Großbritannien ausreichend für eine Pandemie vorbereitet war, ob die Reaktion darauf angemessen war und welche Lehren für die Zukunft gezogen werden können. Ziel sei es, bald Empfehlungen zu machen, „die in der Zukunft Leben retten und Leid verringern“ könnten, so Hallett.
Zu Beginn wurden auf Video aufgezeichnete Berichte von Angehörigen von Corona-Toten gezeigt, die wegen der strengen Kontaktbeschränkungen teils kaum Gelegenheit hatten, Abschied zu nehmen. Hallett zeigte sich Beobachtern zufolge tief berührt von den Zeugnissen. Vor dem Gebäude hatten sich zudem Menschen zu einer Mahnwache versammelt. Sie kritisierten teils, Angehörige ihrer Gruppe würden in der Untersuchung nicht ausreichend zu Wort kommen.
Entscheidungen des damaligen Premiers Johnson besonders im Blickfeld
Besonders im Blickfeld der Untersuchung dürften die Entscheidungen des damaligen konservativen Premierministers Boris Johnson und seines Kabinetts stehen. Johnson stand wegen seiner zögerlichen Haltung zu Lockdowns bereits während der Pandemie immer wieder schwer im Kreuzfeuer der Kritik. Tausende Regierungsdokumente und WhatsApp-Nachrichten sollen dem Untersuchungskomitee helfen, sich ein Bild zu machen.
Im Vereinigten Königreich starben laut Sterbeurkunden etwa 227.000 Menschen an Covid-19. Das sind trotz geringerer Bevölkerungszahl beispielsweise deutlich mehr als in Deutschland.