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Astrazeneca-Impfstoff: Hoffnung für Allergiker

Nesselfieber, Atemnot oder Kreislaufbeschwerden: Nach der Zulassung des Corona-Impfstoffs von Biontech-Pfizer gab es in mehreren Ländern vereinzelte Berichte über allergische Reaktionen. Allergie und Asthma seien kein Hinderungsgrund für COVID-19-Impfung, gibt Fritz Horak vom Arbeitskreis Allergie und Asthma der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie (ÖGP) kürzlich in einer Aussendung Entwarnung.

mil/Agenturen

Die heftigsten allergischen Reaktionen betrafen Menschen mit bereits bestehenden schweren Allergien, die stets ein Notfallset mit Adrenalin bei sich tragen müssen.

Das sagte Peter Schmid-Grendelmeier, Leiter der Allergiestation am Unispital Zürich, gemäss einer Mitteilung des aha! Allergiezentrums Schweiz. Die sogenannte Anaphylaxie geht mit Atemnot, Magen-Darm-Beschwerden oder sogar Herz-Kreislauf-Problemen einher. Im schlimmsten Fall ist sie lebensbedrohlich. Die Geimpften erholten sich nach einer sofortigen Behandlung jedoch wieder.

Was genau die Allergien beim Biontech-Pfizer-Vakzin ausgelöst haben könnte, ist unklar. Möglicherweise reagierten die Betroffenen auf Polyethylenglykol (PEG), das den Impfstoff stabilisiert. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) rät denn auch Menschen von einer Impfung ab, die auf auf einen der Wirkstoffe im Präparat allergisch sind. Hoffnung für Allergiker bietet Schmid-Grendelmeier zufolge das Vakzin von Astrazeneca, das kein PEG enthält. Im Moderna-Impfstoff kommt diese Substanz ebenfalls vor.

Keine generelle allergische Reaktionen

Der Biontech-Pfizer-Impfstoff löst keine generellen allergischen Reaktionen hervor, wie Vergleiche zwischen den Interventions- und Kontrollgruppen in den Zulassungsstudien zeigten. Personen mit schweren Reaktionen auf Impfstoffe wurden von den Studien jedoch ausgeschlossen.

Wichtig sei, dass das Fachpersonal Personen vor einer Impfung nach allergischen Reaktionen in der Vergangenheit befragt. „Zudem muss das Impfpersonal grundsätzlich immer auf die Möglichkeit schwerer allergischer - sprich anaphylaktischer - Reaktionen vorbereitet sein“, sagte der Allergologe Schmid-Grendelmeier.

Menschen, die allergisch gegen Nahrungsmittel, Pollen, Hausstaubmilben, Tiere, Insektengift, Latex oder andere Medikamente reagieren, dürfen gemäss Richtlinien der US-Seuchenbehörde (CDC) geimpft werden, und ebenso Personen mit einer familiären Anaphylaxie-Vorgeschichte oder früheren Komplikationen bei Injektionen von Vakzinen oder Medikamenten. Zur Sicherheit sollten Geimpfte bis zu einer halben Stunde nach der Impfung beobachtet werden, so Schmid-Grendelmeier.

Entwarnung vom Experten 

„Die Impfung mit den derzeit verfügbaren COVID-19-Impfstoffen ist insgesamt für den weitaus überwiegenden Teil der Allergiker und Asthmatiker unbedenklich und daher jedenfalls zu empfehlen“, so Doz. Horak, Leiter des Allergiezentrum Wien West.

Obwohl Patienten mit Allergien oder Asthma kein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf einer COVID-19-Erkrankung haben, sei eine Impfung entsprechend der Indikation dennoch auf jeden Fall sinnvoll und empfehlenswert, erläutert der Kinder-Pneumologe, Allergologe und Pädiater Horak.

Patienten mit gut kontrolliertem Asthma, Heuschnupfen (Pollenallergie), Neurodermitis, Urtikaria aber auch mit Nahrungsmittelallergien, Insektengiftallergien, Kontaktallergien oder Allergien bzw. Unverträglichkeiten gegen Schmerzmittel und Antibiotika haben kein erhöhtes Impfrisiko im Vergleich zur gesunden Bevölkerung, betont Horak.

Vorsicht bei Vorereignissen

Wer allerdings schon einmal eine Anaphylaxie gegen eine Impfung erlitten hat oder wenn eine gesicherte Allergie gegen verschiedene Medikamente vorliegt oder eine Mastozytose (Mastzellerkrankung) besteht, muss dies vor der Impfung mit dem Arzt besprochen werden. Horak: „Auch dann kann zumeist geimpft werden. Allerdings wird eine längere Nachbeobachtung empfohlen. Betroffene Personen sollten 15 bis 30 Minuten zur Nachbeobachtung in der Impf-Ordination bleiben. Eventuell wird auch schon eine Vorbehandlung mit Antihistaminika eingeplant werden.“

Bei einer schweren Anaphylaxie auf die erste mRNA-Impfung oder einer bekannten Allergie auf einen der Inhaltsstoffe, insbesondere PEG (Polyethylenglykol) oder Polysorbat, das sich auch in manchen Abführmitteln und Medikamenten findet, sollte nicht mit dem die Allergie auslösenden Impfstoff geimpft werden und gegebenenfalls eine allergologische Abklärung erfolgen.

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