Wiener Ärztekammer

„Ewiges Abladen von Zuständigkeiten muss ein Ende haben“

Erstaunt hat die Wiener Ärztekammer die jüngsten medialen Aussagen von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker vernommen, wonach nun plötzlich der niedergelassene Bereich Schuld an der Misere im Wiener Spitalswesen habe. Sowohl Stefan Ferenci, Obmann der Kurie angestellte Ärzte und Vizepräsident der Ärztekammer für Wien als auch Erik Randall Huber, Obmann der Kurie niedergelassene Ärzte und Vizepräsident der Ärztekammer für Wien, sehen darin eine völlige Kapitulation seitens der Politik, die Probleme selbst in die Hand zu nehmen.

red

So hatte Hacker gestern in „Wien heute“ gesagt: „Der niedergelassene Bereich verschiebt permanent alle Patientinnen und Patienten in den Spitalssektor und wir stehen vor Finanzausgleichsverhandlungen und da werden wir Tacheles reden." Diese Aussage erstaunt umso mehr, da der Medizinische Direktor des Wiener Gesundheitsverbunds Michael Binder im selben ORF-Beitrag über die schweren Probleme in Unfallchirurgie und Pflege spricht. Huber: „Das Fach Unfallchirurgie gab es noch nie extramural als Kassenarztfach und Pflegemangel hat mit Ordinationen schon gar nichts zu tun.“

Aber die derzeitigen Probleme mit der Bettenbelegung in den Spitälern auf die Ordinationen abzuwälzen ist aus Hubers Sicht „einfach nur peinlich“, denn Ordinationen seien gar nicht bettenführend. „Der Stadtrat soll seine eigenen Statistiken lesen, aus denen eindeutig hervorgeht, dass der niedergelassene Bereich ambulant immer mehr Menschen versorgt und die Spitalsambulanzfälle seit Jahren stagnieren.“

„Wir schicken niemanden unnötig ins Spital und arbeiten seit Jahren am Limit, weil die Wartezeiten in den Spitälern für die Patientinnen und Patienten unerträglich geworden sind. Operationen werden verschoben oder gar abgesetzt, Patientinnen und Patienten im Kreis geschickt“, erklärt Huber weiter. Man würde ja gerne helfen und die Spitäler entlasten aber seit Monaten würden Gespräche zur Auslagerung von Leistungen zur Entlastung der Spitäler wie beispielsweise die Diabetesversorgung von der Stadt Wien blockiert.

Stadt Wien muss rasch Lösungen schaffen

„Die Situation ist nicht nur angespannt, sondern auch gefährlich. Ich fordere konkrete Zusagen was die Stadt Wien macht, damit 2023 alles besser wird, so wie Stadtrat Hacker dies ebenfalls vor Kurzem angekündigt hat“, sagt Ferenci und fragt: „Wie kann man dem Stadtrat noch irgendetwas glauben, wenn dieser sich ständig für nicht zuständig erklärt und Lösungen seitens seiner Partner im Gesundheitswesen blockiert?“

Konkret gibt es für Ferenci und Huber drei zentrale Fragestellungen, die rasch beantwortet werden müssen: „Welche Aktivitäten setzt die Stadt Wien, um die Versorgung der Bevölkerung nachhaltig zu verbessern? Wie stellt die Stadt Wien sicher, dass offene Planstellen bei Ärztinnen und Ärzten sowie bei der Pflege nachbesetzt werden? Welche Aktivitäten setzt die Stadt Wien, um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im öffentlichen Gesundheitswesen zu halten?“

„Der katastrophale Status quo ist die Folge der verfehlten Politik von Stadtrat Peter Hacker und von niemand anderem sonst. Das muss endlich klar gesagt werden. Es ist höchst an der Zeit, dass die Stadt Wien eine Fehlerkultur lernt, in der sie nicht immer die Schuld auf andere ablädt und selbst für Lösungen sorgt“, so Ferenci und Huber abschließend.