Ein Team um Tanja Stamm vom Institut für Outcomes Research der Medizin-Uni Wien präsentierte 6.357 Personen in Österreich und Italien Zukunftsszenarien mit neuen Virusvarianten, angepassten Impfstoffen sowie Anreizen und Hemmfaktoren für Immunisierungen wie Impfpflicht, Prämien und Kostenbeteiligung. In beiden Ländern hatten 61 Prozent der Studienteilnehmer bereits drei oder mehr Dosen eines COVID-19-Impfstoffs erhalten, 14 Prozent waren ein- oder zweimal geimpft und 25 Prozent gaben an, nicht geimpft zu sein. Die Forscher ermittelten, unter welchen Umständen sich die Leute (erneut) gegen Covid-19 impfen lassen würden, und wann eher nicht.
Dies war je nach aktuellem Impfstatus sehr unterschiedlich. „Personen ohne Erstimpfung waren in so gut wie allen vorgelegten Szenarien nicht zur Impfung bereit“, berichten die Wissenschafter in einer Aussendung: „Nur Botschaften, die die Pandemiebekämpfung als Gemeinschaftsaufgabe in den Vordergrund rückten, zeigten einen schwachen positiven Effekt auf ihre Impfbereitschaft.“ Auch durch staatliche Verordnungen würden sich diese Menschen nicht häufiger impfen lassen. Solche Maßnahmen würden sich bloß stark negativ auf das Vertrauen in Impfstoffe auswirken.
Wer schon eine oder zwei Impfdosen erhalten hat, zeigte sich in den Befragungen ebenfalls recht pandemie- und impfmüde. Diese Menschen könnten jedoch durch positive Anreize wie Prämien und Gutscheine deutlich häufiger für eine weitere Impfung gewonnen werden, so die Forscher.
Kostenlose Bereitstellung sollte unbedingt bleiben
Am ehesten bereit für eine weitere Impfung gegen Covid-19 seien Personen, die schon drei oder mehr davon erhalten haben. Bei ihnen steigt die Bereitschaft weiter, wenn an neue Varianten angepasste Seren angeboten werden, erklären sie in der Fachpublikation. Auch das Auftreten von neuen, gefährlicheren Virenvarianten würde dies bewirken.
Falls die Impfung Geld kostet, würden diese Menschen ihre positive Einstellung jedoch häufig nicht in tatsächliches Verhalten umsetzen, so die Forscher. Selbst moderate Kosten von 20 Euro wirkten stark hemmend. „Der kostenlose und einfache Zugang zu Impfstoffen wird daher wahrscheinlich die Hauptstütze für den Erfolg jeder Impfkampagne bleiben“, meinen sie.
„Unsere Ergebnisse legen nahe, Kampagnen zwischen Grund- und Auffrischungsimpfungen unterschiedlich zu gestalten“, so die Experten: „Der sozial verträglichste Weg zur Förderung von Grundimpfungen bestünde darin, sich auf die Förderung des Gemeinschaftsgeistes zu konzentrieren, anstatt sich auf strengere politische Eingriffe zu verlassen.“ Geldprämien und Gutscheine würden vor allem die Bereitschaft für Auffrischungsimpfungen steigern. Unbedingt beibehalten sollte man die kostenlose Bereitstellung von Impfstoffen und einen einfachen Zugang zu Impfstellen.