Austria

11.000 Corona-Tote, das Sorgenkind „Oberösterreich“ und beharrliche Impfskeptiker

11.000 Menschenleben hat die Corona-Pandemie hierzulande bereits gefordert. Das ist überaus tragisch. Laut einem Arbeitsdokument der Ampel-Kommission geht der Corona-Trend aktuell jedoch zumindest in die richtige Richtung. Was bleibt, ist das Sorgenkind „Oberösterreich“ – die sechs Bezirke mit den höchsten Inzidenzen sind allesamt im Land ob der Enns – sowie die Hartnäckigkeit der Impfskeptiker im Land.

mil/Agenturen

Seit ihrem Beginn hat die Corona-Pandemie hierzulande über 11.000 Menschenleben gefordert. Ein Blick auf das AGES-Dashboard (Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit, Anm.) zeigt abermals, dass ältere Menschen viel gefährdeter als junge sind, einen tödlichen Verlauf einer Covid-Erkrankung zu haben. Ebenso ist das Risiko für Männer deutlich höher als für Frauen. Laut dem Dashboard haben in der Gruppe der über 84-Jährigen von 100 Krankheitsfällen 29 Männer einen tödlichen Verlauf. Bei den Frauen sind es in dieser Altersgruppe 18 bei 100 Krankheitsfällen.

Weiters zeigt das Dashboard, dass das Risiko eines tödlichen Covid-19-Verlaufs drastisch abnimmt, je jünger die Patienten sind: In der Gruppe der 75- bis 84-Jährigen sind es statistisch gesehen 14,1 männlichen und 7,5 weibliche Corona-Tote - jeweils pro 100 Krankheitsfällen -, in der Gruppe der 65- bis 74-Jährigen 4,8 Männer und 2,4 Frauen. In der Gruppe der 55- bis 64-Jährigen sinkt das Risiko für einen tödlichen Verlauf schon unter ein Prozent.

Auch in den Absolutzahlen manifestiert sich das: Zwischen 0 und 44 Jahren sind in Österreich insgesamt 64 Menschen ums Leben gekommen - bezogen auf die Zahlen der AGES, die in Abweichung zu den Ministerien von bisher 10.762 Corona-Toten ausgehen. In der Gruppe der 45- bis 54-Jährigen waren es demnach bisher 183 an oder mit Covid-19 Verstorbene, in der Gruppe der 55- bis 64-Jährigen 634. 1.576 Corona-Tote waren 65 bis 74 Jahre alt, 3.656 Verstorbene waren es in der Gruppe der 75- bis 84-Jährigen, 4.649 Covid-Tote waren über 84 Jahre alt.

Über 2.000 Neuinfektionen – die meisten in Wien

Innerhalb der letzten 34 Stunden gab es in Österreich 2.049 Neuinfektionen. Eine Zahl, die  über dem Schnitt der vergangenen sieben Tage von 1.813 Fällen pro Tag liegt. Die Sieben-Tages-Inzidenz stieg damit von 138,3 auf 142,1 Fälle pro 100.000 Einwohner an. Auch die Zahl der aktiven Fälle stieg wieder an, um 263 auf 20.242. In den vergangenen 24 Stunden wurden 1.775 Patienten als wieder gesund gemeldet, damit sind bei 743.095 bestätigten Fällen seit Pandemiebeginn bisher 711.844 Patienten als genesen gemeldet worden.

Im Krankenhaus lagen am Donnerstag 851 Menschen, um 19 weniger als gestern. 220 von ihnen wurden auf Intensivstationen betreut. Diese Zahl sank seit gestern um sechs und ist innerhalb einer Woche um zwei Patienten angestiegen. In den vergangenen 24 Stunden wurden 541.856 PCR- und Antigenschnell-Tests eingemeldet, von denen 157.611 aussagekräftige PCR-Tests waren. Damit wurden bisher 109.007.148 Corona-Tests durchgeführt. 1,3 Prozent der PCR-Tests waren in den vergangenen 24 Stunden positiv.

Am Mittwoch wurden 12.808 Impfungen durchgeführt. Damit haben laut den Daten des E-Impfpasses 5.728.613 Menschen zumindest eine Teilimpfung erhalten, 64,1 Prozent der Bevölkerung. 5.410.849 Menschen und somit 60,6 Prozent der Österreicher sind voll immunisiert. Die meisten Neuinfektionen gab es einmal mehr in Wien mit 474 Fällen vor Oberösterreich mit 452 und Niederösterreich mit 342. In der Steiermark wurden 240 Neuinfektionen registriert, in Salzburg 170, in Kärnten 150, in Tirol 131, in Vorarlberg 47 und im Burgenland 43. Die Sieben-Tages-Inzidenz war in Oberösterreich mit 197,5 am höchsten, vor Wien mit 177,1.

Sorgenkind Oberösterreich

Und dennoch: Der Corona-Trend in Österreich zeigt aktuell in die richtige Richtung. Laut Arbeitsdokument der Ampel-Kommission gehen die Zahlen außer in Kärnten überall nach unten oder stagnieren. Sorgenkind bleibt Oberösterreich. Gleich die sechs Bezirke mit den höchsten Inzidenzen sind im Land ob der Enns. Besonders betroffen ist das impfträge Innviertel mit den Bezirken Ried und Braunau, die die ungünstigsten Werte aufweisen.

Was die Farbgebung der Ampel angeht, dürfte mit dem Burgenland erstmals seit mehreren Wochen wieder ein Bundesland in den Bereich des geringen Risikos, also gelb-grün, eingestuft werden. In Tirol, das allerdings weiter mit Abstand die schlechteste Testquote aufweist, bleibt es bei gelb, also mittlerem Risiko, neu in diese Stufe dürfte die Steiermark vorrücken. Der Rest des Landes plus der Bundesstaat dürften orange bewertet werden, was hohes Risiko meint.

Ausschlaggebend für die Farbgebung sind ja mittlerweile nicht mehr die Infektionen alleine, sondern es werden weitere Faktoren in eine Risikozahl eingerechnet. Ab 100 ist man im roten Bereich des sehr hohen Risikos. Davon ist man im Moment überall weit entfernt. Die schlechtesten Werte hat Oberösterreich mit 79,3, während das Burgenland am anderen Ende der Skala 24,0 aufweist.

Auch was die risikoadjustierte und die rohe Fallzahl angeht, sind die Zahlen in Oberösterreich bei weitem die schlechtesten. Insgesamt stagnieren die Zahlen im Bundesland aber wie in der Steiermark. Überall sonst gehen sie zurück, nur in Kärnten wurde in der vergangenen Woche ein Anstieg verzeichnet, der mit elf Prozent aber vergleichsweise gering ist. Was die prognostizierte Auslastung der Intensivstationen betrifft, ist Oberösterreich hinter Wien zweiter.

Bis Mitte August 677 Tote in Pflegeheimen

Bis Mitte August sind zudem 677 Menschen in Pflegeheimen nach einer SARS-CoV-2-Infektion gestorben. Das geht aus der Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage der NEOS durch Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) hervor. Die Zahlen zeigen aber auch, dass die Impfung wirkt. Mit 642 ist nämlich das Gros der Todesfälle unter den nicht geimpften Bewohnern zu beklagen gewesen, lediglich 35 der Verstorbenen waren immunisiert.

Zudem waren rund zwei Drittel der Toten in den ersten drei Kalenderwochen des Jahres zu verzeichnen, also zu einem Zeitpunkt, als die Impfungen in den Pflegeheimen gerade anliefen. Ab Mitte Februar gingen die Todesfälle deutlich zurück, seit Anfang Juni bist Mitte August wurden überhaupt nur noch sechs Todesfälle in den Heimen registriert.

Auch die Infizierten-Zahlen nahmen nach den ersten Wochen rapide ab. Waren es in den ersten sieben Kalenderwochen noch 3.528 Corona-Fälle in den Heimen, sind es von Mitte Februar bis Mitte August mit 771 vergleichsweise wenig gewesen. Insgesamt gab es 4.299 Corona-Erkrankte in diesem Zeitraum in den Heimen. Davon waren 3.898 nicht immunisiert.

Wien mit den meisten Todesfällen in Pflegeheimen

Wenn man die einzelnen Bundesländer betrachtet, verzeichnete Wien mit 252 die meisten Covid-19-assozierten Sterbefälle in Pflegeheimen, gefolgt von der Steiermark (123) und Niederösterreich (112). Die wenigsten Toten in Pflegeheimen wurden in Vorarlberg (3), Tirol (14) und dem Burgenland (20) registriert.

„Die Impfung hat in den Pflegeheimen ganz offensichtlich viele Todesfälle verhindert“, betonte NEOS-Gesundheitssprecher Gerald Loacker.“ Nun würden sich aber Meldungen über Cluster in den Heimen häufen, weil erstens die Wirkung der Impfung mit der Zeit nachlasse und weil zweitens das Virus oft von ungeimpftem Personal eingeschleppt werde. „Wenn wir einen halbwegs normalen und dennoch sicheren Betrieb in den Pflegeheimen wollen, müssen der Gesundheitsminister und die Länder auch dort rasch mehr Anreize setzen, damit sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter impfen lassen“, so Loacker.

Impfskeptiker misstrauen Forschung und mögen Proteste

Stabil bleibt in jedem Fall die Zahl der Impfskeptiker hierzulande. Das hat das „Gallup“-Stimmungsbarometer unter 1.000 Befragten erhoben. Demnach will weiter etwa jeder fünfte auf den Stich verzichten. Diese Gruppe erweist sich dann auch als durchaus wissenschaftsskeptisch und misstrauisch und hat Verständnis für die Proteste gegen die Corona-Maßnahmen.

Gleich 88 Prozent der Impfgegner sind sehr oder eher damit einverstanden, wenn gegen die entsprechenden Verordnungen zur Eindämmung der Pandemie demonstriert wird. Bei der Gesamtbevölkerung sind es dagegen nur 37 Prozent. 61 Prozent äußerten sich verständnislos.

Während insgesamt 74 Prozent der Meinung sind, dass Wissenschaft und Forschung einen wesentlichen Beitrag zur Bekämpfung der Pandemie leisten, glauben das bei den Skeptikern nur 39 Prozent. Etwa gleich viele (40) sind der Ansicht, dass Wissenschaft und Forschung in der Coronakrise das eigentliche Problem sind.

Auch im Allgemeinen sind die Impfgegner misstrauischer. Während 48 Prozent der Gesamtbevölkerung die Meinung vertreten, man könne in der Gesellschaft niemandem vertrauen, sind es bei den Impfskeptikern über zwei Drittel (67 Prozent). 39 Prozent fühlen sich von der Gesellschaft ungerecht behandelt (26 Prozent in der Gesamtbevölkerung).

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