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Diabetes

Mehr Blutzucker - mehr Herz-Kreislauf-Probleme

Umso niedriger der Langzeit-Blutzuckerwert (HbA1c), desto „herzgesünder“ ist das für Diabetiker und auch für Nicht-Diabetiker. Das ist das Ergebnis einer britischen Registerstudie, die vor kurzem in „The Lancet Regional Health/Europe“ erschienen ist. Das gilt auch für Menschen unterhalb der Grenzwerte zu Typ-2-Diabetes.

red/Agenturen

Die britische Herz-Stiftung hatte diese bisher größte wissenschaftliche Untersuchung zur Bestimmung der Unterschiede im Herz-Kreislauf-Risiko (Herzinfarkt, Schlaganfall etc.) für Männer und Frauen über das Spektrum der sogenannten HbA1c-Werte von Christopher Rentsch (Abteilung für Epidemiologie nicht-übertragbarer Erkrankungen an der London School of Hygiene) finanziert. Die Fachleute analysierten die Daten von 427.435 Erwachsenen aus der UK Biobank (DOI:10.1016/j.lanepe.2023.100693) .

Es ging dabei um die Korrelation zwischen den HbA1c-Werten und der Häufigkeit von Herz-Kreislauf-Zwischenfällen. Der HbA1c-Spiegel bezeichnet die Zuckerbelastung der roten Blutkörperchen. Er spiegelt die längerfristige Blutzuckerkonzentration abseits von kurzfristigen Veränderungen. Werte von unter 5,4 Prozent gelten als unter-normal, Werte von 5,4 bis 5,9 Prozent als normal. Für Prädiabetes, von dem in Österreich 350.000 Personen betroffen sein dürften, sind HbA1c-Pegel von sechs bis 6,5 Prozent charakteristisch. Ab 6,5 Prozent spricht man heute von Typ-2-Diabetes (in Österreich rund 800.000 Menschen).

Risiko schon bei gering erhöhten Langzeitwerten

Die britischen Wissenschafter ermittelten einen genauen Risikoverlauf für die Blutzuckerbelastung und die Häufigkeit von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. In der Gruppe der Typ-2-Diabetiker (HbA1c größer 6,5 Prozent) hatten binnen zwölf Jahren Männer um 55 Prozent öfter einen Herzinfarkt, einen Schlaganfall oder eine andere akute Herz-Kreislauf-Erkrankung als Probanden mit Normalwerten (5,4 bis 5,9 Prozent HbA1c). Bei den Frauen verdoppelte sich dieses Risiko sogar.

Doch auch schon bei Prädiabetes (HbA1c zwischen sechs und 6,5 Prozent) oder noch nicht diagnostizierter Zuckerkrankheit insgesamt war das Herz-Kreislauf-Risiko bei Männern um den Faktor 1,3 erhöht, bei Frauen um den Faktor 1,47.

Es ist allerdings sehr die Frage, ob der Blutzucker allein die Verbindung zu der größeren Häufigkeit von Herz-Kreislauf-Ereignissen darstellt oder ob er nicht eher auf einen generell ungesünderen Lebensstil bei Menschen mit einem höheren HbA1c hindeutet. Bereinigten die Statistiker in der Studie die Resultate nämlich um Lebensstilfaktoren wie Adipositas (BMI größer 30), die Einnahme von den Blutdruck senkenden Medikamenten oder von Cholesterinsenkern, blieb bei Männern mit Diabetes nur noch eine Zunahme des Herz-Kreislauf-Risikos von sechs Prozent und bei Frauen von 17 Prozent bei einem HbA1c-Wert von mehr als 6,5 Prozent übrig.

Die Autoren: „Das übermäßige Risiko bei Männern und Frauen (für Herz-Kreislauf-Erkrankungen; Anm.) konnte größtenteils durch modifizierbare Faktoren erklärt werden. Man könnte das durch mehr Engagement für Abnehmen und eine bessere Medikation gegen Bluthochdruck und mehr Verwendung von Statinen (Cholesterinsenker; Anm.) verbessern.“ Auf diese Weise ließen sich womöglich auch die Unterschiede zwischen Männern und Frauen ausgleichen.

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Rund 1.105 Personen mit Prädiabetes wurden zu wesentlichen Lebensstiländerungen mit Umstellung der Ernährung und mehr körperlicher Aktivität veranlasst.
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