Anfang des Jahres haben wir erste Berichte aus China über eine eigenartige Krankheit gehört, die zur Isolierung der Stadt Wuhan geführt haben. China ist weit weg und kaum jemand hat daran gedacht, dass so eine Krankheit auch Europa oder andere Teile der Welt erreichen könnte. Rund vier Wochen später hat mich der Ärztliche Direktor des Wiener Krankenanstaltenverbundes Professor Binder kontaktiert und ein Rundschreiben an die Niedergelassenen Ärzte initiiert, sollte es Patienten in Wien geben, mögen diese nicht in Ordinationen oder Spitalsambulanzen gehen, sondern nach Möglichkeit zu Hause bleiben und sich dort auskurieren.
Zu diesem Zeitpunkt gab es keine Fälle in Wien. Ende Februar hat die Stadt Wien gemeinsam mit dem Ärztefunkdienst das Home Sampling bei Corona Verdachtsfällen eingeführt. Auch dies erfolgte auf Initiative von Prof. Binder. Eine Maßnahme, die innerhalb von wenigen Tagen umgesetzt wurde, und die sicherlich half die Infektion in einer Großstadt wie Wien zu Hause zu belassen und ihre Ausbreitung einzudämmen.
Mitte März gab es Erkrankungsfälle und den shut down, wobei zuerst ein Versammlungsverbot von Ärzten seitens der Kammer ausgesprochen wurde, wir haben sämtliche Veranstaltungen mit mehr als 25 Ärzten abgesagt. Dies wurde mit Unverständnis, Kritik und vielen Erklärungen, weshalb dies nicht machbar ist, begleitet. Ich kann mir gut vorstellen, welchem Druck der Bundeskanzler ausgesetzt war, als er wenige Stunden später Veranstaltungen absagte und den shut down einleitete.
Schutzausrüstung war Mangelware
Bald darauf erfuhr ich von Infektionsfällen unter Ärzten, die bei einem (bald abgesagten) Treffen am Arlberg waren und in Wien kurz nach ihrer Rückkehr erkrankten. Es gab auch erste Fälle in Krankenhäusern mit Quarantäne für Gesundheitspersonal, die mit Infizierten in Kontakt waren. Kurz darauf hat der KAV mit Hilfe des Ärztefunkdienstes Triagestützpunkte vor den Krankenhäusern eingerichtet, um Infizierte früh zu identifizieren und eine Ausbreitung in den Spitälern nach Möglichkeit zu verhindern. Wir wussten, dass Gesundheitseinrichtungen besonders gefährdet sind. Dort sind viele Patienten auf einem Ort und die Ansteckungsgefahr ist besonders hoch. Dies betrifft Ordinationen (Warteberieche) wie Spitäler und Pflegeeinrichtungen. Besondere Gefahr geht von infizierten Angehörigen von Gesundheitsberufen aus, die nicht unbedingt symptomatisch sein müssen, und ihre besonders vulnerablen Patienten anstecken könnten.
Deshalb ist es wichtig Angehörige von Gesundheitsberufen vor Infektion zu schützen und dadurch auch die Patienten vor Infektion durch Angehörige von Gesundheitsberufen zu schützen. Einen solchen Schutz kann man durch Tragen von entsprechenden Masken, Übermänteln, Handschuhen Brillen erreichen. Nur stellte sich die Situation so dar, dass Schutzausrüstung Mangelware war und teilweise ist. Unserer Meinung nach ist es Aufgabe von Bund, Ländern, Krankenkassen und Spitalserhaltern für ausreichend Schutzausrüstung zu sorgen. Mitte März war ein wesentliches Problem, dass viel zu wenig Schutzausrüstung vorhanden war. Die ganze Welt kaufte ein und bereits bestellte und bezahlte Ware konnte nicht aus Deutschland über die Grenze transportiert werden.
Es war nicht klar wer hier den Transport blockiert hat, aber zu Beginn haben auch Interventionen durch höchste Kreise nicht den erhofften Erfolg gezeigt. Erst Kontakt zum Deutschen Bundespräsidenten, der durch mehrere Seiten auch durch den Österreichischen Bundespräsidenten aufgenommen wurde, zeigte dann Wirkung und die LKWs durften die Deutsch-Österreichische Grenze passieren. Ich möchte bei dieser Gelegenheit meinem Freund Prof. Eckhard Nagel, einem führenden Transplantationschirurgen, Medizinethiker und Gesundheitsökonomen herzlich danken, der seine persönlichen Verbindungen zu Frank Walter Steinmeier nutzte, um Österreich zu helfen. Die Ware aus Deutschland war wichtig, aber reichte nicht aus. In der Anfangsphase haben wir seitens der Wiener Ärztekammer einige Tausend Masken zu sehr hohen Preisen kaufen können, um diese dann an die niedergelassenen Ärzte in Wien verteilen zu können. Viel zu wenige, aber besser als gar keine.
Maskenproduktion in Österreich gab es keine, früh entstand die Idee eine Produktion in Österreich auf die Beine zu stellen, Lenzing konnte das Maskenmaterial produzieren, aber man benötigte Nähereien zur Endproduktion, schließlich entstand eine Kooperation mit Palmers, die nunmehr einfache OP Masken und hoffentlich bald auch die höher wertigen FFP2, 3 Masken in Österreich produzieren kann. Initiativen entstanden auch in Vorarlberg, Oberösterreich und Salzburg. Mein Dank gilt Dr. Sonja Sagmeister, die sehr half unterschiedliche Personen zu sensibilisieren und zusammenzubringen, um eine Maskenproduktion zu initiieren.
Aufruf auf Facebook
In der Anfangsphase, als klar war, dass zu wenig Schutzausrüstung vorhanden ist, hieß es auch immer wieder, dass Gesundheitspersonal eben ohne entsprechenden Schutz arbeiten soll bzw. dazu verpflichtet werden soll. Aussagen, die meinen schärfsten Protest zur Folge hatten. Dazu ist es dann zumindest bis dato nicht gekommen-es wäre auch verfassungswidrig, was durch ein inzwischen eingeholtes Rechtsgutachten belegt wird.
Gleichzeitig mit dem steigenden Bedarf an Schutzmasken entstand ein eigenartiger Handel mit dieser Ware. In manchen Ländern wurden Schutzmasken einfach beschlagnahmt, von Diebstählen weiß man, ja sogar von Einbrüchen. Hunderte Glücksritter stiegen in den Maskenhandel ein, teilweise unwirksame Masken wurden gegen Vorauskassa zu horrenden Preisen angeboten. Viele Anbieter können nicht liefern und öffentlichen Stellen ist weder Vorauskassa möglich, noch können sie es sich leisten für viel Geld schlussendlich nicht beliefert zu werden. In dieser scheinbar aussichtslosen Situation habe ich auf Facebook einen Aufruf gestartet, was zur Verstimmung bei Politik und hunderten Angeboten geführt hat. Aus diesen Angeboten musste man nunmehr, nachdem auch die Kammer Geld für Anschaffung von Schutzausrüstung frei gemacht hat, diejenigen herausfinden, die entsprechende Masken etc. liefern konnten, was ein schwieriges Unterfangen war und noch immer ist.
Wir haben bei mehreren Anbietern bestellt und nur wenige davon konnten bzw. können zeitgerecht entsprechende Masken liefern. Dank auch an das Bundesheer, welches Maskenlieferungen unbürokratisch und rasch prüft, und die Qualität bestätigen kann. Inzwischen ist es der Ärztekammer gelungen tausende Schutzmasken vom Typ FFP2 zu organisieren, Stadt Wien und ÖGK zahlen diese und so konnten und können wir regelmäßig Masken und andere Schutzausrüstung, wie auch Desinfektionsmittel an die niedergelassenen Ärzte in Wien kostenfrei austeilen. Auch Lieferungen durch den Bund und die Stadt Wien erreichen nunmehr Wien, viele Bestellungen werden noch erwartet. Nachdem die Lieferung mittels Boten oder Post an die Ordinationen zu lange dauern würde, und wir vermeiden wollen Ordinationen zu beliefern, die nicht geöffnet haben, werden die Masken etc. in unserem Lager verteilt. Es haben auch Firmen wie Huawei, Dr. Strohmayer Stiftung etc. Masken gespendet, wofür wir herzlich danken.
Im Augenblick hat sich die Situation des Engpasses an Schutzausrüstung etwas entspannt, hier möchte ich Allen danken, die dazu beigetragen haben. Ziel ist es, dass Gesundheitspersonal durch FFP2 Masken und Patienten durch MNS Masken geschützt sind, damit sich Infektionen in Gesundheitseinrichtungen nach Möglichkeit nicht verbreiten. Empfehlungen für Vorkehrungen in Ordinationen wurden erstellt und sind auf unserer Homepage www.aekwien.at abrufbar.
In diesem Sinn Bleiben Sie gesund
Ihr
Thomas Szekeres