Prävention

Früherkennungsprogramm für Darmkrebs von Zuhause aus

Darmkrebs ist die dritthäufigste Krebserkrankung in Österreich. Sie lässt sich jedoch durch die Früherkennung gut behandeln. Doch die Beteiligung an der Vorsorge wie der Darmspiegelung ist gering. Deshalb möchte die Stadt Wien nun ein neues Programm etablieren, bei dem eine Stuhlprobe zu Hause entnommen und eingeschickt werden kann. Ist diese positiv, wird eine Koloskopie vereinbart, bestätigte das Büro des Gesundheitsstadtrats Peter Hacker (SPÖ) einen Bericht der „Presse“.

red/Agenturen

Personen im Alter von 45 und 75 Jahren sollen demnach die Möglichkeit bekommen, die Stuhlprobe bequem zu Hause entnehmen zu können. Diese Probe wird dann eingeschickt und untersucht. Die Methode, um ein erhöhtes Risiko frühestmöglich herauszufinden, ist die Untersuchung des Stuhls auf okkultes - das heißt verstecktes - Blut. Die Untersuchung beruht darauf, dass Dickdarmpolypen (die Vorstufe des Dickdarmkrebses) schon in ihrem frühen Stadium Blut absondern. Obwohl dieses Blut mit freiem Auge nicht erkennbar sein kann, ist es mit dem Labortest nachweisbar.

Wenn Blut nachgewiesen wird, können die Betroffenen laut „Presse“ online oder telefonisch (jedenfalls über eine „Fast Lane“, die nur Teilnehmern vorbehalten ist) einen schnellen Termin für eine Koloskopie vereinbaren, um die Diagnose abzusichern. Werden die Polypen, die für zunächst gutartige Wucherungen der Darmschleimhaut verantwortlich sind, rechtzeitig entdeckt und abgetragen, kann die Entstehung eines Karzinoms verhindert werden.

Ziel ist es, durch ein frühzeitiges Screening eine Reduktion der Mortalität von Darmkrebs bzw. einen Zugewinn an gesunden Lebensjahren und Verbesserung der Lebensqualität zu erreichen, hieß es aus dem Büro Hacker. Bei einer Diagnose im frühen Stadium ist eine Heilung von Darmkrebs gut möglich. Ein bevölkerungsbasiertes Screening trage zur Senkung der Erkrankungshäufigkeit und Sterblichkeit bei.

„Im Vordergrund steht die Kundenorientierung“

60 Prozent aller in Österreich zwischen 2017 und 2019 gestellten Diagnosen wurden erst gestellt, als der Tumor vergrößert war und Organgrenzen durchbrochen hatte. Laut den letzten verfügbaren Zahlen aus dem Jahr 2019 erkrankten in Österreich 4.444 Personen neu an Darmkrebs, davon 2.534 Männer und 1.910 Frauen. Bei Wienern belief sich die Zahl auf 678, davon 351 Männer und 327 Frauen. Darmkrebs bleibt mit elf Prozent aller Neuerkrankungen bei Männern und zehn Prozent aller Neuerkrankungen bei Frauen nach Prostatakrebs (nur bei Männern), Brustkrebs (nur bei Frauen) und Lungenkrebs die dritthäufigste Krebsart.

Die Rahmenvereinbarungen für dieses Screening werden laut Hacker-Büro nun ausgeschrieben. Der Zuschlag soll planmäßig im Februar 2024 erfolgen. In der „Presse“ meinte der Gesundheitsstadtrat: „Im Vordergrund steht die Kundenorientierung.“ Es sei ihm egal, ob die Test-Kits zugeschickt oder abgeholt werden bzw. ist es ihm auch egal, wo sie wieder abgegeben werden. Ebenso wie die Frage, wo sie ausgewertet werden - in einem zentralen Labor oder unter Einbeziehung der niedergelassenen Ärzte sowie Laboren in Wien. Das sei auch der Grund dafür, warum die Abwicklung der Stuhltests und jene der Darmspiegelungen separat ausgeschrieben werden. „Ich kann mir gut vorstellen, dass sich hier unterschiedliche Anbieter bewerben werden, vielleicht sind auch Konsortien dabei, mir ist alles recht“, meinte Hacker in der „Presse“.

Die meisten EU-Länder haben laut Hacker-Büro bereits organisierte Darmkrebs-Screening-Programme implementiert. Im Stichjahr 2020 waren es 20 EU-Mitgliedstaaten. Diesen Umstand möchte die EU-Kommission weiter bestärken und die Mitgliedstaaten bei der Krebsvorsorge unterstützen. Ziel sei es, bis 2025 90 Prozent der Bürgerinnen und Bürger, die für Darmkrebs-Screenings infrage kommen, ein solches Screening anzubieten.

 

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