Darmkrebsvorsorge

Screeningprogramme: Fokus auf Koloskopie statt Schnelltests

Die Wiener Ärztekammer begrüßt grundsätzlich das von der Bundesregierung angekündigte österreichweite Darmkrebs-Screening-Programm. Das Projekt, bei dem Wien eine von drei Pilotregionen sein soll, bevor es österreichweit ausgerollt wird, „kann aber nur dann nachhaltig funktionieren, wenn die Ärzteschaft bereits in der Planungsphase und klarerweise in der Umsetzungsphase aktiv eingebunden wird“, betont Erik Randall Huber, Vizepräsident der Ärztekammer für Wien und Obmann der Kurie niedergelassene Ärzte. 

red

Im Gegensatz zum bestehenden Programm bietet das neue Darmkrebs-Screening-Programm den Patient:innen eine Wahlmöglichkeit zwischen einem Stuhl-Schnelltest und einer Darmspiegelung. Dabei dürfe den Patient:innen aber nicht eine falsche Gleichwertigkeit suggeriert werden.

Etwa 5000 Menschen in Österreich erkranken jährlich an Darmkrebs und mehr als die Hälfte davon stirbt an den Folgen dieser dritthäufigsten Krebserkrankung. „Darmkrebs ist aber eine Tumorform, bei der durch rechtzeitige Vorsorge das Auftreten von Tumorvorstufen erkannt und durch ihre Entfernung mittels Koloskopie Darmkrebs verhindert werden kann“, sagt Bonni Syeda, Internistin und Obfrau der Sektion Fachärzte der Wiener Ärztekammer. Derzeit nehmen österreichweit nur etwa 15 bis 20 Prozent der Menschen eine Vorsorgekoloskopie in Anspruch. Durch das geplante strukturierte Darmkrebs-Screening-Programm mit postalischen Einladungen könne diese Zahl hoffentlich gesteigert und die hohe Sterberate gesenkt werden.

Koloskopie senkt Darmkrebs-bedingte Sterblichkeit

Im Darmkrebs-Screening-Programm ist jedoch die Wahlfreiheit zwischen einer Vorsorgekoloskopie und einem Stuhl-Schnelltest (FIT) durch den medizinischen Laien vorgesehen. „Wir sehen das kritisch, weil diese Schnelltests erst anschlagen, wenn ein Darmpolyp – eine Krebsvorstufe - in der Größe weit fortgeschritten und bereits Blut im Stuhl vorhanden ist. Hingegen können mit einer Vorsorge-Koloskopie bereits kleine Polypen in einem weit früheren Stadium im Rahmen der Untersuchung erkannt und gleich entfernt werden“, so Syeda. Weiters muss nach einem positiven Stuhlschnelltest erst recht wieder eine Koloskopie durchgeführt werden. Die dann zu entfernenden Darmpolypen sind aber weit größer und die Untersuchung ist mit mehr Zeitaufwand und größerem Untersuchungsrisiko verbunden. Für die Vorsorgekoloskopie ist zudem mittels qualitativ hochwertiger Studien nachgewiesen, dass die Darmkrebs-bedingte Sterblichkeit bei den Teilnehmern gesenkt werden kann. Für den Stuhlschnelltest fehlt diese Evidenz.

„Daher sollte den am Darmkrebs-Screening Programm teilnehmenden Menschen primär eine Vorsorge-Darmspiegelung angeboten werden und lediglich bei Gegenanzeigen der Stuhltest“, so Syeda. Andernfalls bestehe die Gefahr, dass statt wie bisher eine tatsächliche Krebsvorsorge, künftig lediglich eine Krebs-Früherkennung erfolgen werde. Selbstverständlich seien alle niedergelassene Labormediziner und Endoskopiker in Wien bereit, am Screening-Programm sowie an der Abwicklung und Auswertung der Stuhl-Schnelltests mitzuwirken. Die Schnelltests sollten aber nicht nur über eine zentrale Stelle, sondern auch direkt in den Ordinationen der endoskopierenden Ärzt:innen ausgewertet werden dürfen. Dann kann bei einem pathologischen Befund gleich die Planung einer Koloskopie eingeleitet werden. „Jedenfalls muss im Sinne einer Krebsvorsorge statt Krebs-Früherkennung der Schwerpunkt des Vorsorgeprogramms auf der Koloskopie liegen und nicht beim Stuhl-Schnelltest. Wir sind auch gerne bereit, unsere Expertise in das Projekt einzubringen und als Projektpartner aufgenommen zu werden“, so Huber abschließend.