Studie

Hülsenfrüchte sind krisensichere Proteinlieferanten

Wie angesichts von Klimakrise, Artensterben und Energieknappheit die Eiweißversorgung in Österreich garantiert werden kann, hat das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) ermittelt. Die Ergebnisse sind am Mittwoch bei einem Medientermin im Rahmen der Initiative „Mutter Erde“ in Wien von Georg Zamecnik geliefert worden, einem Mitautor der Studie. Demnach müsste es einen deutlichen Schwenk hin zu Hülsenfrüchten geben, der Rindfleischanteil sollte schwinden.

red/Agenturen

Insgesamt 25 eiweißreiche Lebensmittel wurden sowohl auf ihre ökologische Auswirkungen etwa hinsichtlich Klimawirkung oder der benötigten Ackerflächen, sowie auch auf die Importabhängigkeit von Betriebsmitteln wie Futtermittel, Pestizide oder Dünger hin untersucht. Laut Zamecnik wird der Eiweißbedarf im Globalen Norden jedenfalls noch zu 60 Prozent mit tierischen Proteinen gedeckt, die reich an unentbehrlichen Aminosäuren sind, seltener landen daher pflanzliche Proteine auf dem Teller - die Studie hat jedenfalls auch die unterschiedlichen Qualitäten der Proteine mitberücksichtigt.

Ebenso wurde konventionelle Produktion dem biologischen Anbau gegenüber gestellt und hier schnitt letztgenannte Methode bei der Importabhängigkeit schlechter ab. Eindeutige Gewinner waren am Ende jedenfalls Soja und biologische Milchprodukte, die kamen bei der kombinierten Bewertung am besten davon. Ganz am Ende landete das Rindfleisch, sowohl biologisch wie auch konventionell produziert ist das Hufentier bei einer zukünftigen Nahrungsmittelversorgung fehl am Platz, geht aus der Studie hervor.

Erstaunlicherweise schnitt jedoch etwa das Biohuhn schlechter ab, als das konventionelle Käfighuhn und fand sich sogar im roten Bereich wieder. „Das ist ein Ausreißer aufgrund der gewählten Indikatoren“, lautete die Antwort von Zamecnik auf eine entsprechende Frage. Die Studie nahm nämlich keine Rücksicht auf das Tierwohl an sich. Untersucht wurde die landwirtschaftliche „Urproduktion“ bis „kurz vor dem Handel“ - auch der Energieverbrauch für die Lagerung beim Supermarkt oder die Bewertung von etwaigem Verpackungsmaterial fielen da raus.

Geringe Nachfrage

Noch mangelt es an einem wichtigen Faktor, nämlich der Nachfrage vonseiten der Konsumenten, denn laut Statistik Austria sei der Bedarf an Hülsenfrüchten noch gering, tierische Produkte werden weiterhin mehr nachgefragt. Bei der Selbstversorgung könnten die österreichischen Produzenten ein größeres Verlangen auch nicht befriedigen, „die Eigenproduktion würde nur für zwei Tage ausreichen“, räumte der Studienautor ein. So kämen die Linsen derzeit aus Kanada, die Bohnen aus China und teilweise aus Frankreich, während die Kichererbsen aus türkischen Schoten stammen.

„Momentan kann man nicht sagen, dass Hülsenfrüchte ausreichend vorhanden sind“, lautete daher das Resümee. Für Sebastian Theissing-Matei von Greenpeace Österreich ist das ein Handlungsauftrag an die Regierung, denn während es Tofu oder Sojadrinks aus heimischer Produktion bereits gibt, produziere man „wahnsinnig viel“, das uns anfällig für externe Effekte machen würde. Daher müsste das Lebensmittelsystem verändert werden und die Politik müsse dafür sorgen, dass mehr Erbsen und Linsen statt Fleisch in die Regale und auf die Teller kommt.

Laut Theissing-Matei sei die Situation eine ernste, denn Klimakrise, Artensterben, Krieg und hohe Lebensmittelpreise gibt es gegenwärtig bereits und in den kommenden Jahrzehnten werde der Druck durch Dürre und Extremwetter, wie zuletzt wieder im Norden Italiens auch den Druck auf die Lebensmittelversorgung erhöhen. Warum übrigens Kohlenhydrate oder Fette nicht in der Studie vorkommen, wurde mit „der großen Bedeutung von Proteinen als Teil der menschlichen Ernährung, gepaart mit dem großen Einfluss der (tierischen) Proteinerzeugung auf viele ökologische Aspekte der Nachhaltigkeit“ erklärt.

Hülsenfrüchte Bohnen
Noch mangelt es an der Nachfrage nach Hülsenfrüchten seitens der Konsumenten,
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