Chlamydien infizieren seit über einer Milliarde Jahre Wirtszellen

Chlamydien leben als Endosymbionten in Wirtszellen - von Amöben bis zu Tieren einschließlich des Menschen, wo sie Infektionen hervorrufen können. Wie sie zu einem endosymbiotischen Lebensstil übergingen, während andere Vertreter ihrer Stammgruppe (PVC-Gruppe) frei leben, ist noch weitgehend unklar. Wiener Forscher berichten nun im Fachjournal „Nature Microbiology“, dass Chlamydien bereits seit über einer Milliarde Jahren die Fähigkeit haben, Wirtszellen zu infizieren.

red/Agenturen

Wissenschafter können erst seit kurzem Genome direkt aus Umweltproben sequenzieren. Das ermöglicht ihnen auch die Breite der Chlamydienvielfalt zu erforschen, denn viele dieser Bakterien lassen sich im Labor nur sehr schwer züchten. Mit diesen neuen Daten untersuchten Forscherteams um Matthias Horn vom Department für Mikrobiologie und Ökosystemforschung der Universität Wien und Thijs Ettema von der Wageningen Universität (Niederlande) die Evolution der Chlamydien und rekonstruieren die Gene des gemeinsamen Vorfahren aller heute lebenden Chlamydien.

Sie zeigten, dass der gemeinsame Vorfahre bereits vor einer Milliarde Jahren „alle Gene besaß, die für einen Endosymbionten notwendig sind. Sogar Gene, die für die heutigen tierischen Chlamydien-Erreger wichtig sind, waren wahrscheinlich schon vorhanden“, so Horn in einer Aussendung.

Die Forscher fanden aber auch heraus, dass Amöben infizierende Chlamydien viele Stoffwechselgene erst später durch Genaustausch erwarben. Das ist überraschend, denn intrazelluläre Mikroben haben weniger Möglichkeiten zum Genaustausch mit anderen Bakterien.

Für eine mögliche Lösung dieser Frage verweist Horn auf die Umgebung, in der diese Chlamydien leben: „Amöben beherbergen oft mehrere Endosymbionten und fressen Bakterien, sodass es andere Mikroben gibt, mit denen sie Gene austauschen können.“ Außerdem würden die meisten Chlamydien zwischen verschiedenen Wirten hin und her wandern und seien daher wechselnden Umgebungen ausgesetzt. Dabei könnte es vorteilhaft sein, Stoffwechselgene zu behalten oder zu gewinnen. Die Ergebnisse wurden im Fachjournal „Nature Microbiology“ veröffentlicht.