Bisher wurden in Innsbruck rund 1.400 Patient:innen auf diese Art und Weise behandelt. Die Methode wird derzeit ebenso in Linz und bald auch am MD Anderson Cancer Center in Houston angewandt. „Die Methode steht kurz vor dem Durchbruch“, strich Bale, der als leitender Oberarzt für Interventionelle Onkologie fungiert, heraus. Die Vorteile der Behandlungsart lägen jedenfalls klar auf der Hand: „Man kann beispielsweise mehrere Behandlungen in recht kurzen Intervallen durchführen, da beim Eingriff das gesunde Lebergewebe geschont wird.“
Auch der „Workflow“, also der Arbeitsablauf, den man in Innsbruck entwickelt und optimiert habe, werde das seinige zur Verbreitung der Methode beitragen, war er sich sicher. Statt der bereits bekannten Methode, die im Prinzip auf der Hitzeschädigung von Tumorgewebe mit einer Nadel beruhe, kämen in Innsbruck nämlich mehrere Nadeln, je nach Tumorgröße, gleichzeitig zum Einsatz, führte Bale aus.
Dazu verwende man eine Zielvorrichtung, die er bereits in seiner Studienzeit entwickelt habe, und ein 3D-Navigationssystem. „Zuvor wird auch noch ein 3D-Plan erstellt, mittels dem das Navigationssystem die Nadeln punktgenau platzieren kann“, so der Radiologe. Damit könne man nicht nur mehrere und verstreute, sondern auch große Tumore „verbrutzeln“: „Nach oben hin sind eigentlich keine Grenzen gesetzt, wird können auch 30 Nadeln und mehr setzen.“
Nichts weniger als ein Gamechanger
Aufmerksam auf diese in Innsbruck entwickelte, neuartige Behandlung von Tumoren wurde erst kürzlich eines der weltweit größten und renommiertesten Krebszentren, das MD Anderson Cancer Center in Houston, Texas. Auf Einladung des Co-Direktors für Forschung am Department für Interventionelle Radiologie, Bruno Odisio, hatte Bale erst Ende Februar dieses Jahres zwei Eingriffe in den USA vorgenommen und die Innsbrucker Methode dort eingeführt.
Die bisherigen Ergebnisse, etwa was die Mortalität und das nachhaltige Verschwinden von Tumoren betreffe, seien überaus positiv: „Unsere Methode kann bei den Langzeitdaten mit den besten Daten der Chirurgie mithalten.“ Mitbedenken müsse man aber - und das lasse die „Innsbruck-Methode“ in einem noch besseren Licht erscheinen -, dass „bei uns auch Patient_innen behandelt wurden, die man gar nicht mehr hätte operieren können“.
Der neu geschaffene, innovative Arbeitsablauf und die Verwendung von mehreren Nadeln sei nichts weniger als ein „Gamechanger“, so Bale. Keinesfalls wolle er aber die Funktion und Aufgabe der Chirurgie-Kollegen kleinreden: „Sowohl durch unsere Methode als auch durch die Weiterentwicklungen in der Chirurgie und Onkologie können heute insgesamt mehr Patient:innen auf eine vollständige Heilung bei Lebertumoren hoffen.“