Finanzausgleich

Skepsis bei geplanter Gesundheitsreform

Der Gesundheitsexperte des Instituts für Höhere Studien (IHS), Thomas Cypionka, ist skeptisch, dass die im Zuge der angelaufenen Verhandlungen zum Finanzausgleich angestrebte große Reform des Gesundheitswesens gelingen wird. Die große Strukturreform sei „nicht zu erwarten“, sagte Czypionka am Donnerstag vor Journalisten. Allerdings sehe er die Chancen für grundlegende Änderungen doch besser als in den letzten Jahren: „Die Hoffnung stirbt zuletzt.“

red/Agenturen

Seine Hoffnung begründet der Experte, der in beratender Funktion in die Verhandlungen eingebunden ist, damit, dass viele angesichts der finanziellen Situation die Notwendigkeit dafür sehen würden. Allerdings sei auf der anderen Seite seine Erwartung vor allem deshalb nicht allzu hoch, da in Österreich „zu viele Mitspieler“ im System seien. Schon beim Österreich-Konvent sei die angestrebte große Reform nicht gelungen, erinnerte Czypionka.

Der „Head of Health Economics and Health Policy“ am IHS gibt Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) recht, wonach das System „an die Wand fahren“ werde, wenn es zu keinen Reformen komme. Angesichts der Demografie und der großen Leistungen im Gesundheitwesen werde das System immer mehr Geld brauchen.

Czypionka glaubt nicht an Kompetenzzuwachs für Bund

Cypionka erinnerte an die sehr hohe Komplexität des österreichischen Gesundheitswesen, mit vielen verschiedenen Playern, wo etwa die Sozialversicherungen für den niedergelassenen Bereich zuständig sind, aber auch der größte Finanzier der Spitäler sind, obwohl dort die Länder das Sagen haben und die Kassen nichts mitzubestimmen haben. Dass der Bund im Zuge einer Reform mehr Kompetenzen bekomme, glaubt Czypionka nicht wirklich.

Dass die Sozialversicherungen auch die Kompetenzen für die Spitäler bekommen, wie das Dachverbandschef Peter Lehner vorgeschlagen hat, wäre für Czypionka „der Normalzustand“, so wie das etwa auch in Deutschland funktioniere. Nicht sehr viel abgewinnen kann der Experte dem Vorschlag der Länder, wonach die Ambulanzen in einer dritten Säule vom Bund finanziert werden sollten. Damit hätte man noch einen Player mehr im ohnehin schon komplizierten System.

 

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