In Japan herrscht Baby-Mangel

Japans Bevölkerung schrumpft und altert im Rekordtempo. Im vergangenen Jahr fiel die Zahl der Geburten erstmals unter die Marke von 800.000 Babys, wie die Regierung am Dienstag bekannt gab. Zugleich stieg die Zahl der Sterbefälle auf das Rekordhoch von rund 1,6 Millionen.

red/Agenturen

Ministerpräsident Fumio Kishida erklärte zwar die Ankurbelung der Geburten zur wichtigsten Aufgabe. So sollen Eltern mehr Geld bekommen, Dienstleistungen für Familien ausgebaut und Japans Arbeitswelt reformiert werden. Doch Experten bezweifeln, dass das wirklich etwas ändert. Bisher sind alle Versuche der Regierung, die Geburtenrate anzukurbeln, ohne Erfolg geblieben.

Angesichts der niedrigen Geburten und kaum vorhandener Immigration altert Japan so schnell wie keine andere Industrienation der Welt. Ganze Landstriche sterben aus, Häuser stehen leer und verfallen, Schulen werden geschlossen. Viele Japanerinnen und Japaner heiraten immer später und schieben auch die Geburt des ersten Kindes hinaus. Zudem sind viele Frauen nicht bereit, für Kinder auf ihre eigene Karriere zu verzichten. Auch eine mangelnde Beteiligung der Männer mit ihren langen Arbeitszeiten wird als Grund angeführt. Hinzu kommt, dass sich viele Jüngere eine Familie nicht leisten können.

Einige Sektoren der Wirtschaft wie die Baubranche, der Handel oder die Gastronomie leiden als Folge des Geburtenrückgangs unter spürbarem Arbeitskräftemangel. Zwar gelang es der Regierung mehr Frauen in den Arbeitsmarkt zu integrieren und ältere Menschen länger zu beschäftigen. Doch ohne ausländische Gastarbeiter geht es auch in Japan nicht mehr.

Dass Japan sich irgendwann doch noch zu einer breiten Einwanderung durchringt, halten viele Experten für unwahrscheinlich. Das kulturell abgeschlossene Land scheue sich vor den Herausforderungen, die eine solche Öffnung mit sich bringen würde. Dazu gehöre auch die Angst vor mehr Kriminalität in einem Land, das bisher als eines der sichersten der Welt gilt.