Bisher werden die Kraftanzüge vor allem zum Heben und Bewegen von schweren Gegenständen in der Industrie, im Handwerk, bei Logistik-Unternehmen oder bei der Gepäcksortierung auf Flughäfen eingesetzt. Auch die Bundeswehr testet derzeit den Einsatz von Exoskeletten bei der Betankung von Flugzeugen auf dem Fliegerhorst im niedersächsischen Wunstorf.
Bei Exoskeletten unterscheidet man passive und aktive Systeme. Systeme im Industrieumfeld arbeiten zumeist passiv. Sie haben Federn oder Expander, die unter mechanischer Spannung stehen und bei bestimmten Körperhaltungen ihre Energie wieder freisetzen. Bei dem neuen System von German Bionic handelt es sich aber um ein aktives System, das elektrisch betrieben wird.
Körperliche Belastung oft Grund für frühes Ausscheiden aus Beruf
Das Start-up aus Augsburg und Berlin hatte im Jänner auf der weltgrößten Elektronikmesse CES in Las Vegas bereits den Preis „Best of Innovation“ für sein Exoskelett namens „Cray X“ erhalten. Das neue Gerät „Apogee+“ für den Pflegebereich soll Mitte Juni auf der Fachmesse VivaTech 2023 in Paris erstmals öffentlich gezeigt werden. Der neuartige Kraftanzug solle beitragen, die zum Teil sehr belastenden Arbeitsbedingungen in diesen systemkritischen Berufen zu erleichtern sowie gesünder und nachhaltiger zu gestalten, sagte Armin G. Schmidt, Chef und Gründer von German Bionic. „Wir sind davon überzeugt, dass die smarten Begleiter schon bald in Kliniken und Pflegeheimen zum Alltag dazugehören.“
Die Arbeit in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen sei für viele Pflegende mit hohen körperlichen Belastungen verbunden, die zu einem frühen Ausscheiden aus dem Beruf führen können, sagte Schmidt. Der neue Kraftanzug sei speziell für die Unterstützung von Pflegekräften im Arbeitsalltag entwickelt wurde. Das Exoskelett erfülle auch spezifische Anforderungen für den Gesundheitsbereich. So lasse es sich beispielsweise einfach desinfizieren und verfüge über Haltegriffe für die Patient:innen. German Bionic hat seine Hauptsitze in Deutschland und in den USA, mit Büros in Berlin, Boston, Augsburg und Tokio. Das Unternehmen beschäftigt derzeit knapp 100 Menschen.