Ärztekammer Wien weist Kritik der Apothekerkammer scharf zurück

„Nur um das Gesundheitssystem angeblich zu entlasten, können nicht alle alles machen dürfen, obwohl sie es nicht gelernt haben. Ärzt:innen durchlaufen eine zehn- bis zwölfjährige intensive Ausbildung, um Menschen behandeln zu dürfen. Apotheker haben ausschließlich mit Arzneien, zum Teil noch – aber immer weniger – mit deren Zubereitung und der damit einhergehenden Beratung zu tun.

red

„Die tatsächliche medizinische Beratung der Patient:innen muss sowieso bei Ärzt:innen in Ordinationen, Ambulanzen oder Spitälern erfolgen“, sagt Erik Randall Huber, Obmann der Kurie niedergelassene Ärzte und Vizepräsident der Ärztekammer für Wien. Nachdem in Apotheken kaum noch Arzneien selbst hergestellt werden, dürfe die Apothekerschaft aus Frustration nicht glauben, ohne geeignete Ausbildung medizinisch tätig werden zu können. Huber: „Ein weißer Mantel am Verkaufsdesk einer Apotheke legitimiert noch lange nicht zu medizinischen Tätigkeiten.“ Mit diesen Worten kontert Huber die jüngsten Angriffe der Apothekerkammer. Diese hatte der Ärztekammer vorgeworfen, Reformen im Gesundheitswesen zu blockieren.

Das Gesundheitssystem ist jahrelang kaputtgespart worden – mit dem Ergebnis, dass man nun vor enormen Herausforderungen steht. Diese Probleme lassen sich aber nicht lösen, indem nicht adäquat ausgebildete Berufsgruppen für die medizinische Gesundheitsversorgung herangezogen werden. „Das ist nicht Zwei-Klassen Medizin, das ist keine Medizin“, stellt die Ärztekammer klar. 

Dispensierrecht würde Erleichterung schaffen

Die ärztliche Behandlung umfasst alle Tätigkeiten einer Ärztin/ eines Arztes zur Vorbeugung, Früherkennung und Behandlung von Krankheiten. Wer diese Aufgaben übernehmen will, muss eben Medizin studieren und nicht Pharmazie. „Die Ärztekammer blockiert nicht, sie steht für eine gesicherte Qualität, auf die sich Patient:innen verlassen können. Diese Standards sind für uns nicht verhandelbar“, so Huber in Richtung Apothekerkammer. Nachsatz: „Es gilt: Schuster bleib bei deinen Leisten.“

Um eine echte Entlastung und rasche Versorgung für die Patient:innen erreichen, spricht sich der Kurienobmann neuerlich für ein Dispensierrecht aus: „Es käme einem One-Stop-Shop gleich, wenn Ärzt:innen apotheken- und verschreibungspflichtige Arzneimittel lagern und abgeben dürften. Für niemanden sei es angenehm, eine Packung Viagra oder Psychopharmaka an der Verkaufstheke einer Apotheke unter den Blicken zig anderer Menschen ausgehändigt zu bekommen. Einfacher und angenehmer für den Patienten wäre es, diese Packung direkt vom verordneten Arzt in der sicheren Umgebung des Behandlungszimmers überreicht zu bekommen. Als Urologe und Androloge habe ich dutzende Patienten, die das immer wieder fordern. Außerdem würden Kassenordinationen dadurch aufgewertet und für die Kollegen wieder interessanter.“ 

Vizepräsident Huber: „Ärztekammer garantiert Qualitätssicherung im Sinne der Patienten. Diese Standards sind nicht verhandelbar.“