Schlaganfall
Schlaganfall

Neue Fragestellungen bei der Katheterbehandlung

Ist die Katheterbehandlung auch bei größeren und späteren Schlaganfällen effektiv? Diese Frage will das Forschungsprojekt TENSION beantworten. Elke Gizewski, Direktorin der Innsbrucker Universitäts-Klinik für Neuroradiologie, ist in Österreich für die Koordination dieser großangelegten, klinischen Studie zuständig.

red

 

Insgesamt sind acht Länder und insgesamt 40 Standorte an dem Projekt, das von der EU mit 6 Millionen Euro gefördert wird und von Hamburg und Heidelberg aus geleitet wird, beteiligt.

Ein großer Teil der Schlaganfälle wird durch ein Blutgerinnsel (Thrombus) ausgelöst, das ein Blutgefäß im Gehirn verschließt. In der Folge können Bereiche des Gehirns nicht mehr mit Sauerstoff versorgt werden. Je länger dieser Gefäßverschluss andauert, desto mehr Gewebe wird zerstört. In spezialisierten Zentren wie den Innsbrucker Universitäts-Kliniken ist es möglich, das Gerinnsel mittels einem relativ schonenden Verfahren, der sogenannten Thrombektomie, zu entfernen. Dabei wird unter Röntgenkontrolle ein Katheter in die Arterie über die Leiste eingeführt und das Gerinnsel mittels speziellen Instrumenten entfernt. „Bisher wird dieses Verfahren allerdings nur bei einem relativ akuten und wenig schon im Schnittbild sichtbaren ‚Schlaganfall‘ eingesetzt“, erklärt Gizewski. „Mit dem Forschungsprojekt TENSION soll nachgewiesen werden, dass auch Patientinnen und Patienten mit bereits ausgedehnten Schlaganfällen von einer Thrombektomie profitieren können.“ Bisher werden diejenigen, bei denen eine Computertomographie-Untersuchung bereits zeigt, dass verhältnismäßig viel Hirngewebe betroffen ist, mit der Gabe von Medikamenten, die die Blutgerinnung beeinflussen, behandelt. „Es stellt sich aber die Frage, ob durch eine Thrombektomie nicht noch mehr Gewebe gerettet werden kann.“ So könnte es gelingen, dass ein Schlaganfall für die betroffenen Patientinnen und Patienten weniger starke, dauerhafte Beeinträchtigungen als Folge hätte.

Rund 100 Betroffene jährlich mit Thrombektomie behandelt


Die Innsbrucker Universitäts-Kliniken sind für Österreich das Leadzentrum der TENSION-Studie. In enger Zusammenarbeit mit Stefan Kiechl von der Universität-Klinik für Neurologie koordiniert Elke Gizewski von Innsbruck aus die Durchführung auch in Graz, Salzburg und Linz. Insgesamt sollen in die Studie 714 Patientinnen und Patienten eingebunden werden, die an einem der 40 Standorte europaweit mit einem Schlaganfall eingeliefert werden. Geleitet wird die Studie vom Universitäts-Klinikum Hamburg-Eppendorf und Heidelberg. Bei TENSION handelt es sich um eine randomisierte Studie, das heißt es gibt zwei Gruppen: Die erste Gruppe erhält die konventionelle medikamentöse Therapie und die andere wird mit einer Thrombektomie behandelt. Nach 90 Tagen erfolgt dann die Evaluierung der Behandlung. Bereits jetzt werden von der Innsbrucker Universitäts-Klinik für Neuroradiologie rund 100 Betroffene im Jahr mit einer Thrombektomie behandelt. „Es ist sehr wichtig, dass es in diesem Bereich randomisierte und unabhängige Studien gibt, denn wir müssen mehr darüber wissen, welche Patientinnen und Patienten wirklich von diesem schonenderem Verfahren profitieren“, erklärt Gizewski. Die klinische Studien sind im April 2019 in Innsbruck gestartet und werden in rund zwei Jahren abgeschlossen sein.

 
© medinlive | 20.04.2024 | Link: https://www.medinlive.at/index.php/wissenschaft/neue-fragestellungen-bei-der-katheterbehandlung