Eigenverantwortung ist gefragt
In Deutschland steigen die Durchimpfungsraten. Experten hoffen auch für Österreich auf zunehmende Impfbereitschaft.
Die Influenza-Durchimpfungsrate in Österreich ist schlecht. So viel ist sicher, auch wenn es keine offiziellen Zahlen dazu gibt. Nach Hochrechnungen der Hersteller liegt sie nur bei etwa sechs Prozent. In Deutschland ist sie etwas besser, eine Steigerung wird auch für Österreich erwartet. Da wie dort ist die vergangene Influenza-Saison jedenfalls durch schwere Verläufe gekennzeichnet gewesen, was die Impfbereitschaft für heuer erhöhen könnte. Allerdings ist die Influenza-Impfung bei uns – im Unterschied zu Deutschland - im Regelfall selbst zu bezahlen. Experten raten dennoch dazu, die vergleichsweise geringen Kosten von knapp über 20 Euro pro Impfung auf sich zu nehmen und sich und andere zu schützen.
Zur Auswahl stehen verschiedenen Impfstoffarten, unter anderem der neue Vierfachimpfstoff, der zwei A- und zwei B-Stämme abdeckt, ein spezieller, adjuvierter Impfstoff für ältere Personen und ein Nasenspray für Kinder ab zwei Jahren. Bestimmte Personengruppen sollten auf jeden Fall an die Impfung denken. Dazu gehören Senioren, Kinder und Gesundheitspersonal.
14 Prozent Durchimpfungsrate bei Über-60jährigen
Ältere Menschen gelten bezüglich Influenza als besonders gefährdet. Aus Umfragen der Hersteller lässt sich für diese Altersgruppe eine Durchimpfungsrate von etwa 14 Prozent errechnen. „Damit sind wir Lichtjahre von der empfohlenen Durchimpfungsrate von 75 Prozent bei älteren Menschen entfernt“, erklärt Ursula Köller, Vorsitzende der Arbeitsgruppe „Impfen“ der Bioethikkommission des Bundeskanzleramtes. In Deutschland haben sich 2017 zumindest 46 Prozent der über 60-jährigen impfen lassen, 58 Prozent haben es dieses Jahr vor. „Wir wären froh, wenn wir das auch bei uns in Österreich schaffen könnten. Ältere leiden schließlich deutlich häufiger als jüngere Menschen unter Komplikationen wie zum Beispiel Lungenentzündungen, an denen man auch sterben kann. Oft wäre das durch eine Impfung pro Saison zu verhindern“, so Köller.
Für Kinder gefährlicher als viele andere Infektionskrankheiten
Apropos Durchimpfungsraten: Laut einer Umfrage der Grazer Universitätsklinik lag die Durchimpfungsrate bei Influenza bei Kindern in Österreich in der letzten Saison sogar nur bei 4,8 Prozent. Die Konsequenz waren neun tote Kindern zwischen drei und 12 Jahren. 2017/2018 gab es in Österreich bei Kindern mehr Todesfälle mit einer nachgewiesenen Influenza-Infektion als im gesamten Jahr 2017 durch Infektionen mit Meningokokken, Pneumokokken und Hämophilus influenzae (Erreger der eitrigen Meningitis) zusammen, gegen die schon Impfprogramme laufen. „Gründe für die niedrige Durchimpfungsrate bei Kindern dürften sein, dass die Impfung nicht im Gratisimpfkonzept enthalten ist und dass es der Bevölkerung nicht bekannt ist, dass es auch bei kindlicher Influenza schwere Verläufe gibt. Weiters ist die Influenza die häufigste impfpräventable Infektion, die zu Spitalsaufnahmen von Kindern führt.“ unterstreicht Werner Zenz von der Universitätsklink für Kinder- und Jugendheilkunde in Graz die Wichtigkeit der Influenza-Impfung.
Wiener Kinderärzte haben hohe Durchimpfungsrate
Ganz besonders empfohlen wird die Influenza-Impfung außerdem für das Gesundheitspersonal (HCW). Dazu gehören neben Ärzten und Ärztinnen Pfleger, Rettungsdienste, Heimhilfen und Apothekern bis hin zum Reinigungspersonal in medizinischen Einrichtungen.
In Deutschland wollen sich 2018 60 Prozent des medizinischen Personals gegen Influenza impfen lassen. Das ist beinahe eine Verdoppelung im Vergleich zum Vorjahr. In Österreich ist nur von den Wiener Kinderärzten- und ärztinnen eine hohe Durchimpfrate bekannt, 70 Prozent geben an, gegen Influenza geimpft zu sein. Bei allen anderen dürften die Zahlen deutlich darunterliegen. „Das Gesundheitspersonal spielt aber nicht nur eine große Rolle bei der Übertragung der Viren, sondern es kann durch viele Erkrankungen auch zu Engpässen in der Versorgung kommen“, betont Köller. Sie betont die Vorbildwirkung der Ärzte und Ärztinnen und ist der Meinung, dass die Arbeitgeber einen einfachen Zugang zu Impfungen zum Beispiel auf den Krankenhausstationen ermöglichen sollten.
„Wir hoffen, dass zumindest den besonders gefährdeten Gruppen klar ist, dass sie hier selbst die Initiative ergreifen müssen und ähnlich wie die Deutschen heuer häufiger zur Impfung gehen“, so die Impfexpertin auch in Hinblick auf den neuen Vierfach-Impfstoff, der alle wesentlichen Influenza-Stämme abdeckt.“