Diabetes

Diabetes: Rund 800.00 Patient:innen in Österreich

In Österreich sind insgesamt mehr als 800.000 Menschen von Diabetes - volkstümlich „Zuckerkrankheit“ - betroffen. 90 Prozent davon leiden an Diabetes mellitus Typ 2, häufig fälschlicherweise als „Alterszucker“ bezeichnet, 350.000 an Prädiabetes, einer Vorstufe von Typ 2 Diabetes. Auch wenn Wissen und effektive Behandlungsmöglichkeiten steigen, nehme der Anteil der Patient:innen mit der „Volkskrankheit“ zu, wurde nun von Expert:innen bei einem Pressegespräch erläutert.

red/Agenturen

Laut Österreichischer Diabetes Gesellschaft (ÖDG) stirbt alle 50 Minuten in Österreich ein Mensch an den Folgen einer Diabeteserkrankung. „Man kann sehr, sehr viel dagegen tun“, zeigten sich die Mediziner überzeugt. Die chronische Erkrankung Diabetes mellitus Typ 2, die eine genetische Komponente hat, aber durch Lebensstil-Veränderungen positiv beeinflusst werden kann, erfordere eine lebenslange Auseinandersetzung, um sie erfolgreich im Alltag bewältigen zu können, hieß es im Vorfeld des Weltdiabetestages am 14. November. Vor allem Bewegungsmangel und Übergewicht haben laut ÖDG negative Auswirkungen, die sich unter anderem in einer um 13 Jahre niedrigeren Lebenserwartung manifestieren - selbst bei einer relativ frühen Diagnose mit 30 Jahren.

Das vielversprechende Medikament „Ozempic“, das auch als „Abnehmspritze“ für Nicht-Diabetiker im Einsatz ist, bleibe heiß begehrt. Dies könne weltweit weiterhin zu Engpässen führen: Aktuell gibt es in Österreich zwischen 40.000 und 45.000 Verschreibungen, bis ins nächste Jahr hinein können rund 35.000 versorgt werden. Genauer könne man das Ende der Verknappung nicht vorhersagen. „Die Anbieter sind bemüht, die Situation zu beheben.“ Momentan rechnet man mit dem zweiten bis vierten Quartal 2024. Nachdrücklich gewarnt wird vor dem Privatkauf, vor allem im Internet, nachdem Fälschungen, aber auch verunreinigte Präparate im Umlauf sein können. Es gebe aber durchaus Alternativen.

Ein zentraler Faktor für eine effektive Behandlung ist und bleibt die Früherkennung: Screenings und darauf aufbauende innovative Therapien wirken heutzutage sehr gut und können schwere Folgeschäden verhindern. Allerdings wird die Diagnose nach wie vor viel zu spät gestellt: Durchschnittlich vergehen sechs Jahre.

Jährlich 3.300 Diabetestote

„Zahlreiche Daten belegen klar, dass Screening, frühe Diagnose und zielgerichtete Therapie zum Erhalt der Lebensqualität und zur Reduktion der Sterblichkeit maßgeblich beitragen“, mahnte Michael Resl, Erster Sekretär der ÖDG und Oberarzt in der Abteilung für Innere Medizin im Konventhospital Barmherzige Brüder Linz. „Diese Erkenntnisse führen zu einem klaren Auftrag an alle Ärzt:innen, ihre Risiko-Patient:innen regelmäßig auf Diabetes und Prädiabetes zu screenen, um Folgeschäden zu minimieren.“

„Ab dem 35. Lebensjahr empfiehlt die ÖDG allen Menschen, ihr Diabetes-Risiko anhand des HbA1c-Werts oder eines oralen Glukosetoleranztests bestimmen zu lassen. Bei unauffälligen Resultaten sollte alle drei Jahre ein weiteres Screening erfolgen“, so Martin Clodi, ÖDG-Präsident und Vorstand der Abteilung für Innere Medizin im Konventhospital Barmherzige Brüder Linz.

Diabetes mellitus Typ 2 kann Schäden am ganzen Körper wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Nerven-, Nieren- oder Augenschädigungen oder Lebererkrankungen verursachen. Bundesweit gilt Diabetes als die häufigste Ursache für die Notwendigkeit einer Nierenersatztherapie, führt bei 200 Menschen jährlich zu Erblindung und ist der Hauptgrund für nicht-unfallbedingte Beinamputationen.

Laut Statistik Austria sterben jährlich über 3.300 Personen an Diabetes; diese Zahlen wären jedoch unvollständig und viel zu niedrig angesetzt, meinte Clodi. „Von zwei Diabetes mellitus Typ 2-Patient:innen bekommt einer im Lauf seines Lebens eine Herzinsuffizienz, und gerade die Herzinsuffizienz ist viel zu oft für einen frühen Tod verantwortlich. Die Statistik Austria weist 31.403 kardiovaskuläre Erkrankungen als Todesursachen auf. Davon können mehr als 18.000 in die Diabetes-Statistik inkludiert werden.“

Menschen mit Diabetes wären auch besonders gefährdet für schwere Covid-19 Krankheitsverläufe, so die ÖDG. Eine Impfung wird, wie auch gegen Grippe, dringlich empfohlen.

 

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