US-Pharmariese Merck will Milliarden in Wiener Start-up investieren

Der US-Pharmakonzern Merck (MSD) investiert in den kommenden Jahren bis zu 2,55 Mrd. Dollar (rund 2,3 Mrd. Euro) in das Wiener Start-up Proxygen, das im Biotechnologiebereich tätig ist, wie „Die Presse“ (Mittwochsausgabe) berichtet. Es sei „nicht die erste große Geldspritze für den aufgehenden Biotech-Stern“.

red/Agenturen

Das erst vor drei Jahren gegründete Spin-off des Forschungszentrums für Molekulare Medizin der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (CeMM) gelte als einer der aufgehenden Sterne am Biotech-Himmel. „Wir freuen uns darauf, unsere innovative Plattformtechnologie und unsere einzigartige Expertise bei der Identifizierung neuartiger molekularer Klebstoffabbauer (Glue Degraders) mit den erstklassigen Forschungs- und Entwicklungskapazitäten von MSD zu kombinieren“, sagte Proxygen-Chef Bernd Boidol im Gespräch mit der „Presse".

Proxygen sei führend in der Entdeckung und Entwicklung von sogenannten molekularen Klebstoffabbauern. Damit könnten Proteinklassen moduliert werden, die für herkömmliche Arzneimittel-Entdeckungsansätze bisher unzugänglich seien. Das Wiener Start-up hat den Angaben zufolge eine firmeneigene Entdeckungsmaschine entwickelt, die die spezifische Identifizierung von Klebstoffabbauern gegen schwer oder völlig unbehandelbare Krankheiten unterstützt.

Der Ansatz von Proxygen ist krankheitsagnostisch, erklärte Boidol: „Wir werden nicht sagen, dass wir durch unsere Methode Krebs heilen können, aber unsere Screening-Methode ermöglicht es, krebsauslösende Eiweiße zu blockieren.“ Das könne in ferner Zukunft auch für Behandlungen von Krankheiten wie Parkinson sowie Alzheimer gelten. Mit der chemischen Optimierung von Abbaumolekülen positioniere sich Proxygen als Pionier in dieser neuartigen Technologie. Gerade sei man dabei, die Programme in Richtung klinische Entwicklung voranzutreiben, so der Proxygen-Chef.

Vorauszahlung von MSD

„Fortschritte in unserem Verständnis von molekularen Klebstoffabbauern eröffnen spannende neue Wege bei der Suche nach neuen therapeutischen Mechanismen“, sagte MSD-Vizepräsident Robert M. Garbaccio. Die Zusammenarbeit mit MSD soll dem Wiener Unternehmen mit 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern den nötigen finanziellen Anschub geben. Die Partnerschaft biete den Rahmen und die Ressourcen, um die Plattform für die Entdeckung neuer Medikamente gegen anspruchsvolle Zielmoleküle weiter zu nutzen, betonen beide Unternehmen.

Im Rahmen der Vereinbarung erhält Proxygen dem Zeitungsbericht zufolge eine Vorauszahlung von MSD. Zudem wurden dem Wiener Start-up künftige Zahlungen in der Höhe von bis zu 2,55 Mrd. Dollar in Aussicht gestellt, die vom Erreichen bestimmter Forschungs-, Entwicklungs- und kommerzieller Ziele abhängen. Darüber hinaus hat Proxygen Anspruch auf Tantiemen auf den Nettoumsatz aus daraus resultierenden Produkten.

Die Pharmabranche setzt zunehmend auf diese Art von Partnerschaften mit aufstrebenden Biotech-Start-ups. Für Proxygen ist es nicht die erste große Geldspritze durch etablierte Pharmaunternehmen. Im Sommer 2022 investierte Merck bereits 554 Mio. Dollar. 2020 ist Proxygen zudem eine Kooperation mit dem deutschen Pharmariesen Boehringer Ingelheim eingegangen, der auch stark in Wien vertreten ist.

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