Italien führt „Recht auf Vergessenwerden“ für Krebsüberlebende ein

Ein Gesetz, das Krebsüberlebenden das Recht einräumt, ihre frühere Erkrankung gegenüber Banken und Versicherungsagenturen nicht anzugeben, um sie vor Diskriminierung zu schützen, ist von der italienischen Abgeordnetenkammer gebilligt worden. Das sogenannte „Recht auf Vergessenwerden“ wurde am Donnerstagnachmittag einstimmig verabschiedet, was auf eine seltene parteiübergreifende Unterstützung für eine Reform hindeutet.

red/Agenturen

Das Gesetz muss noch vom Senat abgesegnet werden, bevor es in Kraft tritt. Demnach sollen die Daten eines Bürgers, der seit zehn Jahren keinen Rückfall der Krebserkrankung erlitten hat, anonymisiert werden und künftig nur noch statistischen Wert haben. Damit soll die Information, dass eine bestimmte Person von Krebs genesen ist, nirgendwo mehr aufscheinen können, sagte Gesundheitsminister Orazio Schillaci.

Genesene Krebspatienten sehen sich in Italien mit zahlreichen Problemen konfrontiert, da ihnen mit größerer Wahrscheinlichkeit Kredite oder Versicherungen verweigert werden und sie sogar von Adoptionsverfahren ausgeschlossen werden. Laut dem Gesetz müssen sie Informationen über ihren früheren Gesundheitszustand nicht an Finanzinstitute oder Adoptionsbehörden weitergeben, sofern seit dem erfolgreichen Abschluss ihrer Behandlung zehn Jahre vergangen sind. Die Zehn-Jahres-Frist wird um die Hälfte verkürzt, wenn die Krankheit vor dem 21. Lebensjahr aufgetreten ist.

"Dies ist ein Gesetz, das vielen Menschen ihre Würde und Hoffnung zurückgibt“, sagte Marco Furfaro von der oppositionellen Demokratischen Partei (PD), einer der Befürworter des Gesetzentwurfs. In Italien gelten rund eine Million Menschen als von Krebs genesen.