Vertreter von MSF - und anderen Hilfsorganisationen - stehen derzeit in Kontakt mit den Behörden auf beiden Seiten der Grenze, um einen Plan zu entwickeln, wie Hilfslieferungen möglichst schnell und sicher in die Katastrophengebiete gebracht werden können. Die Wetterlage verschärft die Situation zusätzlich: einerseits für die Erdbebenopfer, die bei starken Niederschlägen und großer Kälte ohne Dach über dem Kopf zu überleben versuchen, andererseits für Hilfsorganisationen, weil die Passierbarkeit von Verkehrswegen über Land massiv erschwert ist.
Bachmann bestätigte in dem Zusammenhang, dass einige Regionen sowohl in der Türkei - etwa die Provinz Hatay - als auch in Syrien bisher von Rettungskräften noch gar nicht erreicht worden sind oder erst jetzt erreicht werden. Es dauert daher, bis Verletzte in medizinische Obhut gelangen, wie Bachmann erläuterte. „Die Einlieferungen in Krankenhäuser reißen nicht ab, wir sind im Dauereinsatz“, betonte der Experte. Und man müsse sich darauf einstellen, dass dies auch länger noch so bleibe.
Zeitfenster, um Überlebende zu finden, schließt sich
Hilfsorganisationen, die schon länger in der zumindest auf syrischer Seite in der von Krieg geprägten Region tätig sind, haben natürlich einen Startvorteil bei der Nothilfe. „Wir sind mit einem großen Team in Nordwestsyrien seit Jahren im Einsatz und konnten von der ersten Stunde an mit notfallmedizinischer Hilfe starten“, sagte Bachmann für MSF etwa. Die Hilfsorganisation hat in der Krisenregion auch Notfalllager eingerichtet, um entsprechend schnell auf solche Katastrophenfälle reagieren zu können. „Wir haben erste Hilfsgüter an 23 Krankenhäuser und medizinische Erstversorgungszentren geliefert.“ Allerdings sind die Vorräte in der Region bereits erschöpft. Jetzt geht es darum, weitere Güter in das Gebiet zu bekommen.
Zeit gibt es allerdings keine: „Das Fenster, in dem man realistischerweise davon ausgehen kann, dass Überlebende geborgen werden können, schließt sich leider sehr rasch“, betonte Bachmann. „Es ist sehr kalt, es regnet beziehungsweise schneit.“ Die Zahl der Überlebenden, die man noch bergen könne, werde schnell kleiner.
Sorge vor Epidemien
Sorge macht vor allem auch die Versorgung mit Trinkwasser. Der MSF-Experte wies darauf hin, dass es in Syrien im vergangenen Jahr eine Cholera-Epidemie gegeben habe und auch jetzt im Gefolge der Erdbeben Epidemien zu befürchten seien. Verletzte hätten nicht zuletzt auch eine hohe Infektionsgefahr, weil viele offene Wunden haben. Bachmann rechnete in weiterer Folge mit einer hohen Zahl an Sepsis-Patient:innen.
Der Experte betonte, dass sich der Bedarf an Hilfsgütern je nach örtlichen Gegebenheiten und Phasen der Katastrophenhilfe ändert. „Wir müssen bedarfsgerecht arbeiten und die Hilfe laufend an die Bedürfnisse anpassen können“, erläuterte Bachmann. Der Bedarf sei jedenfalls riesengroß, „wir brauchen Spenden, also Geldzuwendungen“ appellierte Bachmann.
Spenden:
Caritas Österreich: Erste Bank: IBAN AT23 2011 1000 0123 4560; BIC GIBAATWWXXX; Kennwort: Erdbeben Syrien und Türkei; www.caritas.at/erdbeben-syrien-tuerkei
Österreichisches Rotes Kreuz: Erste Bank: IBAN: AT57 2011 1400 1440 0144; BIC: GIBAATWWXXX; BLZ 20111; Kennwort: Katastrophenhilfe; oder online unter www.roteskreuz.at/erdbebenhilfe
Diakonie Katastrophenhilfe: IBAN: AT85 2011 1287 1196 6333; BIC: GIBAATWWXXX; Spenden-Kennwort: Erdbeben-Nothilfe Syrien; Online Spenden: http://diakonie.at/erdbeben-hilfe-syrien
Ärzte ohne Grenzen: Online unter www.aerzte-ohne-grenzen.at
World Vision Österreich - Katastrophenhilfe: Bank: Erste Bank; IBAN: AT22 2011 1800 8008 1800
Arbeiter Samariterbund Österreichs: Online: https://www.samariterbund.net/spende-katastrophenhilfe ; Spendenkonto: Arbeiter-Samariter-Bund Österreichs; IBAN: AT04 1200 0513 8891 4144; BIC: BKAUATWW; Kennwort: Türkei/Syrien