Österreich bei Tabakpreisen unter EU-28-Durchschnitt

Die Tabakpreise sind in Österreich im internationalen Vergleich niedrig. Experten sehen sie allerdings als wichtigste Maßnahme zur Reduktion des Zigarettenkonsums.

Am 1. Oktober startet das Don't smoke-Volksbegehren. Nach 591.146 bereits erfolgten Unterstützungserklärungen für das - von der schwarz-blauen Bundesregierung gekippte - Gastro-Rauchverbot wollen Ärztekammer und Österreichische Krebshilfe damit den Druck auf die Politik erhöhen. Was in der Diskussion um das gekippte Gastro-Rauchverbot bisher untergeht: Die Tabakpreise sind in Österreich im internationalen Vergleich niedrig.

Studie ergab Konsumrückgang bei höheren Tabaksteuern 

 „Sie erinnern sich an unsere 1986 publizierte Studie. Ein Prozent Preiserhöhung bei Zigaretten macht 0,5 Prozent Konsumrückgang. Das ist heute Lehrbuchwissen, ist aber im Bundesministerium für Finanzen noch nicht angekommen. Preiserhöhungen sind das Wichtigste, siehe auch zum Beispiel Australien, wo eine Packung Zigaretten auf 17 Euro kommt“, stellte der Wiener Sozialmediziner Michael Kunze fest.

Die Eurostat-Daten sind ganz klar. Nimmt man den EU-Durchschnitt bei den Tabakpreisen mit dem Wert 100 an, liegt Österreich mit 84 um 16 Prozent darunter. Weit mehr als doppelt soviel sind hingegen in Norwegen (223) für Tabakprodukte zu bezahlen. In Irland sind es doppelt soviel (Indexwert: 208), in Island ebenfalls (202). In Frankreich sind die Zigaretten um ein Viertel teurer als im EU-28-Durchschnitt (126). Tschechien und die Slowakei liegen beispielsweise um 35 Prozent unter diesem Wert (65), ebenso in Ungarn (65). Griechenland ist um 21 Prozent unter dem Durchschnitt (79), Italien nur um neun Prozent (91). Deutschland als mit Österreich beim Rauchen am ehesten zu vergleichen hat immerhin um fünf Prozent höhere Tabakpreise als der EU-28-Durchschnitt (Österreich: 84).

 „Tabaksteuern sind das effektivste, aber am wenigsten benutzte Werkzeug zur Tabak-Kontrolle. Ein ausreichend hoher Anstieg bei diesen Steuern erhöht die Preise für Tabakwaren, macht sie weniger erschwinglich und drückt den Konsum und die Häufigkeit des Beginns eines Tabakgebrauchs nach unten“, stellt die Amerikanische Krebsgesellschaft fest.

Regierung will ab 2019 Tabaksteuer nicht weiter erhöhen

Die pionierhafte Studie von Kunze und seinen Mitarbeiten aus dem Jahr 1986 wurde mittlerweile mehrfach bestätigt. Wissenschafter um Esteve Fernandez vom onkologischen Institut in L'Hospitalet in Spanien sammelten die Daten über den Zigarettenkonsum in den 52 Staaten Europas. Sie verglichen Preise und Raucherquoten. Das Hauptergebnis laut den Autoren in ihrer wissenschaftlichen Arbeit im Jahr 2006: „Im Durchschnitt sinkt in Europa der Zigarettenkonsum um fünf bis sieben Prozent bei einem Anstieg der Preise um zehn Prozent. Das stützt sehr stark das umgekehrte Verhältnis zwischen Tabakpreis und dem Rauchen.“

Österreich geht - neben dem gekippten Gastro-Rauchverbot - auch hier einen anderen Weg als Staaten, welche die Reduktion des Zigarettenkonsums auf ihre Fahnen geschrieben haben. Die türkis-blaue Regierung will ab 2019 die Tabaksteuer nicht mehr erhöhen, um damit die Abgabenquote zu senken, bestätigte das Finanzministerium im März 2018. Die Vorgängerregierungen hatten auf Tabaksteuermodelle mit einem Erhöhungsautomatismus gesetzt. Das Finanzministerium bezifferte die Tabaksteuer-Einnahmen des Vorjahres mit knapp 1,9 Mrd. Euro, um gut 30 Mio. Euro mehr als 2016. Die Tabaksteuer bringt dem Staat nach der Mineralölsteuer die zweithöchsten Verbrauchersteuer-Einnahmen. 78 Prozent des Zigarettenverkaufspreises entfallen auf die Tabak-und Mehrwertsteuer. Der durchschnittliche Preis pro Packung lag 2017 bei 4,76 Euro.

Freilich, auch bei den Preisen pro Packung Zigaretten liegt Österreich keineswegs vorn. Eine Packung Marlboro oder eine andere Packung Image-behafteter populärer Glimmstängel (Premium Brand) kostete laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Jahr 2016 kaufkraftbereinigt und in US-Dollar in Österreich sechs Dollar. In Irland waren es da bereits 12,69 US-Dollar, in Norwegen 13,54 US-Dollar. In Spanien zahlte man 7,30 Dollar, in Ungarn 8,78 Dollar, in Deutschland waren es 7,62 Dollar. Großbritannien führte die Europaliste mit 14,57 US-Dollar an. In Australien waren es 2016 beispielsweise bereits 15,91 Dollar, in Malaysia 11,82 US-Dollar. Im bevölkerungsreichsten Land der Erde, in China mit einem sehr großen Rauch-Problem, sind für eine Packung Marlboro & Co. immerhin 12,77 US-Dollar zu bezahlen.

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Amerikanische Krebsgesellschaft: „Tabaksteuern sind das effektivste, aber am wenigsten benutzte Werkzeug zur Tabak-Kontrolle".