Präventionsprogramm

„Frühe Hilfen“ gehen in Wien in Vollbetrieb

Das Angebot des Präventionsprogramms „Frühen Hilfen“, das Kindern durch frühzeitige Unterstützung in der Familie einen guten Start ins Leben ermöglicht, wird ab Herbst in ganz Wien ausgerollt. Das Projekt besteht in der Bundeshauptstadt seit 2014 und wird nun flächendeckend ausgebaut. Die „Frühen Hilfen Wien“ werden zunächst mit EU-Mitteln, ab kommenden Jahr durch die Stadt Wien, das Sozialministerium und die Österreichische Gesundheitskassa (ÖGK) finanziert.

red/Agenturen

„Die 'Frühen Hilfen' ist ein Angebot für Jungfamilien, Schwangere und Kinder bis zu drei Jahren, um in Krisensituation oder schwierigen Situationen die Familien zu unterstützen“, sagte Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr (NEOS) bei einer Pressekonferenz zu Mittag in Wiener Rathaus. Wenn ein Kind auf die Welt komme, sei dies „im Leben ein sensibler Bereich, eine sensible Lebensphase“, in der Familien oft belastet seien. „Die „Frühen Hilfen“ können hier früh ansetzen, um die Familien zu begleiten“, damit es dann nicht zu Situationen komme, wo Behörden einschreiten müssen. Durch das Angebot werden Betroffene frühzeitig entlastet, deren Kompetenzen gestärkt und Hilfen organisiert - etwa bei Unsicherheit oder Überforderung im Umgang mit dem Kind genauso wie bei sozialen Belastungen, z.B. finanziellen Notlagen oder sozialer Isolation, bei psychischen Problemen der Eltern oder im Falle besonderer Herausforderungen beim Kind, wie Frühgeburtlichkeit oder Entwicklungsauffälligkeiten.

Über eine Wiener Zentrale kann per Telefon bzw. Email die „Frühe Hilfen“-Familienbegleitung kontaktiert werden. Zudem werden elementarpädagogische Einrichtungen wie Kindergärten und Kindergrippen sowie medizinische Einrichtungen auf das Angebot hingewiesen. Eine Zuweisung - etwa durch einen Kinderarzt - ist mit Einverständnis der Eltern möglich, danach werden die Betroffenen kontaktiert. Das Angebot ist freiwillig.

Die örtliche Aufteilung in der Stadt übernehmen die Organisationen „Diakonie Eine Welt Sozialdienst“, „die möwe“ und „Volkshilfe Wien“, die im Vergabeverfahren der ÖGK den Zuschlag für die Durchführung in der österreichischen Hauptstadt erhielten. Je nach Wohnort werden die Eltern von Familienbegleiterinnen und -begleitern einer der drei Organisationen kontaktiert: „die möwe“ ist in Meidling, Hietzing, Penzing, Rudolfsheim-Fünfhaus, Ottakring, Hernals, Währing, Döbling und Liesing tätig, die „Volkshilfe Wien“ in der Innenstadt, Leopoldstadt, Landstraße, Wieden, Margareten, Mariahilf, Neubau, Josefstadt, Alsergrund, Favoriten, Simmering und Brigittenau und die „Diakonie Eine Welt Sozialdienst“ in Floridsdorf und Donaustadt. Dabei sollen die Synergien der drei Organisationen genutzt werden, die ihre langjährige Expertise in den Bereichen Kinderschutz, Kinder- und Jugendhilfe und Migration einbringen.

Durchschnittliche Betreuungszeit: Ein Jahr

Rund sechs Prozent der Familien mit Kindern bis zum Alter von drei Jahren sind in Wien belastet, so Hedwig Wölfl, Geschäftsführerin der „möwe“. Rund zehn Prozent brauchen ab und zu Unterstützung. Vor rund zehn Jahre habe man mit vier Familienbegleitern begonnen, nun sind es rund 40. Mittlerweile werden rund 600 Familien in der Bundeshauptstadt betreut, diese Zahl habe sich sein 2014 verzehnfacht. „Die 'Frühen Hilfen' haben dieses Entwicklungsstadium nun verlassen“, sagte Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ). Weil viele Menschen oft die Hilfsangebote in der Stadt nicht in Anspruch nehmen, seien die „Frühen Hilfen“ nun der Lückenschluss dazu. Durchschnittlich wird eine Familie ein Jahr lang betreut.

Ein multiprofessionelles Team geht individuell auf die Bedürfnisse der Familien ein, sagte Alexandra Gröller, Geschäftsführerin des „Diakonie Eine Welt Sozialdienstes“. „Dieses wird stets von zwei Familienbegleiterinnen bzw. -begleiter mit unterschiedlichen Ausbildungen, z.B. eine Hebamme und eine Sozialarbeiterin, geführt.“ Dabei werden bis zu 14 Fremdsprachen abgedeckt. „Mit der flächendeckenden Familienbegleitung sorgen wir dafür, dass kein Elternteil alleine gelassen wird“, betonte auch Tanja Wehsely, Geschäftsführerin der „Volkshilfe Wien“. Auch mobile Teams sind von „Frühen Hilfen“ in der Stadt unterwegs.

Am 7. September lädt die Stadt Wien zu einem Kick-Off ins Rathaus ein, um das Angebot einem breiten Fachpublikum vorzustellen. „Je eher konkrete und wirksame Hilfe belasteten Familien zuteil wird, desto besser. Wir wissen, dass in Zeiten der multiplen Krisen die Herausforderungen für Familien enorm gestiegen sind“, sagte Wiederkehr.

„In Wien konnte für die Umsetzung der Frühen Hilfen eine sehr gut funktionierende Kooperation der Stadt Wien mit der Österreichischen Gesundheitskasse und den umsetzenden Organisationen - nämlich die 'möwe Kinderschutz', der 'Volkshilfe Wien' und der 'Diakonie' - aufgebaut werden. Diese breite Zusammenarbeit garantiert, dass wir mit diesem bedarfsorientierten Angebot wirklich genau jene Menschen erreichen, die unsere Unterstützung brauchen“, so Hacker. Insgesamt werden 1,6 Millionen Euro in die Hand genommen.

Durch die EU-Mitteln des Programms „NextGenerationEU“ konnten die „Frühen Hilfen“ in ganz Österreich ausgerollt werden, wurde bei der Pressekonferenz bekannt gegeben. Spätestens 2024 soll das Angebot in allen Bezirken Österreichs verfügbar sein, hieß es auf der Homepage von „Frühe Hilfen“.

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