Pläne zur Sicherung

Bund will mehr Geld und Forschung in Trinkwasserversorgung stecken

Damit auch kommende Generationen in Österreich ausreichend gut mit Trinkwasser versorgt sind, hat das Landwirtschaftsministerium Pläne zur Sicherung der Trinkwasserversorgung vorgelegt. Aufgrund des Klimawandels sinken die Grundwasserspeicher, gleichzeitig steigt der Wasserbedarf, weil die Bevölkerung wächst. Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP) will mehr Geld, Forschung und Bewusstsein in das Thema Trinkwasser stecken.

red/Agenturen

„Die Versorgung mit Trinkwasser ist gesichert. Wir haben weder eine Krise noch einen Notfall, aber es war notwendig, in die Zukunft zu schauen“, sagte Günter Liebel, Generalsekretär im Landwirtschaftsministerium, am Donnerstag bei einem Pressegespräch. Totschnig räumte ein, dass es aus heutiger Sicht ausreichend Wasser bis 2030 und darüber hinaus gebe und es keine Nutzungseinschränkungen brauche, der Klimawandel aber Herausforderungen mit sich bringe.

Ist die Trinkwasserversorgung längerfristig gefährdet, sieht der Plan des Ministeriums Einschränkungen vor. Im Bedarfsfall kann der Bürgermeister oder die Bürgermeisterin Maßnahmen setzen, wie, dass Pools nicht befüllt werden dürfen. Im Bezirk Wolfsberg im Kärntner Lavanttal, einer der trockensten Regionen Österreichs, sei das seit Jahren Alltag, berichtete SPÖ-Landesrat Daniel Fellner, Fachreferent für Wasserwirtschaft des Landes Kärnten.

Auch Unternehmen, die an der öffentlichen Wasserversorgung hängen, könnte der Wasserhahn gedrosselt oder zugedreht werden. Im Notfall stehe das Lebensmittel Wasser vor allen anderen Nutzungen, sagte Liebel. Die SPÖ hat Vorschläge vorgelegt für eine verfassungsrechtliche Verankerung im Wasserrecht. Die Versorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser müsse rechtlich sichergestellt werden, vor allem vor dem Hintergrund des steigenden Bedarfs, forderte SPÖ-Umweltsprecherin und stellvertretende Klubvorsitzende Julia Herr am Donnerstag.

Bis 2050 Abnahme der Ressourcen

In einem ungünstigen Szenario der 2021 veröffentlichten Studie „Wasserschatz Österreich“ wird bis 2050 mit einer Abnahme der Wasserressourcen um 23 Prozent gerechnet. Der jährliche Wasserbedarf wird sich demnach bis 2050 aber um fünf bis sieben Prozent erhöhen. Daher soll künftig mehr Geld in die Trinkwasserinfrastruktur und in die Forschung zur effizienten Wassernutzung fließen, sagte Totschnig.

Derzeit stehen jährlich rund 80 Millionen Euro zur Finanzierung der Trinkwasserversorgung zur Verfügung. Für heuer und 2024 gibt es ein Sonderbudget von 100 Millionen Euro. Bei den derzeit laufenden Finanzausgleichsverhandlungen will Totschnig eine Erhöhung des Finanzrahmens durchsetzen. In die Forschung sollen in den kommenden drei Jahren drei Millionen Euro fließen. Mittels Künstlicher Intelligenz könnte künftig etwa erkannt werden, wo und ob Wasser in den Leitungen verloren geht.

Gemeinsam mit den Wasserversorgern und den Bundesländern sollen Infokampagnen mehr Bewusstsein für einen sorgsamen Umgang mit Trinkwasser in der Bevölkerung schaffen. Zudem will das Ministerium die Datengrundlagen und Prognosen zur Grundwassersituation verbessern. Insgesamt will sich der Bund mit den Bundesländern und Wasserversorgern besser koordinieren und regelmäßig die Trinkwasserversorgungskonzepte evaluieren.

Das meiste Wasser (70 Prozent) benötigen Industrie und Gewerbe, 24 Prozent fallen auf die Haushalte, vier Prozent verbraucht die Landwirtschaft und zwei Prozent gehen für ausgewählte Dienstleistungen wie Beschneiung oder Golfplatzbewässerung drauf. In Summe liegt der jährliche Wasserbedarf bei 3,14 Milliarden Kubikmeter. Jeder Österreicher und jede Österreicherin verbraucht pro Tag rund 130 Liter Wasser, das liege im europäischen Schnitt, sagte Liebel. Ausreißer sei Italien mit einem Pro-Kopf-Verbrauch von über 250 Litern aufgrund veralteter Wasserleitungen.