Krebs

Wiener Biotech-Unternehmen will Immuntherapie „boostern“

Beim derzeit laufenden Jahreskongress der Europäischen Gesellschaft für Medizinische Onkologie (ESMO) in Madrid (bis 24. Oktober) bildet die neue Immuntherapie gegen Krebs einen Hauptschwerpunkt. Das Wiener Biotech-Unternehmen Hookipa Pharma hat dort erste positive Ergebnisse einer Art Impfung zusätzlich zu einer Immuntherapie bei bösartigen HNO-Tumoren präsentiert.

red/Agenturen

„Die vorläufigen Daten, die bei dem Kongress (...) vorgestellt wurden, zeigten ein bestätigt objektives Ansprechen von 42 Prozent und eine 74-prozentige Kontrollrate der Erkrankung bei 19 Patient:innen, deren Befunde ausgewertet werden konnten. Dies erfolgte mit HB-200 und Pembrolizumab in der Erstbehandlung mit einem Immuntherapeutikum und verdoppelte die objektive Ansprechrate im Vergleich zu einer Behandlung mit Pembrolizumab allein“, schrieb das Biotech-Unternehmen. Bei einem der Patient:innen sei es zu einem vollständigen Rückgang der Tumorerkrankung gekommen, bei sieben Probanden registrierte man ein teilweises Ansprechen, sechs Erkrankte kamen in eine stabile Phase. Die in die Studie aufgenommenen Probanden hatten nach einer ersten Behandlung wegen eines HNO-Tumors einen Rückfall erlitten oder Metastasen entwickelt. Die Beobachtungsdauer dauerte im Mittel 8,3 Monate.

Der Hintergrund: Das Immuntherapeutikum Pembrolizumab (monoklonaler Antikörper), das durch die Hemmung eines sogenannten Immun-Checkpoints das Abwehrsystem des Körpers wieder gegen Krebszellen aktivieren soll, wird seit einigen Jahren erfolgreich bei einer ganzen Reihe von Karzinomleiden eingesetzt und weiter erforscht. Doch gleichzeitig wird auch versucht, dessen Wirkungsgrad noch zu erhöhen.

Monoklonale Antikörper machen Immunzellen wieder scharf

Hier setzen die Arbeiten von Hookipa an. Das Unternehmen hat eine Art Impfstoff auf der Basis von genetisch veränderten Arenaviren entwickelt. Bei HB-200 sind es Vektoren auf der Basis des LCM-Virus (vor allem bei Mäusen vorkommend) und des Pichinde-Virus (PICV). Diese „Vehikel“ sind für den Menschen ungefährlich, bringen aber mit der Verabreichung die Erbsubstanz für die E6/E7-Antigene von Human-Papilloma-Viren (HPV16) in den Organismus der Behandelten ein. Viele HNO-Tumore entstehen auf der Basis von chronisch bestehenbleibenden HPV-Infektionen.

Das durch die Vektoren geförderte vermehrte Auftauchen von E6/E7-Antigenen soll eine Immunantwort durch spezifisch wirkende CD8-T-Lymphozyten bringen, welche Tumorzellen abtöten. Gleichzeitig soll der Checkpoint-Inhibitor Pembrolizumab die T-Zellen zu größerer Aktivität anregen, die bei Krebserkrankungen oft stark gehemmt ist. Der monoklonale Antikörper blockiert den sogenannten PD-1-Rezeptor auf Immunzellen und macht sie damit gegen bösartige Zellen wieder „scharf“.

Die in Madrid vorgestellte Studie wurde von Dr. Alan Ho, Onkologe am Memorial Sloan Kettering Cancer Center in New York durchgeführt. Für Hookipa-Geschäftsführer Joern Aldag sind die Ergebnisse für die Zukunft wichtig: Das Unternehmen will im kommenden Jahr eine Studie für Patienten mit bösartigen HNO-Tumoren auf der Basis dieses Behandlungskonzeptes starten. Dann soll es aber auch eine Kontrollgruppe geben, um einen Vergleich zur bisher etablierten Therapie durchführen zu können. Man will so mehr objektive Hinweise auf eine verbesserte Wirksamkeit der Immuntherapie mit dem monoklonalen Antikörper allein sammeln. International gibt es viele Ansätze, die darauf abzielen, den Effekt der neuen Immuntherapie, für deren Entwicklung es 2018 den Medizin-Nobelpreis gab, zu erhöhen.

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