Konflikte am Arbeitsplatz machen krank auf allen Ebenen
Streitereien, Missgunst und eine generell unangenehme Arbeitsatmosphäre im Büro sind keine Seltenheit. Ein Missverständnis in der Kommunikation, verschiedene Ansichten zu einem Thema, das fragwürdige Zeitmanagement des Kollegen: Diese Knackpunkte kennen die meisten Arbeitnehmer. Nun hat eine Studie untersucht, was schlechtes Arbeitsklima psychisch, aber auch körperlich auslöst.
In der repräsentativen Marketagent-Studie wird den häufigsten Auslösern, aber auch Belastungen für die Mitarbeiter auf den Grund gegangen. Wie weitreichend sich Unstimmigkeiten am Arbeitsplatz auswirken können und wie unterschiedlich Frauen und Männer damit umgehen, zeigen die Ergebnisse deutlich.
Dabei machen sich derlei Unstimmigkeiten nicht nur am Arbeitsplatz bemerkbar, auch das Privatleben leidet. Zwar bleibt die Hälfte der Befragten von Auseinandersetzungen im Job in der Freizeit eher unberührt, allerdings berichten 17 Prozent doch von starken Belastungen, unter den Frauen sogar über 23 Prozent. Grund genug, das Phänomen genauer unter die Lupe zu nehmen.
Abgrenzung das A und O
Konflikte am Arbeitsplatz können durchaus aufreibend sein und nicht jeder Mitarbeiter kann sich hier gleich gut abgrenzen. Wird im Job gezankt, schleichen sich beim Gedanken an die Arbeit bei mehr als der Hälfte der Befragten zumindest in seltenen Fällen negative Emotionen ein. Hinzu kommt oftmals Überforderung oder eine subjektiv wahrgenommene Hoffnungs- und Sinnlosigkeit. Auch das Gefühl, am Arbeitsplatz nichts richtig zu machen, ist jedem Zweiten zumindest nicht gänzlich unbekannt. Doch nicht nur auf psychischer Ebene machen sich firmeninterne Spannungen bemerkbar. Einige Arbeitnehmer haben in Folge von Konflikten im Job zumindest hin und wieder mit körperlichen Folgen wie Kopfschmerzen (50 Prozent), Magenschmerzen (46 Prozent) oder hohem Blutdruck (38 Prozent) zu kämpfen. 4 von 5 Befragten berichten außerdem aufgrund von Auseinandersetzungen am Arbeitsplatz bereits schlecht geschlafen zu haben, knapp jeder fünfte erlebt dies sogar einmal pro Woche oder häufiger. Besonders Frauen sind diesbezüglich sehr sensibel und leiden stärker darunter, wenn die Harmonie am Arbeitsplatz fehlt.
Durchaus erwähnenswert und bedenklich ist auch, dass das eigene Burn-out-Risiko von 23 Prozent der Befragten als (eher) hoch eingeschätzt wird, wenn zumindest mehrmals pro Monat Konflikte im Arbeitsalltag aufkommen. Zum Vergleich: Gibt es selten Spannungen im Job, fühlen sich nur knapp 13 Prozent von einem Burn-out gefährdet, erklärt Thomas Schwabl, Geschäftsführer von Marketagent.
Zuletzt wirken sich Konflikte wenig überraschend auch auf die Arbeitshaltung und –leistung aus. Besonders die Motivation nimmt ab (41 Prozent), stattdessen wird nur noch Dienst nach Vorschrift gemacht, das sagen 37 Prozent. Die Mitarbeiter bemerken einen Leistungsabfall (27 Prozent) und die Konzentration fällt ihnen schwer (17 Prozent). Über einen Abteilungs- oder gar Firmenwechsel hat in solchen Fällen knapp die Hälfte der österreichischen Arbeitsnehmer zumindest schon einmal nachgedacht oder diesen Schritt sogar gewagt.
Ein Drittel erlebt Spannungen am Arbeitsplatz
Doch wie häufig stehen Konflikte am Arbeitsplatz nun tatsächlich auf der Tagesordnung? Konkret bemerkt ein Drittel der heimischen Arbeitnehmer diese zumindest wöchentlich, unter den 18- bis 39-Jährigen sind es sogar 4 von 10 Befragten, beschreibt Lisa Patek, Marketingleiterin von Marketagent, die Ergebnisse. Besonders mit Kollegen des eigenen Teams (33 Prozent) kriegen sich die Österreicher in die Haare, gefolgt von Kunden (32 Prozent) und Kollegen aus anderen Abteilungen (31 Prozent). Über ein Viertel erlebt außerdem Meinungsverschiedenheiten mit dem Vorgesetzten. Übrigens: Während Männer eher mit anderen Teams im Clinch liegen, kommt es bei Frauen öfter in den eigenen Reihen zu Konflikten.
Ursache für solche Auseinandersetzungen sind allen voran Schwierigkeiten im Bereich der Kommunikation, das Resultat sind Missverständnisse. Konfliktpotenzial bergen darüber hinaus unterschiedliche Zielvorstellungen, Ansprüche und Erwartungen bei der Erledigung von Aufgaben oder Unklarheiten bei der Kompetenzverteilung.
Ein klassischer Streitschlichter im Unternehmen fehlt oft
Den Zwist am Arbeitsplatz zu beseitigen, liegt dem klaren Großteil der Befragten am Herzen. Dabei versuchen diese vor allem Kompromissen zu finden (45 Prozent) oder das Gespräch mit den Beteiligten zu suchen (43 Prozent). Knapp 3 von 10 gehen einen passiveren Weg und ziehen es vor, Abstand zu halten, um eine Eskalation zu verhindern. Andere wiederum bitten im Sinne der Konfliktlösung neutrale Personen um Rat, etwa Kollegen (24 Prozent), Vorgesetzte (17 Prozent) oder externe Berater (6 Prozent).
Die Häufigkeit von Konflikten und Streitigkeiten am Arbeitsplatz in Verbindung mit den beträchtlichen Auswirkungen, mit denen die betroffenen Mitarbeiter zu kämpfen haben, machen klar: Konkretes Konfliktmanagement, egal in welcher Form, ist unverzichtbar, betont Kommunikationstrainer Thomas Douschan, der in die Studie involviert war. Allerdings gibt es bei weitem nicht in jedem Unternehmen konkrete Programme oder Ansprechpersonen für die Lösung innerbetrieblicher Spannungen. In nur 3 von 10 Firmen stehen derartige Angebote zur Verfügung, wobei hier auch die Unternehmensgröße eine Rolle spielt. Sind Ansprechpersonen vorhanden, handelt es sich hierbei in kleinen Betrieben in erster Linie um Führungspersonen (64 Prozent), die als Streitschlichter fungieren. Im Gegensatz dazu liegt die Zuständigkeit in größeren Unternehmen ab 50 Mitarbeitern weniger beim Chef (37 Prozent), sondern auch vermehrt bei der Stabstelle Personal (33 Prozent) sowie externen Mediatoren oder Beratern (19 Prozent). Knapp die Hälfte der Befragten hat in ihrem Unternehmen allerdings gar keine Stelle, an die sich Betroffene wenden können.
Drei Viertel würden sich eine Unterstützung zur Bewältigung von Konflikten aber durchaus wünschen. Bevorzugte Maßnahmen wären regelmäßige Gespräche mit dem Führungspersonal (27 Prozent), (Team-)Supervisionen (24 Prozent) und Kommunikationstrainings (22 Prozent). Auch externe Personen wie Mediatoren (14 Prozent) oder Psychologen (13 Prozent) sind vorstellbar.