Die Regierungspartei Forza Italia protestierte gegen den EU-Beschluss, das sogenannte Heimchen, so die Bezeichnung des Tieres, zuzulassen. Sie Partei bezeichnete die Genehmigung als „gefährlich“. „Wir müssen äußerst vorsichtig sein und vermeiden, Lebensmittel als Alternativen zu unserer Ernährung zu fördern, deren ernährungsphysiologische und mögliche negative Auswirkungen wenig bekannt sind. Im vergangenen November hat sich die EU-Kommission selbst das Recht vorbehalten, weitere Analysen und eingehende Studien über die möglichen Risiken im Zusammenhang mit dem Verzehr von Insekten durchzuführen“, erklärte der Vizepräsident des Umweltausschusses der italienischen Abgeordnetenkammer, Francesco Battistoni.
„Es ist falsch und irreführend, Insekten als nachhaltige Lebensmittel und Alternative zu unserer Ernährung zu erklären, weil sie weniger Auswirkungen auf die Umwelt haben. Das sind nicht wahrheitsgemäße Behauptungen, denn unsere Ernährung ist nicht nur hochwertig, sondern auch umweltschonend. In der Tat weist die italienische Agrar- und Ernährungswirtschaft mit 65 Milliarden Euro den höchsten Mehrwert in Europa auf, was Ausdruck ihrer Qualität ist“, betonte Luigi Scordamaglia, Sprecher des Verbands „Filiera Italia“, der Konzerne der italienischen Landwirtschaft- und Lebensmittelindustrie vereint.
Italien: „Fremdkörper in der nationalen Esskultur“
„Die große Mehrheit der Italiener würde niemals Insekten auf den Tisch bringen, da sie als Fremdkörper in der nationalen Esskultur gelten“, kommentierte der italienische Landwirtschaftsverband Coldiretti. Laut einer Coldiretti-Umfrage sind 54 Prozent der Italiener gegen Insekten als Lebensmittel. Die Vermarktung von Insekten zu Lebensmittelzwecken wird in Europa durch eine 2018 in Kraft getretene EU-Verordnung über „neuartige Lebensmittel“ ermöglicht, die es erlaubt, Insekten sowohl als neuartige Lebensmittel als auch als traditionelle Produkte aus Drittländern zuzulassen.
Die EU-Kommission hatte im November die Europäische Wanderheuschrecke als Lebensmittel zugelassen. Die Heuschrecke werde in Pulverform, getrocknet oder gefroren als Nahrungsmittel angeboten und könne als Snack oder weitere Zutat in Lebensmitteln hinzugefügt werden, teilte die Kommission am Freitag mit. Einem Bericht der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit zufolge, stelle das Insekt „kein Risiko für die menschliche Gesundheit“ dar. Das Insekt soll in den Zutaten aufgelistet werden.
Der italienische Landwirtschaftsminister Francesco Lollobrigida will sich für den Schutz italienischer Agrarprodukte einsetzen und stemmt sich gegen Insekten als Lebensmittel. „Wir wollen die Qualität unserer Lebensmittel gegen die Aggression der Globalisierung verteidigen“, sagte der Minister laut Medienangaben. So sprach er sich gegen „Laborfleisch“ und gegen Insekten als Lebensmittel aus. Zugleich wolle er Italiens Ernährungssouveränität forcieren.