Walter Klepetko wird Leiter der Universitätsklinik für Chirurgie
Der Thoraxchirurg Walter Klepetko, jahrelanger Leiter der Klinischen Abteilung für Thoraxchirurgie der MedUni Wien/AKH Wien, übernimmt die Leitung der übergeordneten Universitätsklinik für Chirurgie an der Medizinischen Universität Wien bzw. im AKH Wien. Er folgt damit Michael Gnant.
Walter Klepetko setzt sich in seiner neuen Funktion im akademischen Bereich zum Ziel, die nationale und internationale Führungsrolle der Wiener universitären Chirurgie in der Entwicklung neuer Behandlungsmethoden und im wissenschaftlichen Output zu unterstützen und weiter voranzubringen.
Der Thoraxchirurg folgt in seiner nunmehrigen Funktion Michael Gnant. Nach Diskussionen um unklare Operationsprotokolle an der Universitätsklinik für Chirurgie (MedUni Wien/AKH) rund um den Chirurgen kam es zu einer außergerichtlichen Einigung zwischen der Medizinischen Universität Wien und dem Arzt. Der international hoch angesehene Brustkrebsspezialist wird demnach seine wissenschaftliche Arbeit im Rahmen einer Forschungskarenz weiterführen. Gleichzeitig wird er keine Leitungsfunktion innerhalb der MedUni Wien mehr bekleiden und dort nicht klinisch tätig sein. Der Rektor der MedUni Wien, Markus Müller, hatte infolge der außergerichtlichen Einigung die zuvor ausgesprochene Entlassung und Kündigung Gnants zurückgezogen.
Im „Standard“- Interview meinte Klepetko, dass er „diese Aufgabe nicht in meiner Lebensplanung vorgesehen hatte.“ Er hätte sich aber entschlossen, diese große organisatorische Herausforderung anzunehmen, denn „nach einer Periode der Verunsicherung an der chirurgischen Universitätsklinik soll wieder Ruhe einkehren und ein produktives und angstfreies Arbeiten möglich sein.“
Als wichtige Aufgabe führt er daher an, konstruktive Bedingungen schaffen zu wollen. Dazu gehört es, neue zeitgemäße Strukturen für die Chirurgie zu schaffen, die insbesondere den Herausforderungen der zunehmenden Spezialisierung Rechnung tragen, und gleichzeitig die Breite der Ausbildung garantieren. Ein weiterer wichtiger Aspekt wird es sein, für eine größtmögliche Entlastung von Administration zu sorgen, damit Chirurginnen und Chirurgen mehr Zeit im Operationssaal verbringen können.
Dem „Standard“ sagte Klepetko weiters, dass er die größten Probleme „in Bereichen sieht, die wir wirklich schwer beeinflussen können. Ganz konkret ist es das Arbeitszeitgesetz. Seit wir gesetzlich nicht mehr als 48 Stunden in der Woche arbeiten dürfen, hat sich die Situation der Chirurgie deutlich erschwert.“ Eine Lösung für diese Problematik sieht er unter anderem in der Schaffung von Ausnahmeregelungen für akademische Institutionen, denn „ein Chirurg, der auch wissenschaftlich erfolgreich sein will, mit einem Arbeitstag von acht Stunden einfach nicht auskommen. Da kommen wir in Europa gegenüber Amerika in einen massiven Nachteil.“
Walter Klepetko war bis 2018 Leiter des international viel beachteten Lungentransplantationsprogamms an der MedUni Wien/AKH Wien, das er Ende der 1980er-Jahre selbst aufgebaut und mit über 100 Eingriffen jährlich zu einem der größten Zentren der Welt gemacht hat. Zuletzt war der Wiener mit seinem Team rund um die Lungentransplantation von Niki Lauda im Sommer 2018 im Fokus der Öffentlichkeit gestanden. Seine Abteilung gilt als nationales und internationales Referenzzentrum für komplexe thorakale Eingriffe.
Zur Person
Walter Klepetko wurde 1955 in Wien geboren, 1978 promovierte er zum Doktor der Medizin. Er ist Professor für Thoraxchirurgie und seit 2010 Leiter der Klinischen Abteilung für Thoraxchirurgie der Universitätsklinik für Chirurgie der MedUni Wien/AKH Wien. Seine Spezialgebiete sind Chirurgie des Bronchuskarzinoms, Chirurgie funktioneller Lungenkrankheiten, Chirurgie des Lungenhochdrucks sowie Lungentransplantation und Trachealchirurgie. Der Vater zweier Kinder ist Pastpräsident der Europäischen Gesellschaft für Herz und Thoraxchirurgie (EACTS) und war Europarepräsentant im Board der gleichnamigen amerikanischen Gesellschaft (AATS). 2014 erhielt er für seine medizinischen und wissenschaftlichen Leistungen das große Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich. 2015 bekam er den Preis der Stadt Wien für Medizinische Wissenschaften.