Armenpfarrer und VinziWerke-Gründer Wolfgang Pucher gestorben
Der Grazer Pfarrer und VinziWerke-Gründer Wolfgang Pucher ist am Mittwoch gestorben, teilte die Vinzigemeinschaft Eggenberg am Donnerstag mit. Der 84-Jährige erlitt im Urlaub in Kroatien einen medizinischen Notfall und konnte trotz sofortiger Hilfe nicht gerettet werden, hieß es in der Aussendung. Er initiierte in Graz und anderen Städten Unterkünfte und Hilfseinrichtungen für Obdachlose und Arme und wurde für sein soziales Engagement mehrfach ausgezeichnet.
Wolfgang Pucher wurde am 31. März 1939 in Hausmanstätten bei Graz als Kind einer Handwerkerfamilie geboren. Nach der Matura 1958 trat er in die Grazer Lazaristen-Kongregation ein und wurde 1963 zum Priester geweiht. Nach einer Zeit als Kaplan und Erzieher war Pucher von 1969 bis 1973 am österreichischen St. Georgs-Kolleg in Istanbul tätig. Seit 1973 war er Pfarrer in Graz-St. Vinzenz. 1990 entstand die Jugend-Vinzenzgemeinschaft Eggenberg, 1991 startete Pucher mit dem „Vinzibus“, der jeden Abend Lebensmittelspenden an Bedürftige verteilte, ein unkompliziertes und effizientes Hilfsprojekt. 1993 folgte in Graz-St. Leonhard das „VinziDorf“, wo obdachlose Menschen eine Heimstatt in Baucontainern fanden. Ähnliche Initiativen in Grazer Bezirken und anderen österreichischen Städten folgten.
Ein besonderes Anliegen waren dem Pfarrer die Roma aus dem slowakischen Hostice, die als Bettler nach Graz gekommen sind. Um ihnen auch zu Hause die Möglichkeit zum Geldverdienen zu geben, startete er das Projekt „VinziPasta“, eine Nudelmanufaktur in Hostice, mit dem die Frauen des Ortes zuhause Geld verdienen. Für Aufsehen sorgte auch sein Widerstand, als das Land Steiermark im Jahr 2011 ein Bettelverbot erließ. Pucher ließ sich selbst anzeigen und unterstützte andere Angezeigte, bis 2013 das Verbot vom Verfassungsgerichtshof gekippt wurde.
Nachdem er 2012 im Essl-Museum Klosterneuburg mit dem „Essl Social Prize“ für sein Lebenswerk ausgezeichnet wurde, verwendete er das Preisgeld von einer Million Euro für eine innovative Form der Wohnbetreuung Obdachloser in der Stadt Salzburg. 2013 feierte er sein 50-jähriges Priesterjubiläum und sein 40-jähriges Pfarrjubiläum. 2015 erhielt er das Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich. 2017 entstand aus der Notschlafstelle VinziTel heraus das Projekt Solido, das volljährige Einzelpersonen und Familien, die von Obdach- und Wohnungslosigkeit betroffen sind, unterstützt.