Sechs Ärzt:innen in öffentlichen Krankenhäusern in ganz China bestätigten, entweder ähnliche mündliche Anweisungen erhalten zu haben, die sie davon abhielten, Todesfälle Covid zuzuschreiben. Oder sie seien sich bewusst, dass ihre Krankenhäuser solche Richtlinien hätten. „Seit der Wiedereröffnung im Dezember haben wir aufgehört, Covid-Todesfälle zu klassifizieren“, sagte ein Arzt eines großen öffentlichen Krankenhauses in Shanghai. „Es ist sinnlos, das zu tun, weil fast alle positiv sind.“
Mehrere Mediziner erklärten, ihnen sei gesagt worden, dass solche Anweisungen von „der Regierung“ kämen, obwohl keiner wisse, aus welcher Abteilung. Drei andere Mediziner in öffentlichen Krankenhäusern in verschiedenen Städten gaben an, dass ihnen solche Leitlinien nicht bekannt seien. Chinas Zentrum für Seuchenkontrolle (CDC) und die Nationale Gesundheitskommission (NHC) waren für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.
Zahlen wurden bereits nach oben korrigiert, Dunkelziffer aber wohl noch viel höher
Nachdem die Regierung Anfang Dezember ihre strikte Null-Covid-Politik aufgegeben hat, verbreitet sich das Virus in der Volksrepublik rasant. Die Behörden meldeten in den vergangenen Wochen aber höchstens fünf Tote pro Tag - ein krasser Gegensatz zu den Bildern von langen Schlangen vor Beerdigungsinstituten und von zahlreichen Leichensäcken, die aus überfüllten Krankenhäusern stammen. Vergangene Woche korrigierte die Nationale Gesundheitskommission ihre Zahlen deutlich nach oben. Demnach hat es zwischen dem 8. Dezember und dem 12. Jänner knapp 60.000 Todesfälle gegeben. Internationaler Experten schätzen aber, dass es in diesem Jahr mehr als eine Million Corona-Tote geben könnte.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfahl am Montag, dass China die Übersterblichkeit überwacht, um sich ein umfassenderes Bild von den Auswirkungen des Covid-Anstiegs zu machen.