Jährlich erkranken in Österreich rund 4.500 Menschen an Darmkrebs, bei rund 1.200 bis 1.400 davon kommt es im Laufe der Erkrankung durch fortgeschrittene Metastasierung zu einer Drittlinientherapie. Für diese Patient:innen gab es in den letzten Jahren entscheidende Behandlungsfortschritte. Ein neues Behandlungskonzept konnte nunmehr durch eine internationale klinische Studie unter führender Beteiligung von Gerald Prager von der Klinischen Abteilung für Onkologie der Universitätsklinik für Innere Medizin I, einen entscheidenden Überlebensvorteil für jene Patient:innen mit metastasierter Erkrankung erzielen. Diese Behandlung kann als neuer Behandlungsstandard bei vorbehandelten Patient:innen angesehen werden und hat bereits Eingang in US-amerikanischen Leitlinien gefunden. Auch in Europa wird die Zulassung für diese Behandlungskonzept durch die Europäische Arzneimittelbehörde demnächst erwartet.
Bei der SUNLIGHT Studie handelt es sich um eine globale, prospektive, randomisierte Phase III Studie, die weltweit rund 500 vorbehandelte Patient:innen eingeschlossen hat und unter aktiver Gestaltung von Prager aufgesetzt und unter anderem an mehreren Zentren in Österreich durchgeführt wurde. Die Studie kombiniert die bisherige zielgerichtete Standardtherapie Trifluridine/Tipiracil mit Bevacizumab, einem Antikörper gegen Blutgefäßneubildung. Dieser Antikörper ist seit rund 20 Jahren bekannt und kommt auch in früheren Linien der Behandlung von Darmkrebs zum Einsatz.
Signifikante Verbesserung
Durch die Kombination der zielgerichteten Therapie mit der Chemotherapie konnte die Prognose der Patient:innen signifikant verbessert werden. Der Nutzen erstreckt sich dabei über alle untersuchten Patient:innengruppen hinweg, unabhängig von Alter, Geschlecht, Lokalisation des Primärtumors, von Vorbehandlungen und von molekularen Charakteristiken des Tumors. Durch die gute Verträglichkeit des Antikörpers mit der oralen Chemotherapie bleibt der Allgemeinzustand im Vergleich zur bisherigen Standardtherapie signifikant länger erhalten. „Normalerweise sehen wir durch Kombinationen von Therapien kleine Erfolge, aber hier handelt es sich um einen großen Schritt nach vorne, sowohl in Bezug auf die Überlebenswahrscheinlichkeit als auch auf die Lebensqualität“, so Prager, der auch Erstautor der Studie ist. Als einzige erwähnenswerte Nebenwirkung kann es etwas häufiger zu Blutarmut kommen, die für internistische Onkolog:innen gut behandelbar ist.
Therapie erfolgt zum Großteil zu Hause
Die neue Behandlungskombination erfolgt zumeist ambulant. Die Patient:innen nehmen die orale Chemotherapie in Tablettenform zu Hause ein, alle 14 Tage wird der Antikörper als 15–30-minütige Infusion in der onkologischen Tagesklinik gegeben. Zudem müssen die Patient:innen einmal monatlich eine Blutbildkontrolle machen. „Das Schöne ist, wenn man durch eine randomisierte große internationale Studie zeigen kann, dass unsere Forschung zum Nutzen der Patient:innen eine signifikante Prognoseverbesserung erzielt und dabei die Lebensqualität aufrecht erhalten bleibt und dies positive Auswirkungen auf alle Patient:innen weltweit haben kann“, fasst Prager zusammen.
Die Studie wurde im New England Journal of Medicine veröffentlicht.