Emily kam einst mit lediglich sechs Jahren ob einer fortgeschrittenen rezidivierenden akuten lymphoblastischen Leukämie (ALL) in die auf zelluläre Immunologie spezialisierte Klinik im US-Bundesstaat Pennsylvania. Die Familie damals? Echt verzweifelt! In einem anderen US-Spital war dem Vater etwa zuvor mitgeteilt worden, er und seine Frau sollten Emily doch lieber wieder mit nach Hause nehmen, um ihre noch verbleibenden letzten Tage gemeinsam in den eigenen vier Wänden zu verbringen.
Am CHOP gab man das Kind hingegen nicht so schnell auf. Im Gegenteil: Emily wurde vom dort tätigen Onkologen Stephan Grupp ein CAR-T-Zell-Produkt verabreicht. Damit war sie das erste Kind weltweit, das mit CAR-T-Zellen behandelt wurde, und generell die erste Patientin mit rezidivierender akuter lymphoblastischen Leukämie, die eine solche Therapie erhielt. Zu verdanken hatte sie dies einer Forschergruppe am Penn Medicine’s Abramson Cancer Center – Dr. Grupp stand mit dieser in enger Verbindung –, die sich damals parallel damit befasste, das Protokoll für die CAR-T-Zell-Therapie für Kinder zu adaptieren. Im Zuge der Behandlung, die in dieser Zeit noch absolut ungewöhnlich war, werden eigene T-Zellen der Patient:innen genetisch so verändert, dass sie sich gegen ein Oberflächenprotein auf den Krebszellen richten. Und danach den Patient:innen wieder verabreicht.
Zunächst jede Menge Komplikationen
Das große Problem zunächst: Bald nach dieser CAR-T-Zell-Infusion wurde Emily schwer krank, weshalb man sie mit heftigem Blutdruckabfall, hohem Fieber und massiver Atemnot auf die Intensivstation überführte. Die Ärzt:innen, zunächst ratlos, erkannten dann jedoch, dass sich im Blut der Patientin die Spiegel des Zytokins Interleukin-6 (IL-6) stark erhöht zeigten. Nach der Verabreichung von Tocilizumab verbesserte sich der Zustand der kleinen Emily aber innerhalb weniger Stunden.
Heute weiß man, dass Emily damals am Zytokin-Release-Syndrom (CRS) litt, das nach einer Behandlung mit CAR-T-Zellen bei Kindern sehr häufig auftritt, da sich die genetisch veränderten T-Zellen in den ersten Tagen nach der Transplantation exponentiell vermehren. In dieser Zeit greifen sie aber auch den Tumor an, was eine massive Entzündungsreaktion auslösen kann. Nach einem Peak der T-Zellen – meist nach rund zehn Tagen – schrumpft ihre Anzahl dann wieder, wodurch auch die Entzündung zurückgeht.
Die Hälfte bleibt auch tumorfrei
„Vor zehn Jahren hatten wir noch keine Ahnung, was wir zu erwarten haben. Würde die Behandlung funktionieren? Würde der Therapieerfolg anhalten?“, so Dr. Group, der jetzt allerdings mit Sicherheit behaupten kann, dass die T-Zellen persistiert haben, da die Patientin bereits seit zehn Jahren tumorfrei ist. Mehr als 400 Patient:innen wurden seither am CHOP mit einer CAR-T-Zell-Therapie behandelt.
Doch nicht bei allen Patient:innen zeitigt die CAR-T-Zell-Behandlung Erfolge wie bei Emily. Die Rate jener Patient:innen, die nach einer rezidivierenden ALL sowie nach der nach wie vor sehr kostspieligen Behandlung in Remission gehen, beträgt zwar derzeit rund 90 Prozent, doch langfristig tumorfrei bleibt lediglich die Hälfte, was dennoch als positive Entwicklung gesehen werden darf – vor der Verfügbarkeit der CAR-T-Zellen waren es lediglich um die neun Prozent.
Emily heute: „Ich habe gerade meinen Führerschein gemacht“
Und Emily? In einem Interview mit einem amerikanischen Fernsehsender bringt die 17-Jährige ihr Leben so auf den Punkt: „Mir geht es gut. Ich habe gerade meinen Führerschein gemacht.“ Sie sei den Ärzt:innen und Pfleger:innen dankbar dafür, dass sie eine Zukunft planen könne.
Quellen:
Children's Hospital of Philadelphia
Medonline