Bericht

Europa laut EU-Dienst bereits um 2,2 Grad erhitzt

Der Klimawandel hat die Durchschnittstemperaturen in Europa bereits um 2,2 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit ansteigen lassen, was fast doppelt so viel wie der globale Anstieg von 1,15 Grad ist. Wie aus dem am Donnerstag veröffentlichten jährlichen Bericht des Klimawandel-Dienstes des EU-Erdbeobachtungsprogramms Copernicus (C3S) hervorgeht, war der Sommer 2022 der heißeste in Europa seit Beginn der Aufzeichnungen.

red/Agenturen

Das gesamte vergangene Jahr war demnach das zweitwärmste seit Beginn der Aufzeichnungen. In dem von weit verbreiteter Dürre und Hitze geprägten Vorjahr hätten zudem zwei Drittel der europäischen Flüsse unterdurchschnittliche Pegelstände aufgewiesen und die Alpengletscher fünf Kubikkilometer Eis verloren.

Für 2023 deutet sich nach Angaben von C3S-Vizedirektorin Samantha Burgess zumindest für Teile des Kontinents erneut eine schwierige Lage ab. Die Böden in Südeuropa seien weiterhin „unglaublich“ trocken. Dies werde Folgen haben, falls es im Frühjahr nicht „bedeutenden Niederschlag“ gebe. Die anhaltende Trockenheit wirke sich bereits jetzt in der Vegetationsperiode aus. Sinkende Ernteerträge seien daher „wahrscheinlich“

In den europäischen Alpen ist im vergangenen Jahr dem EU-Klimawandeldienst zufolge zudem so viel Gletschereis geschmolzen wie nie zuvor. Die Gletscher der Alpen verloren mehr als fünf Kubikkilometer Eis, wie der Dienst mit Sitz im britischen Reading am Donnerstag mitteilte. Würde man diese Eismasse in Würfelform pressen, wären die Kanten des Würfels rund fünfeinhalbmal so hoch wie der Eiffelturm. Europa erlebte zudem den wärmsten jemals gemessenen Sommer.

Die Temperaturen im Sommer lagen im Durchschnitt 1,4 Grad über dem Referenzzeitraum 1991 bis 2020 Das Gletscher-Eis ist somit nicht der einzige Rekord, den der Dienst für das Jahr 2022 feststellte. „Das Klima, das uns erwartet, wird sehr, sehr anders sein als das Klima, in dem wir aufgewachsen sind“, sagte Copernicus-Direktor Carlo Buontempo zu Journalisten. Umso wichtiger sei es, Daten und Wissen darüber zu sammeln und die richtigen Schlüsse zu ziehen.

Der Sommer 2022 war geprägt von einer enormen Dürre, die Copernicus zufolge mehr als ein Drittel Europas betraf und Landwirtschaft, Transporte und die Energieversorgung beeinträchtigte. Dies lag unter anderem daran, dass im vorherigen Winter weniger Schnee fiel als üblich und enorme Hitzewellen im Sommer die Situation verschärften.

Mehr Tage mit „extremem Hitzestress“

Im Süden Europas nahm zudem die Anzahl der Tage deutlich zu, die als Tage mit extremem Hitzestress gelten, der als gesundheitlich gefährlich gilt - der Copernicus-Dienst misst diese Tage in unterschiedlichen Temperaturstufen. Außerdem war die Sonneneinstrahlung in Europa so intensiv wie zu keinem anderen Zeitpunkt in den vergangenen 40 Jahren. Dies führte in vielen Teilen des Kontinents zu einem überdurchschnittlichen Potenzial zur Produktion von Solarstrom. Die Fachleute gehen hier von einem anhaltenden Trend aus.

Die Konzentration von Treibhausgasen in der Atmosphäre nahm auch im vergangenen Jahr nicht ab - im Gegenteil. Sowohl die Konzentration von Kohlendioxid als auch die des extrem potenten Klimagases Methan stieg an. „Den Ausstoß von Treibhausgasen zu verringern ist zwingend notwendig, um die schlimmsten Folgen des Klimawandels zu verhindern“, sagte Copernicus-Vize-Direktorin Samantha Burgess.

Die Copernicus-Aufzeichnungen gehen bis 1979 zurück. Der Klimawandeldienst nutzt zudem Daten von Bodenstationen, Ballons, Flugzeugen und Satelliten, die bis 1950 zurückreichen. Monatlich werden mit Hilfe von Computeranalysen Daten zu Temperaturen, der Meereisdecke und anderen Aspekten veröffentlicht.

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