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Vorbild Finnland

Vertrauen in Digitalisierung der Gesundheitsdaten als Herausforderung

Für mehr Impulse in der Digitalisierung im Gesundheitswesen sind Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) und Florian Tursky (ÖVP) nach Helsinki gereist. Finnland hat im E-Health-Segment eine Vorreiterrolle eingenommen. Eine große Herausforderung wird es sein, den Menschen den Nutzen der und das Vertrauen in die Digitalisierung nahe zu bringen. Von der Elektronischen Gesundheitsakte (ELGA) haben sich in Österreich bei der Einführung 2013 drei Prozent abgemeldet.

red/Agenturen

„Ohne Vertrauen gibt es keinen Nutzen für künstliche Intelligenz“, meinte der für die Hauptstadt Helsinki zuständige Chief Digital Officer Mikko Rusama. In Finnland gebe es ein sehr hohes Vertrauen in seine Gesellschaft und die Menschen seien offen für neue Technologien. Die eHealth Roadmap wurde 2007 eingeführt. Das nationale Ziel Finnlands bestand darin, den Zugang zu Gesundheitsinformationen für medizinisches Personal unabhängig von Ort und Zeit zu gewährleisten. Den Patient:innen wurde über ein Portal Zugang zu ihren Gesundheitsdaten gewährt. „Die Regeln für den Nutzen der Daten ist dabei sehr wichtig“, sagte Rusama. Und das ist per Gesetz geregelt, betonte er. Auf die Datensicherheit und Datenschutz sowie die Entwicklung der Systeme auf eine ethisch und rechtlich nachhaltige Weise wurde Wert gelegt.

Datensicherheit zentraler Punkt

Die Bürger:innen haben das Recht, ihre Daten komplett oder nur für bestimmte Zwecke herzugeben oder dies komplett zu verweigern. Für Minister Rauch ein wichtiger Aspekt, denn für die Digitalisierung der Gesundheitsdaten in Österreich müsse zunächst eine rechtliche Basis geschaffen werden, um dann Sicherheit und Umsetzung zu gewähren, sagte er nach dem Treffen mit seiner finnischen Amtskollegin Krista Kiuru. Auch in Finnland stellten sich die Behörden die Frage, ob die Menschen proaktiv angeschrieben werden sollen. Für die Finnen ist das kein Problem, nachdem etwa ein SMS-Service für Eltern von Vorschülern verschickt wurde. Die Rücklaufquote betrug im Jahr 2022 bereits 95 Prozent. Im Jahr davor waren es nur um einige Prozentpunkte weniger.

Größere Akzeptanz in Finnland

Als Resümee für den ersten Tag seiner dreitägigen Dienstreise sieht der Gesundheitsminister vor allem, dass die Finnen eine komplett andere Kultur hätten, was das Vertrauen in digitale Daten betrifft. Und die Pandemie hätte in dem nordeuropäischen Land die Digitalisierung noch weiter „außer Streit gesetzt“. In der Hauptstadt Helsinki gebe es für Patient:innen sogar eine App, wo in einer Chatfunktion medizinisches Personal kontaktiert oder Termine vereinbart werden können.

User könnten neben ihren Gesundheitsdaten auch persönliche Werte wie etwa Gewicht oder Höhe des Blutzuckers eingeben. „Die Leute sollen die Digitalisierung zu ihrem Nutzen spüren“, hofft Tursky auf ein ähnliches Angebot auch in Österreich. Und der User sollte ins Zentrum gestellt werden. „Die Grundidee ist, egal wo von mir Gesundheitsdaten erhoben werden, die müssen an einer Stelle irgendwo zusammenfließen und verfügbar sein“, sagte Rauch. „Das haben wir nicht“, so der Ressortchef.

„Wir waren in Europa Vorreiterrolle mit ELGA“, sagte der Gesundheitsminister. „Aber wir müssen in ganz vielen Bereichen nachziehen.“ Für Rauch ist die Datensicherheit ein zentraler Punkt. Denn auch in Finnland wurde etwa Daten einer psychiatrischen Einrichtung geleakt und dann im Darknet verkauft. Deshalb haben die finnischen Behörden die Sicherheit diesbezüglich noch weiter erhöht. Wichtig ist daher auch das morgige Treffen mit Johanna Seppänen, der Direktorin von FinData, die Behörde, die über Daten im Sozial- und Gesundheitsbereich verfügt, und ein Besuch der finnischen Sozialversicherungsanstalt Kela.

Digitalisierung bringt viele Vorteile

Helsinki etwa ist mit seinen rund 650.000 Einwohner:innen eine rasant wachsende Stadt, sagte der Vizebürgermeister für soziale Dienste und Gesundheitswesen, Daniel Sazonov. Die Bevölkerung wird immer älter, die Kosten höher und es gibt einen Mangel an medizinischen Ressourcen. Mit der Digitalisierung können bestehende Lücken in der medizinischen Betreuung geschlossen werden. Laut Sazonov will man so die Wartezeiten für einen Termin bei Ärzt:innen in Zukunft auf zwei Wochen verkürzen. Auch Hochrisikopatienten können so erkannt und schneller behandelt werden, was wieder ein Ersparnis für das Gesundheitssystem wäre.

Die Österreichische Ärztekammer (ÖÄK) begrüßt das Vorhaben. „Wir als Spitalsärztinnen und Spitalsärzte bieten ihm dabei jede Unterstützung an, denn insbesondere in den Spitälern ist digital noch viel Luft nach oben, wie wir seit Jahren betonen“, sagte Harald Mayer, Bundeskurienobmann der angestellten Ärzte und Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer. „Alles, was im Spital nicht mehr analog gemacht werden muss, sondern automatisch und digital erledigt werden kann, seien es die ärztliche Dokumentation, die Entlassungsbriefe oder das Personalmanagement, entlastet unsere Ärztinnen und Ärzte. Das befreit von unnötiger Bürokratie und bringt mehr Zeit für das, wofür wir eigentlich da sind, fürs Arztsein und für die bestmögliche Betreuung unserer Patienten.“ Aber es dürfe bei der konkreten Umsetzung ELGA keineswegs als Vorbild dienen, warnte Mayer: „Denn ELGA ist leider kein Best-Practice-Beispiel. Wir brauchen effiziente, zeitsparende und vollständige Tools. Datenschutz darf keine Ausrede für bestehenbleibende Insuffizienz sein.“

Die Reise zum Austausch mit den finnischen Behörden dauert noch bis Freitag. Mitgereist ist auch die Generaldirektorin für die öffentliche Gesundheit, Katharina Reich. Am Mittwochabend finden noch bilaterale Treffen mit der Umweltministerin Maria Ohisalo und der Innenministerin Krista Mikkonen statt.

 

 

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BMSGPK / Lisa Kirchmayer