Jungärzt:innen im Spital wollen weniger Bürokratie und mehr Freizeit
In den Spitälern ist die personelle Situation angespannt, ärztlicher Nachwuchs ist vorhanden, doch Jungmediziner:innen wollen unter anderen Konditionen arbeiten als bisher gegeben: Weniger bürokratische Tätigkeiten und mehr Zeit für Patient:innen, individuelle Anpassungen der Arbeitszeiten, flächendeckende Schaffung von betriebsnahen Kindergärten und bessere Ausbildungsbetreuung, so lautet das Ergebnis einer Linzer Jungmediziner-Enquete, das am Dienstag in Graz präsentiert wurde.
Der Mangel an Ärzt:innen macht den Spitälern österreichweit zu schaffen. „Es ist unbedingt notwendig, dass die Politik den Jungen ganz genau zuhört, wie sie in Zukunft arbeiten wollen - und danach trachtet, diese Wünsche bestmöglich zu erfüllen“, sagte Michael Sacherer, Präsident der Ärztekammer für Steiermark und zugleich Leiter des Referates für Jungmedizinerinnen und -mediziner der Österreichischen Ärztekammer im Grazer Pressegespräch.
Verbesserungen seien vor allem bei der Verteilung der Arbeit dringend notwendig: „Die meisten Klagen über zu viel Bürokratie und Dokumentation. Jungmediziner wollen machen wofür sie ausgebildet wurden - ärztlich tätig sein am Patienten und nicht Tätigkeiten am Computer, am Telefon und Bürokratie“, schilderte Cornelia Sitter, Jungmediziner-Referentin und selbst Turnus-Ärztin in Steyr. Hier erhofft man sich mehr administratives Unterstützungspersonal. „Wenn wir es schaffen, das zu ändern, wäre diese schon ein ganz wichtiger Schritt zu einer deutlichen Attraktivierung des Arztberufes“, zeigte sich Sitter überzeugt.
Ebenfalls ganz vorne auf der Prioritätenliste rangiert die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben. Der Schlüssel dazu wäre, dass Arbeitszeitmodelle „nicht nur auf dem Papier existieren“. In der Realität würden „versteckte Überstunden“ am Plan stehen: „Um eine 40-Stunden-Woche leben zu können, braucht man eine 30-Stunden-Anstellung und kommt dann auf 40“, schilderte Sitter den aktuellen Alltag.
Wochenarbeitszeit: Zwischen 48 und 72 Stunden
Das Regelstundenausmaß beträgt laut Sacherer 48 Stunden und könne bis auf 72 Wochenstunden ausgedehnt werden: „Das belastet das Familienleben, gar keine Frage.“ Wichtig sei es daher auch, flexible Angebote mit Betreuung von Kindern auch am Wochenende zu schaffen, „denn auch dann arbeiten Ärztinnen und Ärzte“. Gewünscht wurden Öffnungszeiten zwischen 6.00 und 20.00 Uhr.
Nicht zuletzt dürfe die Qualität der Ausbildung der Jungmediziner:innen nicht vergessen werden: „Die Ausbildung muss genutzt werden, um ärztliche Kompetenz zu erwerben, dazu muss sie ernst genommen werden“, betonte Sacherer. Dazu brauche es jedenfalls mindestens einen Ausbildungs-Oberarzt an jeder Abteilung, an der ausgebildet werde. Noch sei dies nicht der Fall.
In puncto finanzieller Honorierung der Arbeit gebe es in der Steiermark „definitiven Aufholbedarf“, weil man im Vergleich zu den umliegenden Bundesländern „nicht konkurrenzfähig“ sei. So bekommen Assistenzärzt:innen beim Einstieg rund 50.000 Euro brutto inklusive 40 Journaldiensten, im angrenzenden Burgenland seien es knapp 20.000 Euro mehr. "Da verlieren wir Kolleginnen und Kollegen", wie Sacherer betonte.
Knapp 200 ärztliche Stellen in den steirischen KAGes-Spitälern sind laut Sacherer aktuell nicht besetzt.