Steiermark mit neuem Vertrag für Primärversorgungszentren

Nach mehr als sechs Jahren Pilotphase hat die Steiermark mit einem Gesamtvertrag für Primärversorgungseinheiten (PVE) nun den Weg für weitere derartige Gesundheitszentren geebnet. Als „Pionierland“ mit mittlerweile zehn Standorten plus zwei PVE-ähnlichen Strukturen könne man mit dem neuen Vertrag Vorreiter für andere Bundesländer sein, wenngleich man auch in der Steiermark bisher nicht in Plan ist.

red/Agenturen

Wie in ganz Österreich hinkt man den gesetzten Zielen in punkto PVE hinterher: In der Grünen Mark wollte man bis 2025 um die 30 derartige Zentren eingerichtet haben. Dieses Ziel dürfte man wohl bis 2025 nicht mehr erreichen, doch rund 30 sollen es weiterhin werden. Dennoch sieht sich die Steiermark als Pionierland, wie Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP) am Mittwoch bei der Präsentation des neuen Vertrags zusammen mit Vertretern der Ärztekammer Steiermark und der ÖGK-Landesstelle Steiermark betonte.

„Bisher hatte jede PVE ihren eigenen Vertrag. Das kostete viel Energie. Mit dem Gesamtvertrag wird der Weg zu weiteren PVE leichter und schneller“, so Bogner-Strauß. Der fehlende Gesamtvertrag sei ihrer Ansicht nach auch ein Mitgrund, warum bisher noch nicht so viele PVE entstanden sind, wie man eigentlich geplant hatte. Michael Sacherer, Präsident der Ärztekammer, bestätigte das und unterstrich, dass die Primärversorgungszentren eine Ergänzung zu den bestehenden Kassenärzten sein sollen, keine Konkurrenz. Zudem sollen mit den Zentren auch die Spitalsambulanzen entlastet werden.

Vertrag sieht auch Einstiegs- und Ausstiegsszenarien vor

Besonders stolz sei man auf das wohl modernste PVE-Gesetz Österreichs mit seinen unterschiedlichen Kooperationsformen, die im Vertrag abgebildet und geregelt seien: Neben klassischen Zentren, in denen sich mehrere Ärzti:nnen sowie weitere medizinische Einheiten zusammentun, können auch Netzwerke oder Vereine gebildet werden. Wollen sich also mehrere Hausärzte eines Sprengels zu einer PVE zusammenschließen, haben aber nicht die geeignete Immobilie dafür, können sie nun auch in ihren jeweiligen Ordinationen bleiben: Sie setzen dann unter anderem eine gemeinsame EDV auf, sprechen sich bei Öffnungszeiten ab und treten auch für die Patient:innen als PVE-Netzwerk auf. „Vielleicht überlegen diese dann aber in Zukunft einmal doch in ein gemeinsames Zentrum zu ziehen“, schilderte ÄK-Vizepräsident Dietmar Bayer. Der Vertrag könne in seinen Augen als „Blaupause“ für ganz Österreich dienen.

Alexander Moussa, kassenärztlicher Referent in der ÄK, schilderte, dass der Vertrag nun auch Einstiegs- und Ausstiegsszenarien vorsieht, die den Medizinern Sicherheit geben. Erfahrungen aus sechs Jahren Pilotphase sowie auch anderen Bundesländern seien in den Vertrag eingeflossen, sagte Josef Harb von der ÖGK Steiermark.

In der Steiermark werden derzeit folgende PVE betrieben: Mureck, Graz-Gries, Medius Graz, Joglland, Weiz, Mariazell, Fehring, Admont, Liezen und Gratwein-Straßengel. In Eisenerz und Friedberg hat man ein PVE-ähnliches Modell. Konkret in Planung sind derzeit PVE in Graz-Reiningshaus, Graz-Liebenau, Fohnsdorf, Leoben und in der Region Bruck. In Kumberg-Stenzengreith in Graz-Umgebung will man ein erstes PVE-Netzwerk etablieren.

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