Der „mediale Druck“ ist durchaus gegeben, weiß die Expertin: Wenn die Zeichentrickhelden von „Paw Patrol“ Smartwatch und Co. nutzen „wollen das die Kinder auch haben“. Zudem fehlt der aktuellen Elterngeneration die digitale Bildung, diese seien Autodidakten. Viele würden andere Medien wie Bücher als „antiquiert“ einschätzen und ihren Kindern am Handy vorlesen. Einerseits bekämen die Erwachsenen die Kids nicht vom Mobiltelefon weg, andererseits bekommen die Sprösslinge auch genau mit, dass die Eltern sich ständig mit dem Handy beschäftigen.
Eine der Folgen von langem und nahem Lesen sowie zu wenig Tageslicht ist Kurzsichtigkeit (Myopie), das sich zu einem Volksleiden entwickelt hat: Vier Prozent der Dreijährigen in Deutschland leiden darunter, bei den Zehnjährigen 9,8 und bei den 16-Jährigen bereits 27 Prozent, berichtete Markus Gschweidl, Innungsmeister der Optiker. Neben der Einschränkung der Lebensqualität drohen im Alter auch Krankheiten wie Makuladegeneration, Grauer Star oder Glaukom.
20/20/20 Regel sinnvoll
Myopie ist nicht heilbar, wird aber u.a. durch spezielle Kontaktlinsen und Brillengläser gemanagt, wobei auch viel Aufenthalt im Freien bei hellem Tageslicht (mindestens zehn Wochenstunden) wichtig wäre, so der Fachmann. Teilweise reagieren auch die Geräte selbst, etwa durch die Screen-Distance Funktion des iPad, der bei zu viel Nähe den Sperrbildschirm aktiviert.
Gschweidl und der Physiotherapeut Peter Weese empfahlen u.a. die Nutzungsdauer bei Kindern zu verringern, auf ausreichenden Abstand zu den Bildschirmen zu achten, für genügend Bewegung im Freien zu sorgen, aktiv zu Blinzeln und regelmäßig die Nah- durch Fernsicht zu unterbrechen. Nach der 20/20/20 Regel sollte man alle 20 Minuten für 20 Sekunden auf ein Objekt in 20 Meter Entfernung blicken.