Ein Jahr Affenpocken in Europa: WHO sieht Gefahrenpotenzial bei Mpox

Die Affenpocken sind ein Jahr nach Beginn eines größeren Ausbruchs kaum noch ein Thema - für die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gehört der Erreger dennoch zu den drei gefährlichsten Virengruppen aus der Tierwelt. Sie sollten ständig überwacht werden. „Wir könnten in drei Jahren eine Virusvariante haben, die deutlich weniger gut einzudämmen ist - das ist ein echtes Risiko“, sagte WHO-Affenpockenexpertin Rosamund Lewis vor dem markanten Stichtag.

red/Agenturen

Vor genau einem Jahr tauchte eine neue unheimliche Krankheit in Europa auf: Affenpocken, heute Mpox genannt. Die Angst ging um: Kommt eine neue Krankheitswelle auf die Welt zu, kaum dass die verheerende Coronavirus-Pandemie im Abklingen war? Großbritannien meldete der WHO den ersten Fall am 7. Mai 2022. Die meisten neu betroffenen Länder haben die Ausbrüche mittlerweile wieder unter Kontrolle.

Die beiden anderen Virengruppen, die die WHO eng überwacht, sind Vogelgrippe auslösende Influenzaviren sowie Viren-Krankheiten, die durch Aedes-Mücken übertragen werden, darunter Dengue-Fieber, Gelbfieber, Zika und Chikungunya.

Gesundheitliche Notlage internationaler Tragweite

Das Mpox-Virus, das praktisch nur aus wenigen afrikanischen Ländern bekannt war, breitete sich 2022 plötzlich in größerem Stil von Mensch zu Mensch in anderen Ländern aus. Der WHO wurden seit Anfang 2022 aus 111 Ländern - darunter auch Österreich - mehr als 87.000 Mpox-Fälle gemeldet (Stand 25. April), darunter 130 Todesfälle. Bis heute gilt ein Gesundheitsnotstand, eine „Gesundheitliche Notlage internationaler Tragweite“ (PHEIC). Das ist der höchste Alarm, den die WHO verhängen kann.

„Es ist besorgniserregend, dass es aus seiner ökologischen Nische in Zentral- und Westafrika herausgetreten ist“, sagte die Direktorin der WHO-Abteilung für Epidemie- und Pandemievorbereitung, Sylvie Briand, in Genf. „Das Virus könnte sich verändern, ansteckender werden oder eine anfällige Bevölkerungsgruppe infizieren, die bisher verschont geblieben ist“, etwa Schwangere oder Kleinkinder. „In diesen Gruppen könnte die Krankheit einen deutlich schwereren Verlauf nehmen.“ Bisher waren von dem aktuellen Ausbruch vor allem Männer betroffen, die Sex mit Männern haben. Prinzipiell kann sich aber jeder bei engem Körperkontakt anstecken.

Deutschland war unter den zehn Ländern mit den höchsten Fallmeldungen, hinter den USA mit mehr als 30.000 Fällen, Brasilien, Spanien, Frankreich, Kolumbien, Mexiko, Peru und Großbritannien. Über die Verbreitung sagt das nur bedingt etwas aus. Nicht alle Länder haben ein gutes Überwachungssystem. Vor allem in afrikanischen Ländern gibt es nach WHO-Angaben begrenzte Testmöglichkeiten.

Österreich: Bisher 328 Fälle

In Österreich wurden seit 23. Mai 2022 laut AGES (Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit) 328 Fälle der meldepflichtigen Krankheit registriert (Stand 28. April 2023). Eine am 7. April gemeldete Mpox-Infektion sei die erste im Jahr 2023 gewesen.

Es gibt drei Impfstoffe, die das Risiko einer Ansteckung deutlich verringern. In Österreich sind Imvanex und der US-Impfstoff Jynneos mit einer Zulassung der US-amerikanischen Behörde FDA gegen Mpox in begrenzter Anzahl verfügbar, so die AGES.

Eine Mpox-Infektion überträgt sich unter Menschen durch engen Körperkontakt. Es bringt meist Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen sowie einen Hautausschlag mit Pusteln mit sich. Das Virus stammt vermutlich ursprünglich von kleinen Säugetieren wie Sonnen- oder Streifenhörnchen oder Riesenhamsterratten. Mpox ist verwandt mit den seit den 1980er-Jahren ausgerotteten klassischen Menschenpockenviren, die über Jahrhunderte gewütet hatten.

Affenpocken
Die WHO hat wegen Ausbrüchen in zahlreichen Ländern 2022 eine internationale Notlage ausgerufen - Entwarnung gibt es aber nicht.
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