Florian Grebien ist neuer Professor für Medizinische Biochemie

Anfang des Jahres trat er die damit verbundene Professur nun in Vollzeit an. Mit seinem Team erforscht Grebien die molekularen Mechanismen hinter der Entstehung von Leukämie. Im Fokus liegen dabei sogenannte Fusionsproteine. Forschungsziel ist es, neue Therapiemöglichkeiten für die Behandlung von Blutkrebs zu entwickeln.

red

Wird heute bei einem erwachsenen Menschen Blutkrebs diagnostiziert, so überleben die Patienten nach Feststellung der Erkrankung selten länger als fünf Jahre. Bei Kindern können die Überlebenschancen noch bei weitem geringer sein, erklärt Florian Grebien: „Darum ist es wichtig, die molekularen Mechanismen der Krebsentstehung besser zu verstehen, damit wir in der Lage sind, gezieltere Therapieformen zu entwickeln." Obwohl seit Einführung der Chemotherapie vor über fünfzig Jahren intensiv geforscht wird, gebe es nach wie vor noch kaum neue und wirklich effektive Therapiemöglichkeiten.

Forschung an akuter myeloischer Leukämie

Die akute myeloische Leukämie (AML) ist eine bösartige Erkrankung des blutbildenden Systems. Dabei entartet die Vorstufe eines Leukozyten (weißen Blutkörperchens), vermehrt sich unkontrolliert und stört die Produktion normaler Blutzellen. Dass er sich intensiv mit Hämatopoese, der Blutentstehung, auseinandersetzen möchte, fand Florian Grebien schon während seines Studiums für sich heraus. An der Universität Wien studierte der gebürtige Grazer Genetik und Molekularbiologie und war anfangs vor allem von Entwicklungsbiologie fasziniert: „Wie entwickelt sich ein Organismus, wie verläuft die Embryonalentwicklung, das hat mich interessiert. Daraus hat sich schließlich mein Fokus auf die Blutentstehung ergeben." Für seine Dissertation ging Grebien der Frage nach, wie rote Blutkörperchen entstehen und differenzieren und welche molekularen Mechanismen diese Prozesse steuern - so trägt seine Doktorarbeit den Titel „Jak-Stat signalling in erythroid development".

Von 2008 bis 2013 arbeitete er als PostDoc am Forschungszentrum für Molekulare Medizin (CeMM) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien. Bis heute steht die fehlgeleitete Entwicklung von Blut im Zentrum seiner wissenschaftlichen Tätigkeit: 2014 stellte Florian Grebien ein unabhängiges Forscherteam am Ludwig Boltzmann Institut für Krebsforschung in Wien zusammen - mit einem Schwerpunkt auf akuter myeloischer Leukämie (AML) und einem globalen Forschungsansatz. „Global bedeutet für uns 'unbiased', sprich relativ unvoreingenommen an eine Fragestellung heranzugehen", erklärt der Leukämie-Experte, „auf Basis funktioneller Studien wollen wir aus allen menschlichen Genen eine begrenzte Anzahl von Kandidaten identifizieren, die uns zu bislang unbekannten molekularen Schwachstellen in einer Krebszelle führen können." Im Gegensatz zu sehr speziellen Ansätzen könne man mit einem globalen Ansatz einfacher auf gänzlich Neues stoßen.

Geforscht hat der 41-Jährige seit seiner Studienzeit bisher stets in Wien. Für einen Wissenschafter, der eine akademische Karriere einschlug, bildet er damit eine große Ausnahme, weiß der Zellbiologe. „Eigentlich sind wir Wissenschafter sehr international unterwegs - doch jedes Mal, wenn ich am Sprung war, aus Wien wegzugehen, tauchte ein spannendes Angebot hier auf."

Fusionsproteine im Fokus

So auch 2018: Florian Grebien übersiedelte samt seines Teams und Forschungsschwerpunktes an die Vetmeduni Vienna. Anfang des Vorjahres übernahm er die Leitung des Institutes für Medizinische Biochemie, mit 1. Jänner 2019 trat er seine Professur an der Veterinärmedizinischen Universität in Vollzeit an. Wie schon am Ludwig Boltzmann Institut forscht Grebien auch hier weiter an Blutkrebs, im Fokus stehen dabei sogenannte Fusionsproteine: „Sie entstehen, wenn Chromosomen zerbrechen und falsch wieder zusammengesetzt werden. Krebs wird sehr oft von diesen Fusionsproteinen angetrieben. Studiert man sie funktionell, kann man viel darüber lernen, welche Vorgänge eine Zelle braucht, um zur Krebszelle zu werden." Insgesamt befassen sich aktuelle Forschungsprojekte des Institutes für Medizinische Biochemie vor allem mit Molekularen Mechanismen der Krebsentstehung, aber auch mit Regulationsmechanismen der Immunantwort und neurochemischen Fragestellungen.

 

 
© medinlive | 25.04.2024 | Link: https://www.medinlive.at/index.php/wissenschaft/florian-grebien-ist-neuer-professor-fuer-medizinische-biochemie