Wiener Forscher fanden Angriffsziel in Granulomen

Zellknötchen voller Immunzellen (Granulome) bereiten Menschen mit „Sarkoidose“ Gesundheitsprobleme in der Haut und anderen Organen. Sie enthalten vor allem „Fresszellen“, die normalerweise Krankheitserreger beseitigen, und entzündungsfördernde „Helfer-Zellen“, so Wiener Forscher. In den Fresszellen ist der Eiweißstoff „MMP12“ überpräsent und fördert wohl die Granulom-Entstehung. Seine Hemmung lässt im Laborversuch Schwellungen schwinden, erklären sie im Fachblatt „Immunity“.

red/Agenturen

„Sarkoidose ist eine entzündliche Erkrankung mit einer überschießenden Immunreaktion, deren Auslöser unbekannt ist“, erklären die Immunologen um Georg Stary vom Forschungszentrum für Molekulare Medizin (CeMM) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in Wien. „Es bilden sich dabei knötchenförmige Zellansammlungen, die am häufigsten in der Lunge auftreten, direkt gefolgt von der Haut“, schrieben sie in einer Aussendung. Es könne auch jedes andere Organ betroffen sein. Granulome treten zum Beispiel als juckende Knoten bei alten Tattoos und Narben in Erscheinung, bewirken Verfärbungen an der Nasenspitze und Wangen (Lupus Pernio), und können sogar zu Organversagen führen.

Die Forscher untersuchten bei zwölf Sarkoidose Patient:innen die Gen-Aktivitäten der einzelnen Zellen in Hautgranulomen, um die beteiligten Zelltypen zu identifizieren und Veränderungen im Vergleich zu gesunder Haut aufzuspüren. „Wir sahen, dass Granulome hauptsächlich aus Makrophagen bestehen, das sind Fresszellen, die im menschlichen Körper vorwiegend zur Abwehr von unerwünschten Bakterien, Viren und Giftstoffen dienen“, berichten sie.

Zudem fanden sie darin Immunzellen (T-Helfer-Zellen der Typen 1 und 17), die bekannt dafür sind, Entzündungsprozesse voranzutreiben. Rund um die Makrophagen und jene T-Helfer-Zellen befinden sich bei Granulomen spezielle Bindegewebszellen (Fibroblasten). „Sie spielen eine wichtige Rolle beim Umbau von Bindegeweben und geben dem Granulom seine Form“, heißt es in der Aussendung.

Für den unvorteilhaften Gewebeumbau ist ein Eiweißstoff namens „MMP12“ wohl mitverantwortlich, der in den Makrophagen von Granulomen vermehrt hergestellt wird, erklären die Forscher: „Es scheint für die Formierung von Granulomen eine bedeutende Rolle zu spielen“. In Versuchen mit Mäusen habe sich gezeigt, dass Schwellungen zurückgehen, wenn man MMP12 hemmt. „Dies sehen wir als wichtigen Ansatzpunkt für die Entwicklung neuer Therapien“, meinen sie.

Derzeit würden Sarkoidose Patient:innen vorwiegend mit Kortison-Präparaten behandelt, die über einen langen Zeitraum in hoher Dosierung verabreicht werden. „Die Rückfallrate ist hier hoch“, so die Forscher. Neue, zielgerichtete Therapien, etwa auf Basis der Erkenntnisse dieser Studie, könnten Verbesserungen bringen.