Spitäler

Versorgung in Tirol trotz prekärer Personalsituation intakt

In Tirols Spitälern ist die Versorgung der Patienten trotz einer äußerst angespannten Personalsituation offenbar gewährleistet. „Alle Berufsgruppen sind dahinter, dass die Versorgung aufrecht bleibt", sagte etwa Birgit Seidl, Betriebsratsvorsitzende der tirol kliniken, am Freitag der APA. Der Schwerpunkt des Personalmangels liege in der Pflege und nicht der Ärzteschaft, hieß es aus der Innsbrucker Klinik. Die Ärztekammer sah indes keine Gefährdung der Notfallversorgung.

red/Agenturen

Eine Ausnahme beim Personalmangel bilde die Kinder- und Jugendpsychiatrie, berichtete Klinik-Sprecher Johannes Schwamberger. Abseits davon sei ein großes Problem, dass beispielsweise in Innsbruck aktuell „130 Patientinnen und Patienten versorgt werden, die eigentlich entlassen werden sollten“ - dies aber aufgrund eines fehlenden Heimplatzes oder wegen der Situation Zuhause nicht möglich sei. Diese Menschen würden teilweise bis zu einem halben Jahr in der Klinik betreut. Um die Akutversorgung weiter anbieten zu können, werden laut Schwamberger nach wie vor planbare Operationen verschoben, wobei dies mittlerweile „den ein oder anderen Patienten mit Schmerzen“ treffe. Problematische Stationen wären die Innere Medizin oder auch die Orthopädie und Traumatologie.

Betriebsratsvorsitzende Seidl berichtete, dass das Personalthema jedenfalls auf „allen Ebenen“ - aber insbesondere im Pflegebereich - spürbar sei, weil man die „Pensionswelle“ schlicht „übersehen“ habe. Derzeit herrsche „maximale Unsicherheit“ aufgrund der Personalsituation, man muss „immer mit einem Anruf rechnen, bei dem man zum Einspringen gebeten wird". Einfach zu sagen, dass die Pflegenden Stunden aufstocken sollen, ist laut Seidl deshalb nicht richtig, weil sie ohnehin schon mehr als vereinbart arbeiten würden.

"Den Spitälern geht es schlecht und es wird unbedingt eine Reform brauchen", appellierte Seidl an die Politik. „Es braucht eine rote Linie. Die Verantwortung wird derzeit vom Bund zum Land und dann wieder retour geschoben", meinte sie und sprach hier vor allem die Pflege an. „Es braucht eine Kompetenzerweiterung", denn es würde für Entlastung sorgen, wenn man nicht ständig auf die Ärzteschaft angewiesen sei.

Dem schloss sich auch Ines Viertler, Landesvorsitzende des Österreichischen Gesundheits- und Krankenpflegeverband Tirol, deutlich an: „Man muss die Pflege als Profession vorantreiben und nicht deprofessionalisieren.“ Wenn Primärversorgungszentren oder Community Nurses eingesetzt würden, „entlastet das auch die Ambulanzen. Man muss der Pflege die Aufgaben geben und die Strukturen schaffen", fasste sie zusammen. Das Gehalt sei nicht das große Problem, das sei „ganz gut angepasst worden". Sie hoffe, dass es mit den Bonuszahlungen weitergehe, wobei die Auszahlung oft lange gedauert habe: „Das macht mürbe.“ Der Personalmangel in der Pflege decke sich übrigens aus ihrer Sicht mit jenem anderer Branchen: „Überall fehlen Köpfe". Viertler brach schließlich eine Lanze für den Pflegeberuf, sie sei selbst „20 Jahre am Patientenbett“ gestanden. Der Beruf sei sinnstiftend, vielseitig und man habe „Weiterbildungsmöglichkeiten ohne Ende".

Tirols Ärztekammerpräsident sieht „prekäre Mangelsituation“

Gesundheitslandesrätin Cornelia Hagele (ÖVP) sagte unterdessen auf APA-Anfrage, dass sie sich den Herausforderungen „durchaus bewusst“ und mit den „Systempartnern“ im Austausch sei. „Dabei setzen wir bereits konkrete Schritte mit einem flächendeckenden Zugang zur Pflegeausbildung", so Hagele. Außerdem werde der Ärztebedarf erhoben: „Vor allem die fachärztliche, ambulante Versorgung im kassenärztlichen Sektor soll durch die Förderung der ÄrztInnenausbildung künftig gestärkt werden."

Zahlen über etwaige gesperrte Betten, zusammengelegte Stationen und Rückgänge beim Spitalspersonal lagen dem Land vorerst noch nicht vor. Dahingehend verwies man auf Anfang kommender Woche.

Tirols Ärztekammerpräsident Stefan Kastner sah in Tirol - wie auch in den anderen Bundesländern - eine „prekäre Mangelsituation", wie er gegenüber der APA erklärte. Eine Gefährdung der Notfallversorgung gebe es jedoch nicht, stellte Kastner klar. „Dringliche Dinge werde natürlich erledigt", diagnostizierte der Ärztekammerchef. Aber natürlich leide wegen der angespannten Situation etwa die Vorsorge und gebe es lange Wartezeiten. „Es staut sich immer mehr", stellte Kastner fest. Und dies nicht nur in den Krankenhäusern und im niedergelassenen Kassenbereich, sondern auch bei bestimmten Wahlärzten, wie etwa Augenmedizinern.

Die Situation sei durchaus prekär und habe verschiedenste Ursachen. Die Menschen würden ganz einfach immer älter und daher vermehrt auch medizinische Betreuung benötigen. Darüber hinaus fehle nach wie vor ein nachhaltiges Konzept für die notwendige Steuerung der Patientenströme. Kastner plädierte unter anderem einmal mehr für eine Beratungs-Offensive im Bereich der Gesundheitshotline „1450". Dadurch könnten die Krankenhäuser entlastet werden. Auch die angeblich nicht ausreichende Bezahlung der Medizinier thematisierte der Ärztekammerpräsident. So gebe es in Tirol dahingehend vor allem in den peripheren Spitälern große Probleme. Dort habe sich die Bezahlung in den vergangenen Jahren verschlechtert.

Ein signifikantes Problem ortete Kastner in den generell mangelnden Ausgaben im Gesundheitsbereich. So würde etwa Deutschland elf

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