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Coronavirus

Triste Lage im Osten

Rumänien hat ein Problem. Das Gesundheitswesen des Landes wird ob der aktuellen Corona-Notlage mit der Versorgung der wachsenden Patientenzahl nicht mehr wirklich fertig. Die Sterberate im Staat am Schwarzen Meer ist derzeit so hoch wie nie zuvor. Auch in Russland und Polen steigt die Zahl der Neuinfektionen von Woche zu Woche dramatisch. „Wenn diese Situation anhält, durchbricht sie alle Prognosen, die uns bisher vorliegen“, meinte etwa der polnische Gesundheitsminister kürzlich. In Lettland versucht man die die rapide steigenden Covid-Infektionszahlen ebenso irgendwie in den Griff zu bekommen.

mil/Agenturen

Die Corona-Situation in Rumänien verschärft sich. Das Gesundheitswesen ist am Limit. Heißt: Es wird mit der Versorgung der wachsenden Patientenzahl kaum mehr fertig. Am Mittwoch sei die Sterberate durch das Coronavirus weltweit am höchsten gewesen: 19,01 pro eine Million Einwohner, errechnete das Portal „ourworldindata.org“. Die 14-Tage-Inzidenz von 859 Neuansteckungen gehört EU-weit zu den höchsten. Staatspräsident Klaus Iohannis will nun mit der Regierung verschärfte Vorsichtsmaßnahmen beschließen.

Allein in den vergangenen 24 Stunden sind in Rumänien mehr Menschen an oder mit Corona gestorben als in der gesamten EU im selben Zeitraum: 574. Im Bukarester Universitätsklinikum gab es deswegen zeitweise sogar im Kühlraum der Leichenhalle keinen Platz mehr. Die Bukarester Ärztin Victoria Arama beschrieb die Situation als „apokalyptisch“. Covid-Patienten würden sich auf den Klinik-Korridoren gegenseitig wegschubsen, um an Sauerstoffgeräte zu kommen, sagte sie laut Medienberichten.

1.799 Corona-Patienten werden derzeit landesweit intensivmedizinisch behandelt - zum Teil auf Krankenhausfluren, in Containern, Zelten und Krankenwagen. Es gibt nur 1.668 Plätze in Intensivstationen. 30 schwer kranke Patienten hat Rumänien bereits ins Nachbarland Ungarn geschickt.

WHO ist bereits auf den Plan getreten

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Hilfen für Krankenhaus-Ausstattung versprochen sowie Beratung der Kommunikatoren zur Förderung der Impfbereitschaft, die in Rumänien zu den niedrigsten in der EU gehört. Nur 34,8 der Rumänen haben den vollen Impfschutz. Als mitverantwortlich dafür gelten Verschwörungstheoretiker in Medien, Showbusiness und der rumänisch-orthodoxen Kirche.

Zugleich werden Vorsichtsregeln nur lückenhaft überwacht. Jüngst hielt die bürgerliche Regierungspartei PNL in Anwesenheit des Staatschefs Iohannis einen Parteitag mit 5.000 Delegierten ab. Die Polizei verhängte nachher für PNL ein Bußgeld wegen Verletzung der Abstandsregeln und Maskenpflicht.

Hohe Zahlen: Putin ordnet arbeitsfreie Tage an

Auch in Russland ist die Lage dramatisch. Präsident Wladimir Putin hat dort ob der hohen Corona-Infektionszahlen für Ende Oktober eine arbeitsfreie Woche in seinem Land angeordnet. Bei einer live im Staatsfernsehen übertragenen Videoschaltung stimmte Putin am Mittwoch einem entsprechenden Vorschlag von Vize-Regierungschefin Tatjana Golikowa zu. Vom 30. Oktober bis zum 7. November sollen Arbeitnehmer in ganz Russland demnach zuhause bleiben, ihren Lohn aber weitergezahlt bekommen.

Regionen, in denen die Lage besonders schlimm ist, können den arbeitsfreien Zeitraum demnach auch erweitern. Mit arbeitsfreien Tagen hatte Putin bereits zu Beginn der Pandemie versucht, die Corona-Situation in den Griff zu bekommen. Besonders aus der Wirtschaft kam Kritik, dass die Krise auf ihrem Rücken ausgetragen werde.

Russland hat in den vergangenen Wochen immer neue Höchstwerte bei den Corona-Zahlen verzeichnet. Am Mittwoch wies die Statistik 1.028 Corona-Tote binnen 24 Stunden aus - so viele wie noch nie zuvor. Im selben Zeitraum wurden mehr als 34.000 Neuinfektionen gezählt.

Kaum mehr freie Corona-Betten

In 27 der insgesamt 85 russischen Regionen seien in den Krankenhäusern mittlerweile mehr als 90 Prozent der Corona-Betten belegt, sagte Vize-Regierungschefin Golikowa. Einem Bericht der Tageszeitung „Kommersant“ zufolge sind mancherorts sogar alle für Corona-Patienten vorgesehenen Betten belegt.

Putin beklagte auch die „leider bisher nicht hohe“ Impfquote im Land. In flächenmäßig größten Land der Erde, das über mehrere eigene Vakzine verfügt, sind viele Menschen weiterhin skeptisch. Erst knapp ein Drittel der insgesamt 146 Millionen Russen ist offiziellen Angaben zufolge vollständig geimpft.

Warnung in Polen vor „Explosion“ der Pandemie

In Polen gestaltet sich die Situation nicht wirklich anders. Der polnische Gesundheitsminister Adam Niedzielski warnte kürzlich audrücklich vor einer „eigentümlichen Explosion“ der Corona-Pandemie in seinem Land. Die Zahl der registrierten Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden habe sich am Mittwoch im Vergleich zur Woche davor um hundert Prozent gesteigert, am Dienstag habe der Wert bei 85 Prozent im Vergleich zur Vorwoche gelegen, sagte Niedzielski in Warschau.

Demnach verdoppelt sich die Zahl der Neuinfektionen von Woche zu Woche. „Wenn diese Situation anhält, durchbricht sie alle Prognosen, die uns bisher vorliegen“, so Niedzielski.

Nach Angaben des Gesundheitsministeriums von Mittwoch gab es 5.559 Neuinfektionen binnen 24 Stunden, im gleichen Zeitraum starben 75 Menschen an oder infolge von Covid-19. Polen hat rund 38 Millionen Einwohner.

Niedzielski sagte weiter, ein Drittel der Neuerkrankungen seien in den Woiwodschaften Lublin und Podlachien im Osten und Südosten des Landes registriert worden. Er führte dies darauf zurück, dass diese Regionen von zurückliegenden Wellen der Pandemie weniger stark betroffen waren.

Proteste in Bulgarien gegen 3G-Regel

In Bulgarien haben indes trotz steigender Corona-Zahlen Gegner der geplanten 3G-Regel gegen die Einführung von Corona-Zertifikaten als Zutrittsberechtigung protestiert. Die neuen Maßnahmen seien diskriminierend für Menschen ohne „grüne Zertifikate“, erklärten Demonstranten vor dem Gesundheitsministerium in Sofia. Die Interimsminister für Gesundheit und für Bildung, Stojtscho Kazarow und Nikolaj Denkow, wurden vor dem Regierungssitz von Demonstranten umzingelt.

Proteste gab es auch in anderen Städten wie etwa Warna und Burgas am Schwarzen Meer. Demonstranten sowie mehrere Parteien forderten den Rücktritt von Gesundheitsminister Kazarow.

Wegen der steigenden Zahl an Corona-Neuinfektionen soll in dem EU-Land ab Donnerstag die 3G-Regel für den Besuch etwa von Restaurants, Fitnesszentren, Einkaufsmalls, Kinos und Museen gelten. Der Zutritt wird dann nur mit Zertifikaten für Geimpfte, Getestete und von Covid-19 Genesene möglich sein. Der Verband der Gaststättenbetreiber kündigte einen Boykott der 3G-Regel sowie Proteste an, weil Lokale massenhaft pleitegehen würden.

Nach Bekanntgabe der 3G-Regel bildete sich vor einem großen Krankenhaus der Hauptstadt Sofia eine lange Warteschlange von Impfwilligen. Mit rund 20 Prozent vollständig gegen Covid-19 Geimpften ist Bulgarien Schlusslicht in der EU. Die Sieben-Tage-Inzidenz stieg am Mittwoch auf 329,9 pro 100.000 Menschen. Zuletzt wurden in dem südosteuropäischen Land mit 6,9 Millionen Einwohnern 4.957 Corona-Neuinfektionen nachgewiesen.

Lettland: Diskurs um Informationen zu Covid-Impfung auf Russisch

Angesichts rapide steigender Covid-Infektionszahlen und einer niedrigen Durchimpfungsrate sucht man in Lettland indes nach Wegen, die Situation in den Griff zu bekommen. Weil unter der russischsprachigen Bevölkerung besonders wenige geimpft sind, fordern Vertreter der Oppositionspartei Harmonie und des Gesundheitswesens, vorübergehend die Regel außer Kraft zu setzen, wonach offizielle Informationen nur auf Lettisch verfasst werden dürfen.

Ein Antrag der Gesundheitsbehörde, ausnahmsweise personalisierte Informationen zur Covid-Impfung an russischsprachige Bürger auf Russisch versenden zu dürfen, war bereits vor einigen Tagen von Gesundheitsminister Daniels Pavluts in einer Kabinettssitzung zur Sprache gebracht worden. Der Vorschlag wurde allerdings von drei rechtskonservativen Regierungsmitgliedern abgelehnt.

In Lettland ist weniger als die Hälfte der Gesamtbevölkerung vollständig gegen Covid geimpft. In der Provinz Latgale (Lettgalen), wo verhältnismäßig der größte Anteil Russischsprachiger wohnt, beträgt die Impfquote laut Statistik Lettland derzeit nicht einmal 30 Prozent. Die Regierung in Riga will noch im Laufe des Mittwoch einen neuen Lockdown inklusive nächtlicher Ausgangssperre absegnen. Der Lockdown soll von 21. Oktober bis 15,. November gelten.

In Lettland, wo rund einem Viertel der Bevölkerung Russisch als Muttersprache spricht, hat seit der Unabhängigkeit von der Sowjetunion im Jahr 1991 nur eine einzige offizielle Sprache - Lettisch.

Serbien will auch die 3-G-Regel einführen

In Serbien läuft derzeit ebenso nicht alles nach Plan. Noch Anfang des Jahres galt das Land als Impf-Musterknabe. Jetzt hat man sich nach langem Zögern dazu entschlossen, die 3-G-Regel einzuführen. Eine offizielle Entscheidung wurde für Donnerstag erwartet, berichtete das Internetportal „Nova“ nach der Sitzung des Krisenstabes der Regierung am Mittwoch.

Vor nicht allzu langer Zeit hatte Ministerpräsidentin Ana Brnabic beteuert, sich jeglichen Restriktionen infolge der Pandemie zu widersetzen, da sie nur an den Erfolg der Impfung glaube. Doch gerade in diesem Bereich haben sich die Erwartungen nicht erfüllt. Bisher wurden nur gut 43 Prozent der Bevölkerung voll geschützt. Allerdings haben gut 13 Prozent inzwischen auch schon die Booster-Impfung hinter sich.

Auch wenn in Serbien die Maskenpflicht im öffentlichen Verkehr und in geschlossenen Räumen in Kraft ist, wird diese von der Bevölkerung großteils ignoriert. Erst an diesem Dienstag wurden im Belgrader öffentlichen Verkehr Geldstrafen verhängt.

Täglich über 50 Tote

Die Situation ist inzwischen ernst geworden. Seit Wochen kämpft das Land gegen eine weitere Coronavirus-Welle. Die Zahl der täglichen Neuerkrankungen bewegt sich seit über zwei Wochen rund um die 7.000. Täglich sterben 50 oder mehr Infizierte.

Wie die regierungskritische Ärztegruppe „Vereinigt gegen das Coronavirus“ errechnete, die seit Wochen die 3-G-Regel propagiert, haben sich zwischen Anfang Juli und Ende September nur gut vier Prozent der Bevölkerung impfen lassen. Dabei hat es in Serbien seit Jahresbeginn nie an Impfstoffen gemangelt. Die Bevölkerung kann nach wie vor zwischen dem chinesischen Sinopharm, dem russischen Sputnik V und den westlichen Impfstoffen Pfizer/BioNTech und AstraZenecca wählen. Statt Einheimischen haben sich zuletzt vermehrt russische Touristen in Serbien impfen lassen.

Von der Opposition wird die Regierungspolitik im Hinblick auf das Coronavirus unterdessen mit den im April 2022 anstehenden allgemeinen Wahlen in Verbindung gebracht. Die Regierungsparteien wollten unpopuläre Maßnahmen vermeiden, so deren Kritiker.

Impfrekord in der Ukraine nach neuen Restriktionen

Neue Corona-Restriktionen wegen steigender Infektions- und Opferzahlen haben in der Ukraine immerhin die Nachfrage nach Corona-Impfungen offenbar deutlich erhöht. Wie die Behörden am Mittwoch mitteilten, wurden binnen 24 Stunden 226.587 Menschen gegen das Virus immunisiert - so viele wie noch nie seit Beginn der Impfkampagne in der Ukraine im Februar. In Online-Netzwerken verbreitete Bilder zeigten lange Warteschlangen vor den Impfzentren des Landes.

Am Montag waren Corona-Restriktionen in einigen Gegenden im Osten und Süden des Landes in Kraft getreten, die derzeit besonders stark von der Corona-Pandemie betroffen sind. Am Dienstag wurde mit 538 Fällen die höchste Zahl an täglichen Corona-Toten in der Ukraine seit Pandemie-Beginn registriert. „Nur mit Massenimpfungen und der Einhaltung der Quarantäneregeln können wir eine weitere Zunahme der Infektionen verhindern“, mahnte Gesundheitsminister Viktor Lyaschko.

Nach anfänglichen Lieferverzögerungen sind in der Ukraine mittlerweile die Corona-Vakzine von Astrazeneca, Biontech/Pfizer und Moderna verfügbar. Nach Regierungsangaben sind bisher nur 19 Prozent der Erwachsenen im Land vollständig gegen das Coronavirus geimpft. Der Fortschritt der Impfkampagne wurde auch durch gefälschte Impfzertifikate und PCR-Testergebnisse behindert.

In dem 41-Millionen-Einwohner-Land wurden bisher mehr als 2,6 Millionen Corona-Infektionen nachgewiesen. Mehr als 61.000 Infizierte starben seit Beginn der Pandemie in der Ukraine.

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In Rumänien, Russland und Polen ziehen derzeit dunkle Wolken auf. In den Ländern herrscht ob der zahlreichen Neuinfektionen große Sorge.
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