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Frühe Diabetes-Erkrankungen lassen Lebenserwartung stark sinken

Im Jahr 2021 litt bereits mehr als eine halbe Milliarde Menschen an Typ-2-Diabetes. Ein britisches Wissenschafterteam hat jetzt die Auswirkungen auf die Sterblichkeitsraten erforscht. Demnach steigt die Gefahr eines vorzeitigen Todes mit jedem Jahr Erkrankungsdauer. Die Gesamtsterblichkeit aus allen Ursachen erhöht sich bis um den Faktor 2,69.

red/Agenturen

„Die Häufigkeit von Typ-2-Diabetes (nicht insulinabhängiger Diabetes, ehemals 'Altersdiabetes'; Anm.) steigt weltweit. Dieser Trend wird vor allem durch den Lebensstil und gesellschaftliche Faktoren getrieben, die mit Adipositas, Ernährung und (mangelnder; Anm.) körperlicher Aktivität in Verbindung stehen. 2021 gab es weltweit geschätzt 537 Millionen Erwachsene mit Diabetes. Immer öfter wird die Erkrankung im jüngeren Alter diagnostiziert“, schrieben die Autoren jetzt in "The Lancet Diabetes & Endocrinology“ (DOI:https://doi.org/10.1016/S2213-8587(23)00223-1).

Diabetes-Erkrankung senkt Lebenserwartung um sechs Jahre

Dass Typ-2-Diabetes auch schon bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen vorkommt, ist relativ neu. Schon bisher schätzte man, dass eine solche Erkrankung im Durchschnitt die Lebenserwartung um durchschnittlich sechs Jahre senkt. Doch der Einfluss des Zeitpunkts der Diagnose war bisher unbekannt. Die britischen Wissenschafter analysierten deshalb die Daten von 1,5 Millionen Betroffenen mit einem Beobachtungszeitraum von insgesamt 23,1 Millionen Lebensjahren. Als Kernkriterium wurde die Gesamtmortalität aus allen Ursachen gewählt.

Laut den Experten ist die Auswirkung der Dauer einer Diabeteserkrankung vom Typ 2 enorm: Bei einer Erstdiagnose im Alter zwischen 30 und 39 Jahren steigt die Todesrate im Vergleich zu Nicht-Diabetikern auf das 2,69-Fache. In der nächsten Altersgruppe (40 bis 49 Jahre) ist die Mortalität um das 2,26-Fache erhöht, bei Diagnose zwischen 50 und 59 Jahren beträgt der Faktor 1,84 (plus 84 Prozent). Tritt Typ-2-Diabetes im Alter zwischen 60 und 69 Jahren auf, erhöht sich die Sterblichkeit um den Faktor 1,57, in den Altersklassen darüber um den Faktor 1,39 (plus 39 Prozent). Diese Ergebnisse waren für Männer und Frauen gleich.

Die Wissenschafter: "Verwendet man die Zahlen der USA, stirbt ein 50-Jähriger, bei dem Diabetes im Alter von 30 Jahren diagnostiziert worden ist, um 14 Jahre früher als jemand, der nicht zuckerkrank ist. Bei einer Diagnose mit 40 Jahren stirbt der Betroffene um zehn Jahre früher, bei Ausbruch der Erkrankung mit 50 Jahren reduziert sich die Lebenserwartung um sechs Jahre. Benutzt man die Daten aus der EU entsteht eine Schätzung mit im Durchschnitt um 13, neun oder fünf weniger zu erwartende Lebensjahre (Diagnose mit 30, 40 oder 50 Jahren; Anm.)."

Mit jedem Jahrzehnt, mit dem Typ-2-Diabetes früher auftritt und diagnostiziert wird, sinkt deshalb die Lebenserwartung um drei bis vier Jahre. Laut den Wissenschaftern, deren Studie von der britischen Herzstiftung und anderen öffentlichen Institutionen in Großbritannien bezahlt worden ist, sollte das zur Entwicklung spezieller Programme zur Verhinderung der Zuckerkrankheit bei jungen Menschen und zur Verbesserung der medizinischen Versorgung Betroffener führen.

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